Dirk van den Boom (01.11.2016)

Interview mit Dirk van den Boom

dirk van den boomLiteratopia: Hallo, Dirk! Jüngst ist mit „Prinzipat“ der Auftaktband zu „Die Welten der Skiir“ bei Cross Cult erschienen. Was erwartet die Leserschaft?

Dirk van den Boom: Wenn ich nur immer wüsste, was die Leserschaft so erwartet! Wollen die Leser mehr Raumschiffe? Mehr Aliens? Roboter? Protagonistinnen in enger Schutzkleidung? Es wäre alles so viel einfacher, wenn ich das vorher wüsste. Also musste ich mir selbst etwas ausdenken, und diesmal ist die Wahl auf eine Space Opera gefallen, die Elemente verschiedener Bereiche miteinander verbindet: ein klein wenig Politthriller, ein klein wenig Military SF, ein paar galaktische Rätsel, wirklich mächtig große Explosionen und eine Reihe von sehr überfordert wirkenden Handlungsträgern.

Literatopia: Wer sind die Skiir? Woher kommen sie? Und über wie viele Welten herrschen sie?

Dirk van den Boom: Das Imperium der Skiir umfasst offensichtlich mehrere Tausend bewohnte Welten – ich lege mich da nicht so sehr fest, ich möchte, dass es einfach nur sehr groß und mächtig, am Anfang vor allem unantastbar und unüberwindbar erscheint, ein Bild, das im Laufe der Handlung seine Risse bekommen wird.

Woher sie kommen, das weiß ich ganz genau, es gehört aber zu den Pointen der Trilogie, dies zu enthüllen, und daher möge man mir nachsehen, dass ich dazu an dieser Stelle nichts sage.

Literatopia: Du wirst des Öfteren zitiert, dass es Dir bei Deinen Geschichten vor allem auf „Aliens, Raumschiffe und Titten“ ankäme – wird „Die Welten der Skiir“ dem gerecht? Und was steckt hinter diesem Zitat?

Dirk van den Boom: Dahinter steckt vor allem erstmal etwas Selbstironie, aber wie jede Übertreibung hat sie auch ihren wahren Kern. Ich lese und schreibe keine Betroffenheits-Phantastik, die in ihren Werken auf tiefgreifende Probleme der spätkapitalistischen Gesellschaft oder die Vereinsamung des orientierungslosen Individuums im Zeitalter der Digitalisierung oder sonstwas hinweisen möchte. Das können andere sicher besser, ich versuche es gar nicht erst. Da habe ich als bewussten Kontrapunkt irgendwann mal diesen Spruch da oben erschaffen, der ist schön griffig und hängt mir nun an – und das, obwohl ich tatsächlich hin und wieder versuche, etwas intelligenter zu schreiben, als diese Bemerkung nahelegt. Ich möchte für mich in Anspruch nehmen, dass die Skiir-Trilogie dafür ein Beispiel ist.

prinzipatLiteratopia: Mit „Tentakelkaiser“ ist bereits der achte Band Deines „Tentakel“-Zyklus erschienen. Muss man als Leser unbedingt mit dem ersten Band anfangen? Und was sind grob zusammengefasst die großen Themen der Trilogien?

Dirk van den Boom: Naja, ich denke, man kann jede Trilogie einzeln lesen, wenngleich der große Zusammenhang natürlich einen Reiz des Epos ausmacht. Im Grunde sind die Tentakelromane klassische Alien-Invasionsgeschichten, die immer weiter ausufern und irgendwann galaktische Ausmaße annehmen, wenngleich im Zentrum immer arg gebeutelte und oft überwältigte menschliche Protagonisten stehen, die es zum Teil sehr, sehr weit von der Erde verschlagen hat.

Literatopia: Wie sieht die Kultur der Tentakel aus? Und kann man die pflanzlichen Aliens überhaupt mit tierischen Intelligenzen vergleichen?

Dirk van den Boom: Eigentlich beschreibe ich die Tentakel als Hybriden zwischen Pflanze und Tier, wie auch immer das möglich ist – das heißt, ich beschreibe indirekt sogar, wie es möglich ist, aber das ist im Grunde nur ein unwesentliches Detail.

