Christine Bendik (28.08.2016)

Interview mit Christine Bendik

christine giegerichLiteratopia: Hallo, Christine! In Kürze erscheint Dein neuer Thriller „Survive – Überlebe, wenn du kannst“ bei Amrûn. Was erwartet die Leser?

Christine Bendik: Hallo Judith! Die Leser erwartet ein spannender Survival-Trip. Drei junge Menschen reisen auf eine einsame kanadische Insel. Sie wollen versuchen, allein zurechtzukommen, ohne die Segnungen der modernen Zivilisation, ohne Kühlschrank, Backofen, Supermarkt.

Zunächst läuft auf Lily Island alles wie geplant und die drei Abenteurer genießen ihre Auszeit. Aber der Inselbesitzer entwickelt sich zu einem Tyrannen und obendrein passiert ein Mord in den Wäldern. Sind sie noch sicher? Was als Spaß begann, wird zum Horrortrip.

Literatopia: Wie überlebt man ohne Kühlschrank, Backofen, Supermarkt?

Christine Bendik: Man überlebt mit dem, was die Natur hergibt, ob es darum geht, Nahrung zu beschaffen oder z.B. um den Bau eines Unterschlupfs.

Literatopia: Woher stammt Nelas Aquaphobie? Und spielt diese im Roman noch eine wichtige Rolle?

Christine Bendik: Ich möchte nicht zu viel verraten. Die Aquaphobie ist tatsächlich ein zentrales Element im Buch.

Literatopia: Die Idee zu „Survive“ entstand während eines Inselurlaubs in Kanada. Was hat Dich an der Wildnis dort so fasziniert?

Christine Bendik: Zu verdanken hatte ich damals die fantastische Reise meinem Schwiegersohn, der die Insel bei einem Preisausschreiben von Haribo gewonnen hatte. Ein Urlaub der besonderen Art: Ein einziges Blockhaus auf 50.000 Quadratmetern und die Nachbarn vom Festland ein gutes Stück Bootsfahrt entfernt. Freiheitsgefühl pur . Summende Kolibris auf der Veranda, putzige Streifenhörnchen, die aus der Hand fressen. Nachts, am Lagerfeuer, schallt das Rufen, Brummen, Röhren des Wildes über den See. Oder war es ein Bär?

Da kommt Autorin schon mal auf Ideen: Was wäre, wenn du hier gestrandet wärst? Wenn du nichts am Leib hättest als ein altes Hemd und in der Tasche ein scharfes Messer…

Vieles, was ich im Buch beschreibe, habe ich so erlebt. Zum Glück mussten wir aber unser Essen nicht selbst jagen.

Literatopia: Vergangenes Jahr ist Deine Halloween-Story „Séance“ erschienen. Was entdeckt Deine Protagonistin Silke darin Schauriges?

Christine Bendik: Dass die Sache mit dem Vertrauen auch scheitern kann. Dass es Dinge in ihrem Leben gibt, die sich durch keine Schulweisheit erklären lassen.

Literatopia: Hast Du selbst schon einmal an einer Séance teilgenommen?

Christine Bendik: Nein. Daran habe ich mich bislang nur auf dem Papier beteiligt.

Literatopia: „Séance“ ist bei Knaur als eRiginal erschienen. Was hältst Du persönlich von eBooks? Und macht es Sinn, eine Story ausschließlich als eBook herauszubringen?

Christine Bendik: Für einen Band wie Séance mit unter hundert Seiten finde ich das Angebot E-Book ideal. Ansonsten schätze ich beide Varianten, als Autorin und auch als Leserin.

Meinen Reader nutze ich gern und oft, auf Reisen, im Wartezimmer, in der Bahn. Bei anderen Gelegenheiten gefällt es mir, ein Papierbuch in Händen zu halten. Da ich Ähnliches auch von Freunden höre, scheint mir der Print nebst E-Book Pflicht zu sein.

Literatopia: 2014 ist Dein Debütroman „Hatecrimes“ erschienen, ein Jugendbuch über Fremden- und Rassenhass. Konntest Du damals schon erahnen, wie aktuell dieses Thema 2016 sein würde?

Christine Bendik: Das konnte ich natürlich nicht ahnen. Aber das Thema war leider immer präsent. Die Thematik in „Hatecrimes“, einem Jugendthriller, umfasst Fremdenhass und Hass auf alles Andersartige. Es geht um Ausgrenzung und Benachteiligung, und da sehe ich durchaus Parallelen zur aktuellen Situation.

Literatopia: Wie gerät Deine Protagonistin Jenna in eine Neonazi-Jugendgruppe?

