Aetherresonanz – Ein Annabelle Rosenherz Roman (Anja Bagus)

CreateSpace Independent Publishing (November 2013)
Taschenbuch
406 Seiten, 11,95 EUR
ISBN: 978-1494217747

Genre: Steampunk


Klappentext

Baden-Baden 1912: Das Amt für Ætherangelegenheiten wurde gegründet, um die Forschung über die Auswirkungen des Æthers zu bündeln. Aber die Menschen im Kaiserreich wollen immer noch nicht wahrhaben, dass die Welt sich unwiderruflich verändert hat. Annabelle Rosenherz versucht, in der Gesellschaft Verständnis für die Veränderten zu wecken. Sie selbst kann aber nicht vergessen, was ihr wegen ihrer eigenen Veränderung angetan wurde. Um dem ewigen Grübeln zu entfliehen, geht sie einem Hinweis auf ihren vermissten Vater nach und besucht einen alten Freund der Familie. In dem Anwesen des reichen Industriellen Rudolf Bader begegnet sie nicht nur der Vergangenheit, sondern auch den Auswirkungen, die viele falsche Entscheidungen auf die Gegenwart haben. Während die Polizei mithilfe des Amtes unerklärliche Todesfälle untersucht, kommen sie bei ihren Ermittlungen den ewig stampfenden Dampfmaschinen der Bader-Æther-Werke immer näher. Verbirgt die Fabrik einen Mörder oder sucht man an der falschen Stelle? Æther und Maschinen, Liebe, die den Tod nicht akzeptieren will und falsche Entscheidungen: Ætherresonanz ist Steampunk aus Deutschland, dessen Dampfdruck die Kessel zu sprengen droht.


Rezension

Annabelle und Paul haben es geschafft: Das Amt für Aetherangelegenheiten ist gegründet und erforscht nicht nur die die Substanz Aether, die eine wertvolle Energiequelle, aber auch Ursache beängstigender Verwandlungen ist, sondern wirbt auch für mehr Toleranz für durch Aether veränderte Menschen – Menschen wie Annabelle, die noch immer mit der Erkenntnis ringt, dass ihre grüne Hand zwar heilen, aber auch töten kann. Die Ereignisse am Ende des letzten Bandes haben sie zutiefst verunsichert zurückgelassen und sie kann sich nicht dazu durchringen, Paul Falkenberg zu heiraten, so sehr sie ihn auch liebt. Dass sich Pauls neuer Assistent, der ihm helfen soll die umfangreiche Sammlung von Annabelles verschollenem Vater zu katalogisieren, als attraktive Frau herausstellt, macht die Sache nicht gerade einfacher.

Also nimmt Annabelle kurzentschlossen eine Einladung des gebrechlichen Rudolf Bader an, um ihren Zweifeln für eine Weile zu entkommen und womöglich Hinweise auf ihren Vater zu finden. Doch das Anwesen, das sie als Kind besucht hat, hat sich verändert: In dem nun verfallenen, hermetisch abgeschotteten Haus leben Rudolf Bader und sein Sohn Valentin wie Gefangene, fürchten sie doch den Aether draußen, den sie in ihrer Fabrik verarbeiten. Annabelle spürt rasch, dass etwas ganz und gar nicht stimmt und muss sich bald fragen, ob sie das Anwesen so leicht wird verlassen können, wie sie es betreten hat. Allein Valentin scheint sich zu seinem Vorteil entwickelt zu haben: Gegen ihren Willen ist Annabelle fasziniert von dem düster-attraktiven Mann, zu dem ihr einst so unscheinbarer Spielkamerad geworden ist. Doch auch Valentin hat gefährliche Geheimnisse.

Unterdessen untersucht Pauls Bruder Friedrich eine sonderbare Mordserie: Menschen sterben in ihren Betten, weil ihnen ganze Gewebepartien aus dem Körper geschnitten wurden – in verschlossenen Räumen und oft sogar in Anwesenheit ihrer Partner, die ohne etwas gehört zu haben am Morgen neben einer Leiche aufwachen. Während man Friedrich in „Aetherhertz“ als einen etwas oberflächlichen, draufgängerischen Soldaten kennengelernt hat, zeigt er nun eine nachdenkliche, verantwortungsvolle Seite und versucht, die Kluft zwischen Menschen und „Veränderten“ zu überbrücken – unter anderem, in dem er den Wolfmann Hartwig um Hilfe bei seinen Nachforschungen bittet.

In den Bader-Aether-Werken laufen schließlich alle Handlungsfäden zusammen und es kommt zu einer actionreichen, bildgewaltigen Konfrontation. Anja Bagus liefert eine ganz eigene Interpretation klassischer Steampunk-Motive wie intelligente Automaten und Maschinenmenschen und es werden auch neue Facetten der „Aethermagie“ sichtbar.

Darüber werden jedoch nicht die Figuren und ihre Beziehungen vernachlässigt, im Gegenteil. Nicht nur die Hauptfiguren, sondern auch viele weniger bedeutende Protagonisten sind liebevoll ausgearbeitet, interessant und differenziert und schaffen es, den Leser zu überraschen. Annabelle, Paul und Friedrich bleiben sympathisch und spannend und es macht das Buch realistischer, dass sie alle an sich zweifeln und einige Zeit brauchen, um die Ereignisse von „Aetherhertz“ zu verarbeiten.

Allerdings hätten es auch weniger als vier Dreieckskonstellationen sein können: Gerade in der ersten Hälfte des Buches entstehen dadurch Konflikte, die die Handlung etwas verlangsamen, dann aber durch Zufälle oder Enthüllungen von außen gelöst werden. Aber auch wenn dies die Spannung stellenweise ein wenig reduziert, bis sie am Ende wieder in die Höhe schnellt, ist „Aetherresonanz“ durchgängig unterhaltsam und liest sich ebenso flüssig wie der Vorgängerband.


Fazit

Mit ihrer Mischung aus alternativer Geschichte, Steampunk und Fantasy hat Anja Bagus eine schillernde Welt geschaffen, in die man vollkommen eintauchen kann. „Aetherresonanz“ ist ein zweiter Band, der dem Ersten um nichts nachsteht.


Pro und Contra

+ originelle, farbenprächtige Welt
+ eindrucksvolle Bilder
+ sorgfältig ausgearbeitete Charaktere
+ sympathische Hauptfiguren

- ein paar Dreieckskonstellationen zu viel

Wertung:

Handlung: 4/5
Charaktere:5/5
Lesespaß: 4,5/5
Preis/Leistung: 4/5


Rezension zu „Aetherhertz“ (Bd. 1)

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Tags: Steampunk, Anja Bagus