Der geheime Zirkel I – Gemmas Visionen (Libba Bray)

dtv junior (Mai 2016)
Originaltitel: A Great and Terrible Beauty
Übersetzerin: Ingrid Weixelbaumer
Taschenbuch
477 Seiten, 10,95 EUR
ISBN: 978-3-423-71683-3

Genre: Historische Urban Fantasy/ Mystery


Klappentext

England 1895: Gemma und ihre Freundinnen besuchen ein Internat für höhere Töchter. Den strengen Regeln zum Trotz treffen sie sich nachts in einer Höhle zu spiritistischen Séancen. Dabei lesen sie aus einem mysteriösen Tagebuch, das von einem magischen Reich berichtet. Eigentlich glauben die Mädchen nicht an so einen Unsinn, aber Gemma wird immer wieder von Visionen heimgesucht, in denen sie etwas ganz Ähnliches sieht…


Rezension

Gemma Doyle, die 16-jährige Tochter eines englischen Geschäftsmann, kann es nicht erwarten, Indien zu verlassen und sich in das gesellschaftliche Leben Londons zu stürzen. Doch es ist ausgerechnet der Tod ihrer Mutter, der ihr ihren Wunsch erfüllt. Und Gemma weiß nur zu gut, dass die Behauptung ihrer Familie, ihre Mutter sei an der Cholera gestorben, eine Lüge ist, denn in einer verwirrenden Vision hat sie ein schattenhaftes Wesen gesehen – und den Selbstmord, mit dem ihre Mutter ihm zu entkommen versuchte.

Auch in England suchen sie beängstigende Visionen heim. Der geheimnisvolle Kartik heftet sich an ihre Fersen und bombardiert sie mit Warnungen und Verboten, ohne ihr zugleich zu erklären, was geschieht. Im Internat wird sie in die kleinlichen Intrigen der Schülerinnen verwickelt und freundet sich schließlich entgegen aller Wahrscheinlichkeit mit Mädchen an, die verschiedener nicht sein könnten: Die unscheinbare Ann, die lebenssprühende, herrschsüchtige Felicity und die schöne, naive Pippa. Wie Gemma leiden sie darunter, permanent bevormundet und durch gesellschaftliche Regeln und Geschlechterrollen eingeengt zu werden und sehen den für sie vorgezeichneten Lebenswegen mit Grauen entgegen.

Nachts schleichen sie sich nach draußen. Gemma findet das Tagebuch Mary Dowds, einer ehemaligen Schülerin, die gelernt hat, das „magische Reich“ und seinen dunklen Zwilling, die von bösen Geistern bewohnte „Winterwelt“ zu betreten. Nach und nach erfahren die vier mehr über die dramatischen Ereignisse, die darauf folgten und Gemma lernt ihre Visionen besser zu kontrollieren und beginnt mit ihren Fähigkeiten zu experimentieren. Während ihre Freundinnen darin nur ein aufregendes Spiel sehen, beginnt Gemma bald, sich zu fürchten, denn das Schattenwesen aus ihrer ersten Vision ist zurückgekehrt. Als sie erfährt, wie Mary Dowds Geschichte ausging, stelltt alles, was sie über sich und ihre Familie zu wissen glaubte, als Lüge heraus.

„Gemmas Visionen“ ist in der ersten Person aus Gemmas Sicht geschrieben und einem eher einfachen Stil gehalten. Gemma trägt schwer an ihren Geheimnissen und dem Wissen um ihre nach dem Tod ihrer Mutter zerrüttete Familie – und ist damit nicht die Einzige. Auch ihre Freundinnen bringen ihre Geheimnisse und Probleme mit. Die Vier könnten zwar noch etwas vielschichtiger sein, aber sie haben dennoch neben ihren Stärken auch ausgeprägte Schwächen und eigene, teilweise nur angedeutete konfliktreiche Hintergrundgeschichten.

Libba Bray widersteht der Versuchung, sie oder ihre Freundschaft idealisiert darzustellen, wodurch die Geschichte sehr gewinnt. Teilweise verhalten sie sich kindischer, als man es von Mädchen ihres Alters erwarten würde, andererseits werden sie von ihrem Umfeld nicht gerade zu erwachsenem, selbstbestimmtem Handeln ermutigt, also erscheinen dies und ihre Fixierung auf die Hackordnung und die Freundschaften im Internat durchaus folgerichtig.


Fazit

„Gemmas Visionen“ ist eine Internatsgeschichte mit ausgeprägten übernatürlichen Elementen. Das historische Setting macht das Ringen der Protagonistinnen mit den starren gesellschaftlichen Regeln ihrer Zeit zu einem wichtigen Konflikt, doch in Libba Brays Roman geht es auch um Magie, Schuld und ein altes Geheimnis, dem die Figuren Schritt für Schritt näher kommen. Die Handlung schreitet nicht allzu schnell voran und der Stil ist eher schlicht, aber das Buch liest sich trotzdem flüssig, angenehm und unterhaltsam und macht neugierig auf den nächsten Teil.


Pro und Contra

+ Figuren mit Schwächen
+ Gemma ist nicht die einzige Figur mit Problemen und inneren Konflikten
+ überraschende Enthüllung am Ende
+ historisches Setting

o sehr schlichter Stil
o Internatsleben und Intrigen der Schülerinnen spielen eine große Rolle

- Handlung schreitet eher langsam voran
- einige Mitschülerinnen klischeehaft zickig

Wertung:

Handlung: 3,5/5
Charaktere: 4/5
Lesespaß: 4,5/5
Preis/Leistung: 3,5/5


Rezension zu "Der geheime Zirkel - Circes Rückkehr" (Bd. 2)

Tags: Libba Bray, historische Fantasy, Magie, London