Rezensionen im Dezember (2016)

Liebe LeserInnen,

wir hoffen, ihr seid alle gut ins neue Jahr gekommen!
Ein komplett neues Jahr liegt mit 365 Tagen vor uns und wartet darauf, dass wir es mit guten Büchern füllen. Bevor sich die Redaktion aber auf die ganzen Neuerscheinungen in 2017 stürzt, werfen wir gemeinsam mit euch noch mal einen Blick zurück auf den Dezember.
 
Viel Spaß beim Stöbern!
 

 
Belletristik
 
Cynthia d’Aprix Sweeney erweckt mit ihrer flüssigen, präzisen Sprache nicht nur die Plumb-Geschwister, deren Leben durch den Verlust eines erwarteten Erbes gehörig durcheinander gewirbelt wird, sondern auch zahlreiche andere Figuren glaubwürdig zum Leben. "Das Nest" ist ein gelungener, unterhaltsamer Roman.
 
Dani Atkins schreibt mit und für das Herz – obwohl der Verlauf der Geschichte ziemlich vorhersehbar ist, schafft "Der Klang deines Lächelns" es, den Leser gefangen zu nehmen und zu berühren. Gemeinsam mit den Protagonistinnen reist der Leser in die Vergangenheit zweier Frauen, deren Freundschaft gerade erst am Aufblühen war, als es zum großen Bruch kam. Ein Buch, das zu Herzen geht – und perfekt in die Weihnachtszeit passt.
 
Historik
 
Mit "Manduchai – Die letzte Kriegerkönigin" entführt Tanja Kinkel ihre Leser in das spätmittelalterliche Asien. Vor dem Hintergrund der miteinander verwobenen Geschichte der Chinesen und Mongolen erweisen sich zwei außergewöhnliche Frauen als Meisterinnen darin, das Unerwartete zu tun, und greifen beide auf ihre Weise nach der Macht. Der Roman ist spannend und unterhaltsam und bringt einem Ereignisse und Figuren der Geschichte nahe, über die man normalerweise relativ wenig erfährt. Die Figuren und ihre Beziehungen sind gut und konfliktreich gezeichnet.
 
Dark Fantasy
 
"Waldesruh" ist der Beginn einer neuen Trilogie in Anja Bagus‘ alternativem, durch die Magie des Aethers unwiderruflich veränderten Kaiserreich und steckt wieder voller origineller Ideen. Der Schwarzwald mit seiner reichen Sagenwelt, die im Buch eine große Rolle spielt, ist ein gut gewählter, atmosphärisch beschriebener Schauplatz. Gerade am Anfang ist Waldesruh etwas schwächer als die Bände der Vorgänger-Trilogie, aber der spektakuläre Showdown entschädigt dafür.
 
Fantasy
 
Wenn man erst richtig in die Geschichte gefunden hat, kann "Apocalypse Now Now – Schatten über Cape Town" zu einem echten Leseerlebnis werden. Mit derber Sprache, dunkelgrauem Humor, sympathischen Charakteren und faszinierenden Wesen zeichnet Charlie Human eine düstere Version von Kapstadt. Dass man dabei auch unterschwellige Nachhilfe in südafrikanischer Geschichte bekommt, ist perfekt eingeflochten. Ein Rundum-Paket für Fans von dunkler Fantasy, die es gerne etwas derber und härter mögen!
 
Science Fiction
 
Sommer 1999, in New York City leben 35 Millionen Menschen auf engstem Raum zusammen, Trinkwasser und Strom werden rationiert. Hunger ist Bestandteil des Alltags für die Masse, Hauptnahrungsmittel ist ein Keks, der aus Soja und Linsen hergestellt wird. Der Polizist Andy Rusch muss einen Mordfall im Milieu der Privilegierten aufklären.
Harry Harrisons 1966 veröffentlichter Roman "Soylent Green" ist eine intelligente Kombination aus Dystopie, Krimi und Umwelt-Thriller mit starker gesellschaftspolitischer Komponente, eine Geschichte, die nichts an Aktualität eingebüßt hat. Die Probleme, die er anspricht, sind nach wie vor drängend: Überbevölkerung, die Vorstellung vom unbeschränkten Konsum bei Umweltverschmutzung und rücksichtsloser Naturausbeutung.
 
Thriller
 
Tess Gerritsens "Totenlied" ist ein spannender Roman über eine immer verzweifelter werdende Frau und ein äußerst düsteres Kapitel der Geschichte. Beides verknüpft sie gekonnt und unterhält damit sehr gut und macht gleichzeitig nachdenklich.
 
"Ein Spiel für die Lebenden", im Gesamtwerk von Patricia Highsmith ungewöhnlich, ist ein Mystery-Thriller, in dem es um die Frage nach einem Mörder geht. Die psychologische Beschreibung ihrer üblicher Weise beschädigten Hauptfiguren tritt hier zu Gunsten von Morduntersuchungen in den Hintergrund. Ein typisches Highsmith-Thema. Am interessantesten ist die Beziehung zwischen den beiden Männern, die Faszination, die sie aufeinander ausüben.
 
Comic
 
"Der Mann, der Lucky Luke erschoss" ist eine perfekte Hommage an Morris´ Schöpfung und gleichzeitig eines der besten Abenteuer von Lucky Luke. Idee und Konzept wurden hier von Bonhomme perfekt umgesetzt.
 
Joshua Williamsons und Andrei Bressans Serie über einen gefallenen Helden hat nichts von seiner Spannung eingebüßt und zeigt mit "Der Ruf des Abenteuers", was in der Mischung aus Fantasy und Realität stecken kann. Schnell, spannend, sehr gut geschrieben und mit sehr guten Zeichnungen, die in die idealen Farben getaucht sind.
 
Anime
 
"Seraph of the End" ist ein apokalyptisches Anime-Juwel und begeistert in Battle in Nagoya erneut mit vielen Graustufen und zwei außergewöhnlichen Protagonisten, die zwischen den Machenschaften von Menschen und Vampiren ihren eigenen Weg finden müssen. Wer düstere Fantasy mit mystischen Anklängen, reichlich Action und tiefen Emotionen schätzt, sollte unbedingt zugreifen.
 

 
Das war unser Rückblick auf den letzten Monat von 2016. Jetzt konzentrieren wir uns darauf, auch in 2017 wieder jede Menge Bücher für euch zu lesen und euch mit fundierten Rezensionen die Kaufentscheidungen zu erleichtern. Wie immer steht auch unser umfangreiches Rezensions-Archiv für ausgiebige Stöberrunden zur Verfügung.
 
Wir wünschen euch einen lesereichen Januar,
euer Literatopia-Team