Es ist viel wichtiger, dass die Tentakel erst einmal üble Gesellen sind, die anderer Leute Gehirne ausschlürfen. Erst im Verlauf der drei Trilogien wird deutlich, dass die Gesellschaft der Tentakel um einiges komplexer und vielschichtiger ist, dass es unter ihnen sehr individuelle Abweichungen gibt und, schließlich, dass sie genauso Täter wie auch Opfer sind. Man muss trotzdem kein übergroßes Mitleid mit ihnen entwickeln, denke ich.

Literatopia: Du bist ziemlich produktiv und wechselst auch gerne einmal das Genre. Wie behältst Du den Überblick bei Deinen Projekten? Hast Du alles im Kopf oder hat jedes Projekt eine eigene Datei mit Charakterinfos, Plotentwürfen etc.?

Dirk van den Boom: Naja, die Genre wechsle ich eher selten, würde ich sagen – ich schreibe eigentlich nur SF und ein wenig Fantasy. Da aber die SF so furchtbar groß ist, treibe ich mich innerhalb des Genres ziemlich weit herum. Die Frage nach dem Überblick ist berechtigt, aber leider kann ich darauf keine zufriedenstellende Antwort geben. Ich plane meine Romane nicht. Es gibt keine Plotentwürfe, keine Charakterbögen, gar nichts. Alles wird „on the run“ geschrieben und erdacht, was manchmal die Überarbeitung ziemlich schwierig macht. Es passiert, dass Verlage gerne mal ein Grobexposé hätten, aber ich gebe das immer mit der deutlichen Warnung ab, dass auch alles ganz anders kommen könnte. Ich bin wirklich manchmal selbst davon überrascht, in welche Richtung ein Plot geht. Es ist nicht leicht mit mir.

Literatopia: Hast Du ein Beispiel für uns, welche Geschichte sich am Ende grundlegend vom Exposé unterschied? Und wie gehen Deine Verlage mit spontanen Umplanungen aller Art um?

TentakelkaiserDirk van den Boom: Das Gute ist ja: ich muss fast nie Entwürfe schreiben. Aber die aktuelle Scareman-Saga, die bei Atlantis erscheint, hat bereits in der Mitte der zwölf Bände eine andere Richtung bekommen als ursprünglich angedacht. Das macht in dem Falle nichts aus: ich bekomme eigentlich nie wegen derlei Probleme, da die Verlage, mit denen ich arbeite, ja wissen, wie es bei mir läuft. Bei „Die neunte Expansion“ sind die Vorgaben eh recht generell, damit das „shared universe“ funktioniert, und es bleiben viele Freiheiten. Es kommt so gut wie nie vor, dass ich nach einem festen Exposé arbeiten muss.

Literatopia: Einerseits schreibst Du oftmals an mehreren Projekten gleichzeitig, andererseits bleibst Du Deinen Charakteren und Welten meist über ganze Trilogien und Reihen treu. Lassen sich Deine Ideen nicht in Einzelromanen realisieren? Und ist die Phantastik vielleicht für Reihen geradezu prädestiniert?

Dirk van den Boom: Einzelromane verkaufen sich nicht besonders gut. Der Grund, warum ich Zyklen vorziehe, ist vornehmlich ökonomischer Natur. Dass sowohl SF und Fantasy dem Epischen zugeneigt sind, hilft dabei natürlich und ist gleichzeitig eine Ursache, da viele Leser oft nach mehr verlangen. Also bekommen sie mehr.

Literatopia: Wie schaffst Du es, mehrere Romane im Jahr zu veröffentlichen? Hast Du feste Schreibzeiten, an die Du Dich strikt hältst? Oder schreibst Du fieberhaft ganze Nächte durch?

Dirk van den Boom: Ja, genau: Selbstdisziplin. Auf dem BuchmesseCon im Oktober habe ich mit vielen Verlegern gesprochen, und es gab ein übereinstimmendes Lamento: Berufen und inspiriert fühlen sich viele, aber pünktlich und regelmäßig abgeben wollen nur wenige. Wenn man die Schriftstellerei aber ernst nimmt, dann gelten für sie die gleichen Rahmenbedingungen wie für jede andere berufliche Tätigkeit, die man ebenfalls ernstnehmen muss: Gutes Handwerk, Selbstdisziplin und Pflichterfüllung. Wenn man nur schreibt, wenn einen die launische Muse knutscht, dann hat man schnell ein Problem. Man muss immer schreiben können, und am besten zwingt man sich zu einem täglichen Pensum. Ich sitze jeden Morgen sehr früh für eine Stunde am Rechner und schreibe. Ich bin recht schnell dabei, da ich ja keine Zeit mit Planungen und derlei verschwende. Da schaffe ich dann mein Programm, und ich arbeite dabei im Regelfalle an vier Manuskripten parallel. So schafft man Ergebnisse.

