Manduchai – Die letzte Kriegerkönigin (Tanja Kinkel)

Droemer Knaur (März 2016)
Taschenbuch
592 Seiten, 9,99 EUR
ISBN: 978-3-426-30489-1

Genre: Historischer Roman


Klappentext

Asien, 15. Jahrhundert. Geboren in völliger Machtlosigkeit, entscheiden zwei außergewöhnliche Frauen, ihr Volk besser führen zu können als die Generäle, Khane und Kaiser ihrer Zeit. Manduchai wird zur Königin der Mongolen, Wan die wahre Herrscherin auf dem Drachenthron. Ihre Wege verlaufen so unterschiedlich wie Tag und Nacht und das Schicksal scheint häufig gegen sie zu sein. Doch als sich die beiden nach Jahren der Intrigen und Kriege, nach Siegen und Verlusten gegenüberstehen, wissen sie, dass es in ihren Händen liegt, ob das Töten weitergeht…


Rezension

Sehnsüchtig blicken die mongolischen Stämme auf ihre glorreiche Vergangenheit zurück, denn in der Gegenwart sind sie zutiefst gespalten und der Titel des Khans ist nahezu bedeutungslos. Immer wieder träumen Nachkommen Dschingis Khans, aber auch ehrgeizige Stammesführer davon, ihn von Neuem mit Bedeutung zu füllen oder die Macht an sich zu reißen. Doch sie alle scheinen zum Scheitern verurteilt.

Manduchai wächst als Tochter eines Stammesfürsten auf, den der Ehrgeiz eines engen Freundes in einen tiefen Konflikt zwischen persönlicher Loyalität und seinen Überzeugungen stürzt. Ihr Schicksal und das aller Mongolen ist eng mit dem Chinas verwoben. Die angespannten diplomatischen Beziehungen zwischen den gegensätzlichen Nachbarn könnten jederzeit in offenen Krieg umschlagen – und tun dies hin und wieder auf. Bei einer dieser Gelegenheiten gerät sogar der chinesische Kaiser, aber auch der Eunuch Ma Jing in mongolische Gefangenschaft. Ma Jing, der für sich immer wieder neu entscheiden muss, wem seine Treue gilt, wird zu Manduchais Erzieher und Vertrautem. Als die Mongolen den Kaiser schließlich freigeben, geschieht genau dies, was sie erhofft haben: Zwei Kaiser erheben Anspruch auf den chinesischen Thron, da in der Zwischenzeit der Bruder des Kaisers gekrönt wurde.

Die Kinderfrau Wan stammt nur aus dem niederen Adel und ihr Leben hängt vom Wohlwollen und der Stellung des ursprünglichen Kronprinzen, dem nun Gefahr von seinem Onkel droht. Deshalb riskiert sie alles, um ihm die Nachfolge zu sichern, und wird zur schließlich wahren Macht hinter dem Thron eines Kindkaisers, obwohl sie am Hof von Feinden umgeben ist. Oft wirkt sie kalt und manipulativ, aber vor dem Hintergrund ihrer Situation und ihrer Geschichte ist ihr Handeln doch immer verständlich.

Unterdessen wird Manduchai mit dem Khan Manduul verheiratet. Doch der kleinliche alte Mann erkennt ihren Mut, ihre Intelligenz und Willensstärke nicht. Manduchai versucht, an seiner Seite so viel Gutes wie möglich zu bewirken, doch ein schwerer Verrat lässt sie hinterfragen, wem sie noch vertrauen kann. Schwierig ist auch ihr Verhältnis zu dem stolzen Önbolod, der selbst ein nicht zu unterschätzender Spieler im Ringen um die Macht über alle Stämme ist, und dessen Gefühle für sie ihn eher noch gefährlicher machen. Als Manduul stirbt, trifft Manduchai eine Entscheidung: Von nun an wird sie herrschen.

Durch die Augen Wans und Manduchais, aber auch von plastisch gezeichneten, ihre eigenen Konflikte ausfechtenden Nebenfiguren wie Manduchais Vater oder Ma Jing lernt man zwei faszinierende historische Kulturen kennen. Wan und Manduchai sind sehr verschieden, aber beide auf ihre Weise beeindruckende Frauen, die gleichzeitig auch sehr menschlich erscheinen. „Manduchai“ liest sich spannend und flüssig und ist voller unerwarteter Wendungen. Kritisieren lässt sich höchstens, dass Tanja Kinkels sonst differenzierte und überzeugende Figurenzeichnung bei zwei von Manduchais Gegenspielern, die einseitig negativ erscheinen, ein wenig nachlässt.


Fazit

Mit „Manduchai – Die letzte Kriegerkönigin“ entführt Tanja Kinkel ihre Leser in das spätmittelalterliche Asien. Vor dem Hintergrund der miteinander verwobenen Geschichte der Chinesen und Mongolen erweisen sich zwei außergewöhnliche Frauen als Meisterinnen darin, das Unerwartete zu tun, und greifen beide auf ihre Weise nach der Macht. Der Roman ist spannend und unterhaltsam und bringt einem Ereignisse und Figuren der Geschichte nahe, über die man normalerweise relativ wenig erfährt. Die Figuren und ihre Beziehungen sind gut und konfliktreich gezeichnet.


Pro und Contra

+ China und die Mongolei im Mittelalter erwachen eindrucksvoll zu Leben
+ Setting und Epoche sind interessant
+ differenzierte Figurenzeichnung und spannende persönliche Konflikte
+ Manduchai und Wan als starke, einfallsreiche, aber auch sehr verschiedene Herrscherinnen
+ gut ausgearbeitete Nebenfiguren
+ liest sich spannend und flüssig

- einseitig negative Antagonisten

Wertung:

Handlung:4,5/5
Charaktere: 4,5/5
Lesespaß: 5/5
Preis/Leistung: 3,5/5


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