Mark Millar Collection Bd.1 – Wanted (Mark Millar, J. G. Jones)

Verlag: Panini; (September 2016)
Gebundene Ausgabe: 196 Seiten; 19,99 €
ISBN-13: 978-3957989475

Genre: Superschurken


Klappentext

Wesley Gibson sitzt in seiner Box in einem Großraumbüro und denkt, er wäre genau wie alle anderen. Aber sein Leben wird in der Sekunde auf den Kopf gestellt, als er erfährt, dass er der Sohn von „Killer“ ist, einem Mitglied der Bruderschaft der Superschurken, die seit 1986 heimlich die Welt regiert.

Nach dem gewaltsamen Tod seines Vaters wird Wesley in die Bruderschaft aufgenommen und erkennt, dass er über dieselben Fähigkeiten verfügt wie sein Vater. Er wird der neue „Killer“ und sieht die Welt mit anderen Augen. Eine Welt, in der die Superhelden tot sind. Er genießt sein neues Leben als Superschurke in vollen Zügen und versucht, den Mord an seinem Vater aufzuklären. Wesley Gibson ist der Killer, ein Schurke, ein Held... und vor allem begehrt.

Die MARK MILLAR COLLECTION versammelt erstmals die größten Erfolge aus der Feder des Comic-Wunderkinds und Erfolgsautors Mark Millar in edlen Hardcover-Sammelbänden mit jeweils umfassendem Bonusmaterial.


Rezension

Wesley Gibson führt ein Leben wie so viele andere. Angeödet und frustriert von seinem Job und seiner Beziehung vegetiert er praktisch vor sich hin und macht gute Miene zum bösen Spiel. Kraft, sein Leben ins Positive zu ändern, scheint er keine zu besitzen und so akzeptiert er, was die Welt für ihn bereit hält. Egal, was es ist, selbst, dass seine Freundin ihn mit seinem besten Freund und anderen Männern betrügt, ist nichts, worüber er sich aufregen würde. Zu abgestumpft ist er mittlerweile. All das ändert sich, als sein Vater ermordet wird. Diesen hat Wesley zwar nie kennengelernt, aber er hat Wesley sein gesamtes Vermögen hinterlassen – unter einer Bedingung. Sein Vater war der beste Killer der Welt und gehörte der Bruderschaft der Superschurken an. Will Wesley sein Erbe antreten, muss er sechs Monate für die Bruderschaft arbeiten. Und er erfährt nun, dass es früher Superhelden gab, diese aber in einer großen Schlacht von den Superschurken 1986 besiegt wurden und seitdem die Schurken die Welt aus dem Verborgenen heraus regieren. Was natürlich Konfliktpotential birgt. Denn nicht jeder Schurke will sich vor den Augen der Welt verbergen. Für Wesley Gibson öffnet sich somit eine völlig neue Welt, die er mit Hilfe der aufregenden Fox kennen und schätzen lernt.