Literatopia: Finden sich in Deinen Romanfiguren manchmal Merkmale von Freunden und Bekannten (oder auch unangenehmen Zeitgenossen) wieder? Und mit welchem Deiner Charaktere hattest Du besonders viel Freude beim Schreiben?

kaiserkrieger ankunftDirk van den Boom: Ich bin ein großer Freund der „Tuckerization“, und daher finden sich immer wieder Freunde in meinen Romanen wieder, wenngleich eigentlich vornehmlich, damit ich sie umbringen kann. Mein guter Kumpel Oliver Naujoks etwa, der mit mir zusammen im Organisationskomitee des Deutschen Phantastik Preises sowie in der Jury des Marburger Storywettbewerbes sitzt, ist schon dermaßen oft in meinen Romanen gestorben, ich könnte einen ganzen Friedhof damit füllen. Das sind aber oft Karikaturen, was Leser, die ihn gar nicht kennen, natürlich kaum bemerken.

Tatsächlich mische ich viele Charaktereigenschaften und kopiere niemanden genau in einen Protagonisten hinein. Die Handlungsweise eines Charakters muss zur Handlung passen, sie erfüllt eine Funktion für das, was passiert. Das ist eigentliche das zentrale Kriterium für mich. Was die letzte Frage betrifft: Besonders gerne habe ich meinen einzigen Fantasy-Helden, den Lord zu Tulivar, geschrieben, der einzige, den ich aus der Ich-Perspektive schildere, die ich sonst eher meide. Er ist in vielerlei Hinsicht eine sehr erschöpfte und etwas selbstmitleidige Mary Sue.

Literatopia: Kannst Du Dich noch an Deine erste Geschichte erinnern? Wovon handelte sie?

Dirk van den Boom: Ich habe in meiner aktiven Zeit im Fandom viele Kurzgeschichten geschrieben. Und ich weiß beim besten Willen nicht mehr, welche die erste war. Ist vielleicht auch besser so.

Literatopia: Die Hälfte Deiner Bücher werden als eBook gekauft – was bevorzugst Du persönlich? eBooks, die man dutzendfach mit sich herumtragen kann? Oder ein gedrucktes Buch, das sich gut anfühlt und im Regal toll aussieht?

Dirk van den Boom: Beides. Ich kaufe ebooks und alternativ schöne Hardcover, vor allem Neuerscheinungen meiner Lieblingsautoren. Bei Paperbacks bin ich schon zögerlicher, da achte ich auf den begrenzten Regalplatz und ziehe das ebook oft vor. Ich bin da völlig leidenschaftslos: ich denke, beide Medien haben ihre Berechtigung und sind für mich gleichwertig. Ich nutze beide und ich verkaufe in beiden (tatsächlich im Regelfalle mehr ebooks als Romane auf totem Baum).

Literatopia: Denkst Du, junge Autoren haben es durch eBooks und Selfpublishing heute leichter ihre Schreibträume zu verwirklichen? Oder ist es eher schwieriger geworden, weil man in der Masse untergeht?

meranDirk van den Boom: Ist doch beides, oder? Man kommt heute leicht zur eigenen Veröffentlichung, muss nicht mehr das Wachtor eines (seriösen) Verlages durchschreiten, und man muss auch keinem DKZ mehr Tausende in den Rachen werfen, um das Ego zu befriedigen. Doch die Veröffentlichung ist das eine, wie sieht es mit dem Marketing aus? Da werden dann entweder viele Fehler gemacht – einschlägige Foren vollspammen ist zum Beispiel eine echt bescheuerte Werbeidee – oder man ist hilflos. Wenn dann das eigene Qualitätsmanagement, ich sage mal, Defizite aufweist, kommt das eine zum anderen und man ist genauso frustriert, als wenn man eine hoheitsvolle Ablehnung eines Verlages kassiert hätte.

Ich sage immer: es hängt von der Persönlichkeitsstruktur des Autors ab, ob SP eher was ist oder man den klassischen Weg der Verlagsveröffentlichung anstreben sollte. Es ist nicht für jeden etwas, und manchmal könnte sich die Verlockung als fatal herausstellen. Aber ich halte SP für einen legitimen Weg, und für viele funktioniert er ja auch. Mir wäre er zu anstrengend. Ich mag es, dass mir Verlage viel Arbeit abnehmen. Dafür sollen sie dann auch ihren Anteil kassieren, wenn es denn was zu kassieren gibt.