Christine Bendik: Die Liebe. Jenna trifft diesen einen Jungen, der ihr komplettes Leben auf den Kopf stellt. Jung und verliebt, schlägt sie alle Warnungen in den Wind…

Literatopia: Hast Du für „Hatecrimes“ im rechten Umfeld recherchiert?

Christine Bendik: Das blieb nicht aus bei so einem brisanten Thema. Zum einen habe ich schriftliches Material gesammelt und mich im Internet informiert. Außerdem hatte ich Gelegenheit, mit Menschen zu sprechen, die einschlägige Erfahrungen gemacht haben.

seanceLiteratopia: Was macht Deiner Meinung nach einen richtig guten Thriller aus? Und was fasziniert Dich persönlich an dem Genre?

Christine Bendik: Das Synonym für einen guten Thriller heißt für mich: Spannung. Es hat seinen eigenen Reiz, in die menschlichen Abgründe meiner Figuren zu blicken. Ihre Sorgen und Nöte zu beleuchten, ihre Leidenschaften, die Beziehungen untereinander. Der Frage nachzuspüren, warum jemand zum Täter wird.

Literatopia: Zusammen mit Katie Schweitzer hast Du die Kurzgeschichtensammlung „Raben vergessen nicht“ über Books on Demand veröffentlicht. Warum habt Ihr Euch dazu entschieden, die Sammlung selbst zu veröffentlichen?

Christine Bendik: Kurzgeschichten scheinen leider einen eher schwierigen Stand auf dem Markt zu haben und so haben wir von vorneherein darauf verzichtet, den Weg der Verlagssuche zu gehen.

Literatopia: Wie sah Eure Zusammenarbeit aus? Habt Ihr Eure Geschichten einfach in ein Buch gepackt oder habt Ihr manche auch zusammen geschrieben?

Christine Bendik: Katie und ich haben uns während der Schreibphase leider kaum persönlich gesehen. Nach Fertigstellung einiger Storys wurde gemeinsam über die für unser Projekt passenden Geschichten entschieden, die im Anschluss ein Lektorat durchliefen. Das Ganze via E-Mail, da Katie in Baden-Württemberg wohnt und ich in Bayern. Einer unserer Schwerpunkte lag dabei auf Facetten-Reichtum: Längere und kürzere Storys, die zum Nachdenken anregen, aber auch Spannung, Verwicklungen und Gefühl.

Literatopia: Die Standardfrage, die in keinem Autoreninterview fehlen darf: Wie bist Du zum Schreiben gekommen?

Christine Bendik: Ein Klinikaufenthalt in ganz jungen Jahren war schuld. Als mir die Zeit zu lang wurde, brachte eine Freundin einen Schwung Heftromane. Es muss ein besonders spannender darunter gewesen sein, denn er sorgte dafür, dass ich, noch im Krankenzimmer, die erste Szene schrieb. Noch bevor eine längere Schreibpause erfolgte – Beruf, Familiengründung – wurden drei Romane im Bastei-Verlag veröffentlicht.

Literatopia: Du hast früher Heftromane verfasst. Worin liegen – abgesehen von der Länge – die Unterschiede zu Deinen „richtigen“ Romanen?

hatecrimesChristine Bendik: Nun muss ich doch die Länge ansprechen. Es ist ein Unterschied, ob ich mir für eine Geschichte Zeit und Raum lassen kann oder ob ich bei Seite 100 fertig sein muss. Von daher ist es noch ratsamer als beim längeren Buch, einen genauen Plan über den Ablauf zu haben. Auch insgesamt gesehen hat der Autor beim Heftroman nicht ganz so freie Hand, denn es gibt gewisse Vorgaben über z.B. den Handlungsverlauf, die Wahl der Figuren, das Happy-End.

Literatopia: Arbeitest Du bereits am nächsten Buch? Und kannst uns vielleicht schon etwas darüber verraten?

Christine Bendik: Nach dem Buch ist vor dem Buch. Ich arbeite an einer Art „Herzensprojekt“, das mich schon länger beschäftigt. Es ist ein Thriller, der in Deutschland spielt, mit einer weiblichen Hauptfigur als Ermittlerin. Aber ich halte es für verfrüht, zu diesem Zeitpunkt mehr zu sagen.

Literatopia: Herzlichen Dank für das Interview!

Christine Bendik: Ich habe zu danken.


Autorenfoto: Copyright by Uschi Hoffmann

Autorenhomepage: www.c-bendik.de


Dieses Interview wurde von Judith Madera für Literatopia geführt. Alle Rechte vorbehalten.