Was wäre wenn es Superhelden gegeben hätte, sie aber den Schurken unterlegen gewesen wären? Was würdest du tun, wenn du plötzlich alles machen kannst, ohne irgendwelche Konsequenzen befürchten zu müssen? Würdest du dich an allen rächen, die dir jemals quer gekommen sind? Wenn man so will, geht Mark Millar genau diesen Fragen nach. Sein Wesley Gibson ist der Durchschnittsmann, der von allen Fesseln befreit auf einen großangelegten Rachefeldzug geht und zunächst praktisch Amok läuft. Da keine Grenzen und Gesetze mehr für ihn existieren, nutzt er dies konsequent und unweigerlich tauchen die erwähnten Fragen auf. Wesley Gibson ist dabei sicher kein Sympathieträger, er raubt, vergewaltigt und mordet sich durch die Gegend und ist ebenso in seiner Wortwahl nicht gerade zimperlich. Was er will, nimmt er sich. Ein Wunsch, den man vielleicht in sich trägt, aber nun in aller roher Gewalt vor Augen geführt bekommt und dies ist kein schöner Blick auf die mögliche innere Natur des Menschen. Zusätzlich ist es natürlich reizvoll, sich auszumalen, inwiefern sich die Welt ändern würde, wenn Superschurken das Sagen hätten und dabei so geschickt wären, eben nicht in der Öffentlichkeit zu agieren, sondern im Verborgenen. Mark Millar nimmt die Klischees des Superheldengenres und bricht sie, in dem er sie in ihr Gegenteil verkehrt. Die Schurken haben gewonnen, weil sie eben gemeinsam gekämpft haben und nicht einzeln oder in kleinen Gruppierungen. Die Superhelden hingegen fristen nur noch ein kümmerliches Dasein und können sich an nichts erinnern, da die Bruderschaft eine Maschine besitzt, die die Realität verändert. Wie sie funktioniert, ist für Wanted egal, denn das Ergebnis zählt in Wanted. Und das ist stellenweise sehr witzig und voller Anspielungen auf die Popkultur. Keiner der DC- oder Marvelhelden wird genannt, aber die Andeutungen sind überdeutlich. So spielt Mark Millar mit den Versatzstücken eines Genres, dass sich eigentlich zu einer solchen Parodie anbietet, bei dem die Gelegenheit dazu, aber fast nie genutzt wird und vor allem nicht in solch heftiger Art und Weise. Blut fließt literweise und eine Seite ohne Schimpfwort ist wohl nicht zu finden. Die Figuren sind alle nicht nett und identifizieren kann man sich auch nicht mit ihnen, oder besser sollte man es nicht können, wenn man als geistig gesund gelten möchte. Allerdings strahlen sie eine gewisse Coolness aus, die sie interessant macht. So entsteht ein irrer Gewalttrip, der auf so einige wie ein Schlag in den Magen wirken mag und vor allem auch Kopfschütteln erzeugt. Alle anderen haben auf jeden Fall einen Riesenspaß mit Wesley Gibson und Co. Die beiden letzten Seiten sind dann noch etwas ganz besonderes.
Mit der Verfilmung hat Wanted im Übrigen praktisch nichts zu tun. Dafür wurde nur die Grundidee einer Bruderschaft und eines überragenden Killers übernommen, ansonsten ist sie viel geerdeter und harmloser.

J.G. Jones hat Wanted in klare Bilder gefasst, auch wenn die Körperproportionen nicht immer zu stimmen scheinen, wirkt Wanted sehr realistisch und ist dynamisch in seinen Actionszenen. Er nimmt keine Rücksicht beim Darstellen der Gewalt und zeigt sie ungeschminkt. In keinster Weise mildert er Mark Millars Geschichte ab und das ist genau das, was sie benötigt, um ihre Wirkung zu entfalten. J.G. Jones ist bei Wanted der perfekte Partner für Mark Millar.

Als Teil der Mark Millar Collection beinhaltet Wanted in dieser Ausgabe umfangreiches Bonusmaterial, welches unter anderem aus einem Vorwort von Brian K. Vaughan und den Covern und Alternativcovern besteht. Zusätzlich erfährt der Leser woher Mark Millar die Idee für Wanted hatte und es gibt Dossiers zu den Figuren, entfallene Szenen und Einblicke in die Arbeitsweise.


Fazit

Wanted ist ein blutiger Trip, der sich nicht davor scheut Konventionen zu brechen oder zu bedienen und dies vollkommen ungebremst tut. Mark Millar macht bei seiner Geschichte weder in Wort noch Tat irgendwelche Kompromisse.


Pro & Contra

+ kompromisslos in seiner Darstellung
+ Fox
+ gut durchgespielte Grundidee
+ Hardcover
+ rund 50 Seiten Bonusmaterial

Bewertung:

Handlung: 4/5
Charaktere: 4/5
Zeichnungen: 4/5
Lesespaß: 4/5
Preis/Leistung: 5/5


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