Literatopia: Du betonst des Öfteren, dass Dich unter anderem „Mark Brandis“ und „Ren Dhark“ geprägt haben. Was an diesen Reihen faszinierte Dich damals so sehr?

Dirk van den Boom: Erst einmal grundsätzlich: „The Golden Age of SF is 12“, das ist eine Wahrheit von ewiger Bedeutung. Was man in dem Alter liest, das hat eine besondere Faszination, die man im Nachhinein gar nicht mehr richtig nachvollziehen kann. Deswegen ist es manchmal ja so enttäuschend, wenn man Lieblingsbücher der Jugend noch einmal liest und dann dieser „sense of wonder“ nicht mehr da ist, weil man alt und verbraucht und zynisch und schlicht nicht mehr so leicht zu faszinieren ist. Das macht einen traurig. „Mark Brandis“ und „Ren Dhark“ fielen beide in dieses Alter hinein, und beide Serien habe ich mit großer Intensität gelesen, oft mehrmals, und sie beflügelten meine Fantasie enorm. Ich habe beide komplett in meinem Regal stehen und obgleich ich sie nicht noch einmal lesen werde – aus oben geschildertem Grund -, haben sie auf ewig einen besonderen Platz in meinem Herzen, vor allem in dem Teil, der noch so um die 12 ist.

Literatopia: Inzwischen liest Du fast keine deutschsprachige Phantastik mehr – warum nicht?

Dirk van den Boom: Mal ehrlich: da erscheint ein Haufen Mist, vor allem im Vergleich zu anglo-amerikanischen Autoren, die immer noch eine Qualitätsstufe besser sind. Das ist jetzt ein böses und pauschales Urteil und es gibt natürlich Ausnahmen – Andreas Brandhorst zum Beispiel -, aber leider nicht allzu viele. Mich ärgert vieles an der deutschsprachigen SF und ich langweile mich brutal schnell, da bin ich sehr ungnädig, und seltsamerweise passiert mir das bei meinen britischen und amerikanischen Lieblingsautoren viel seltener. Liegt bestimmt an mir. Aber ich halte die Augen offen und bin bereit, meine verknöcherte Haltung zu revidieren.

eine reise alter heldenUnd wohlgemerkt: mein Urteil schließt mich ein. Ich stehe im Schatten von Autoren wie Reynolds, Hamilton, Asher und anderen, sehr weit unten im Schatten, da, wo die Maden unter den Steinen hervorkriechen und dabei komische Geräusche machen.

Literatopia: Hast Du eigentlich ein Lieblingsbuch, das Du mehrmals gelesen hast und unseren Lesern empfehlen würdest?

Dirk van den Boom: Das eine muss mit dem anderen nichts zu tun haben. Sehr oft gelesen, weil „Golden Age of 12“, habe ich „Blut der Erde“ von Keith Laumer und R. G. Brown, im Nachhinein betrachtet ein eher unterdurchschnittlicher SF-Reisser, der mich aber über Jahre immer wieder begeistert hat, damals. Würde ich ihn heute empfehlen? Eigentlich nicht. Ebenfalls mehrmals gelesen habe ich „Nor Crystal Tears“ von Alan Dean Foster, eine klassische Erstkontaktgeschichte aus seinem Homanx Commonwealth, und damit auch eines der ganz wenigen Prequels, die ich ertragen konnte. Aber dann verlässt es mich auch schon: ich habe mir seit Jahren abgewöhnt, Romane ein zweites Mal zu lesen, denn ich habe hier noch so viel rumstehen, bei dem das erste Mal noch gar nicht stattgefunden hat.

Literatopia: Auf dem BuchmesseConvent in Dreieich hast Du dieses Jahr die Verleihung des Deutschen Phantastik Preises moderiert und unter anderem einige Worte an die Kritiker des Preises gerichtet. Wie schätzt Du die Bedeutung des DPP im Jahr 2016 ein? Und woran liegt es Deiner Meinung nach, dass sich auf den Nominierungslisten inzwischen deutlich mehr Kleinverlagspublikationen als früher befinden?

