Die Rabenkönigin (Michelle N. Weber)

Drachenmond (Oktober 2016)
Taschenbuch
369 Seiten, 14,90 EUR
ISBN: 978-95991-041-5

Genre: High Fantasy


Klappentext

Ein mächtiger Fluch lastet auf der königlichen Familie, so munkelt man in Sorieska. Seit Generationen hat niemand ein Mitglied des uralten Geschlechtes zu Gesicht bekommen. Und wer das Schloss auf dem Hügel erblickt, auf dessen Türmen Schwärme von Raben sitzen wie eine unheilvolle Wolke, möchte nur allzu gern glauben, dass es der Wahrheit entspricht. Ein Jahr ist vergangen, seitdem Majas liebster Freund Elejas durch die Tore des Schlosses getreten und nicht wieder nach Hause zurückgekehrt ist. Und ebenso lange wispert das Blut der Feen in ihren Adern, dass ihm etwas geschehen sein muss. Gegen den Willen ihres Vaters macht sie sich auf, Elejas‘ Schicksal zu ergründen. Begleitet von einem sprechenden Raben entschlüsselt Maja nach und nach die Geheimnisse des alten Gemäuers und seiner sonderbaren Bewohner. Doch zugleich gerät sie immer tiefer in den Sog der Gefahr, die hinter den Spiegeln lauert.


Rezension

Die magische Grenze zwischen dem Reich der Menschen und der Feen ist gefallen und Majas Vater lebt in ständiger Furcht davor, dass das Feenblut in den Adern seiner Tochter sie verletzlich gegenüber den Zaubern macht, mit denen der herzlose Feenkönig und sein Gefolge Menschen in ihr Reich hinter den Spiegeln locken und schließlich gebrochen zurücklassen. Denn genau dies ist Majas Mutter geschehen. Er glaubt, seine Tochter beschützen zu können, indem er sie einsperrt. Doch Maja, unter deren Händen unbelebte Gegenstände zum Leben erwachen und die in ihren Träumen ihren Freund Elejas um Hilfe rufen hört, weiß, dass es nirgendwo Sicherheit gibt.

Also nutzt sie die erste Gelegenheit, sich als Näherin auf dem Schloss der Königsfamilie, der „Raben“, einzuschleichen. Denn dorthin ist Elejas verschwunden. Doch rasch stellt sie fest, dass etwas nicht stimmt: Königin Melysan, die letzte von vielen Königinnen, die nie jemand zu Gesicht bekommen hat, will einen Prinzen aus einem fernen Reich heiraten. Überrascht stellt Maja fest, dass es sich um Elejas handelt, doch ihr Jugendfreund hat seine Erinnerungen und seinen Willen verloren. Sie ist entschlossen, ihm zu helfen. Aber noch jemand braucht ihre Hilfe: Corvyn, der schöne, spottlustige Prinz aus dem Geschlecht der Raben, der hinter den Spiegeln gefangen ist.

Geführt von einem sprechenden Raben entdeckt die junge Frau Stück für Stück das verwunschene Schloss und die Vergangenheit seiner Bewohner. Sie erfährt von dem Verrat, den Königin Melysan vor vielen Jahren an ihrem Bruder und ihrem Reich begangen hat. Sie hat das Tor zur Welt der Feen geöffnet. Seitdem führen beide Geschwister auf ihre Weise eine halbe, verfluchte Existenz. Maja könnte der Schlüssel zur Erlösung des Reiches sein, aber ihre Fähigkeiten machen sie auch für den Feenkönig wertvoll. Und er zögert nicht, diejenigen zu verletzen, die ihr am nächsten stehen, um seine Ziele zu erreichen.

Von Anfang an zieht die Atmosphäre des Buches den Leser in ihren Bann. Statt ein bekanntes Märchen zu adaptieren, wie es so viele Autoren tun, erzählt Michelle N. Weber eine ganz eigene Geschichte, aber gelungene Zitate von Märchenmotiven verstärken noch einmal die verwunschene Stimmung. Auch der flüssige Stil, der vielleicht minimal zu schwärmerisch für ein anderes Buch gewesen wäre, könnte nicht besser passen.

Die Geschichte ist spannend und originell und Maja und Corvyn stehen zwei starke Charaktere mit Identifikationspotenzial im Mittelpunkt. Kleine Abzugspunkte gibt es höchstens dafür, dass die angebliche Gefühllosigkeit der Feen im Widerspruch zu dem Hass und der Gier steht, die die Motivation hinter vielen Handlungen des Feenkönigs zu sein scheinen, und dass Melysan am Ende eine sehr jähe Wandlung durchläuft, aber das fällt kaum ins Gewicht.


Fazit

In „Die Rabenkönigin“ fängt Michelle N. Weber gekonnt die Atmosphäre eines Märchens ein. Zusammen mit ihrer sympathischen Protagonistin Maja entdeckt der Leser Stück für Stück eine dunkle, verzauberte Welt, die immer wieder staunen lässt.


Pro und Contra

+ verwunschene Atmosphäre
+ gelungen eingesetzte Märchenmotive
+ starke, sympathische Charaktere
+ durchdachte Hintergrundgeschichte
+ schöne, perfekt zur Stimmung des Buches passende Sprache

- widersprüchliche Konzeption der Feen
- eine wichtige Entscheidung Melysans hätte etwas mehr vorbereitet werden können

Wertung:

Handlung: 4/5
Charaktere: 4,5/5
Lesespaß: 5/5
Preis/Leistung: 3,5/5


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