Dirk van den Boom: Ich möchte nicht als allzu zynisch erscheinen, und ich versuche daher, von meiner Persona als Autor die Persona des DPP-Mitorganisators einigermaßen strikt zu trennen. Für mich als Autor, und das habe ich mehrfach deutlich gemacht, ist der wichtigste Literaturpreis derjenige, der neben dem Barcode auf der Buchrückseite steht: denn die für mich persönlich letztlich relevante soziale Anerkennung drückt sich durch den Absatz eines Werkes aus. Ich denke, dass die Bedeutung des DPP – sowie aller anderen Preise im Genre – von Autoren wie Verlagen eher überschätzt wird. Ich kenne genug Beispiele, die belegen, dass eine Preisverleihung beispielsweise keinen messbaren Effekt auf den Absatz gehabt hat. Ich finde es gut, dass Menschen und Werke geehrt werden, wir nehmen ja vieles als allzu selbstverständlich hin und sollten jene unter uns, die kreativ sind, zu würdigen wissen. So verstehe ich auch den DPP, der von der rasanten Entwicklung des Internets nicht unbeeinträchtigt gewesen blieb, gerade als Publikumspreis. Dass immer mehr Werke aus Kleinverlagen Beachtung finden, ist eigentlich eine gute Sache, wenn es hilft, Aufmerksamkeit auf die rege Vielfalt und das hohe Engagement in diesem Bereich zu lenken. Ich sehe das jedenfalls nicht mit Sorge. Mir fehlt da aber aus naheliegenden Gründen auch jeder Dünkel.

protektoratLiteratopia: Du bist allgemein häufig auf Conventions vertreten und pflegst regen Austausch mit Gleichgesinnten im Internet. Wie hat sich die deutsche Phantastikszene aus Deiner Sicht in den letzten zehn Jahren entwickelt?

Dirk van den Boom: Zehn Jahre? Wenig. Dreißig Jahre? Massiv. Wir haben im Zuge der Digitalisierung einen grundsätzlichen Wandel erlebt, etwa das große Fanzinesterben zugunsten digitaler Medien. Wir haben aber auch, und das ist vielleicht in der Tat ein jüngerer Trend, eine Aufweichung der einstmals starren Fronten zwischen verschiedenen Fanszenen zu konstatieren. Cosplayer, Steampunk, Trekkies, Fantasy und SF in allen Darreichungsformen vermischen sich immer stärker, und die damit verbundenen Fan-Szenen sind nicht mehr so stark voneinander abgegrenzt, es gibt weniger Naserümpfen und mehr Offenheit. Das empfinde ich als wohltuend, es ist für alle Beteiligten gut. Es ist nicht mehr so miefig wie damals. Das merkt man erst heute richtig.

Literatopia: Kannst Du uns schon etwas über zukünftige Projekte verraten? Bleibst Du erst einmal bei deinen laufenden Reihen oder erwartet uns schon bald etwas ganz Neues?

Dirk van den Boom: Derzeit bin ich damit befasst, vor allem die bestehenden Zyklen fortzusetzen: die „Kaiserkrieger“, den Abschluss der Tentakel, den Abschluss der Skiir-Trilogie, die „Scareman“-Serie, die Romane im Universum vom „Die neunte Expansion“, die Fortsetzung der Superhelden-Romanserie um die „Beschützer“. Aber es wird Neues geben – wenn die laufenden Projekte zumindest teilweise ein Ende gefunden haben. Das wird aber sicher vor 2018 nicht sichtbar werden, derzeit produziere ich vor allem Material für das kommende Jahr, und da ist genug mit den bereits etablierten Projekten zu tun. Selbst ich treffe da ja irgendwann auf eine Grenze. Jedenfalls wird es nach Ende der Tentakel beim Atlantis-Verlag eine Space-Opera-Trilogie geben, die den Titel „Der Kalte Krieg“ trägt, und etwas Anderes mehr in der Richtung der „Kaiserkrieger“, aber davon inhaltlich getrennt. Ich habe noch Ideen für zwei weitere SF-Trilogien, und vielleicht schreibe ich noch einen dritten Tulivar-Band. Pläne habe ich also genug.

Literatopia: Herzlichen Dank für das Interview, Dirk!


Autorenfoto: Copyright by Dirk van den Boom

Autorenhomepage: www.sf-boom-blog.de


Dieses Interview wurde von Judith Madera für Literatopia.de geführt. Alle Rechte vorbehalten.