Die Wächter – Licht & Dunkelheit (Sergej Lukianenko, Arkadi Schuschpanow)

Verlag: Heyne Verlag (September 2015)
Taschenbuch: 445 Seiten; 14,99 €
ISBN-13: 978-3453316515

Genre: Fantasy


Klappentext

Der neue Wächter-Roman von Sergej Lukianenko

Der junge Magier Dmitri Drejer arbeitet als Lehrer an einer Schule für die „Anderen“, auf der Vampire, Magier, Hexen und Gestaltwandler ausgebildet werden. Sein Leben gerät jedoch völlig aus den Fugen, als er eines Tages seltsame Vorgänge beobachtet. Denn was er zunächst für einen harmlosen Streich seiner Schüler gehalten hat, entpuppt sich als gewaltige Verschwörung. Eine Verschwörung, die das sensible Gleichgewicht zwischen den Mächten des Lichts und den Mächten der Dunkelheit für immer zerstören könnte....

Der Millionen-Bestseller aus Russland!
Mit seiner legendären WÄCHTER-Serie hat Sergej Lukianenko die Fantasy neu erfunden.


Rezension

Dmitri Drejer ist Lehrer an einer Schule für Andere, an der Kinder beider Seiten, sowohl Lichte als auch Dunkle unterrichtet werden. Ein Experiment von dem die Wachen als auch die Inquisition wollen, dass es ein Erfolg wird. Allerdings sind da die Jugendlichen selbst und die machen naturgemäß Ärger und wenn es dazu Andere sind, kann dieser Ärger größer ausfallen, als einem lieb ist, zumal Vampire und Werwölfe unter den dunklen Anderen sind. Und so muss Dmitri mehrmals eingreifen, bevor wirklich Unheil entsteht.

Die Wächter – Licht und Dunkelheit ist in zweifacher Hinsicht so etwas wie eine Mogelpackung. Denn weder wurde der Roman von Sergej Lukianenko geschrieben, tatsächlich ist Arkadi Schuschpanow der Autor, der von Lukianenko unterstützt wurde, noch handelt die Geschichte von der Tag- oder Nachtwache. Vor allem das Schuschpanow nicht großartig erwähnt wird, sondern nur im Kleingedruckten zu finden ist, ist ärgerlich. Dabei ist es umso unverständlicher, als es bei Dmitry Glukhovskys Metro-Reihe auch möglich war, die Bücher von anderen Autoren zu seiner Welt auch mit dem richtigen Autorennamen zu benennen. Dieser Umstand hinterlässt durchaus einen bitteren Nachgeschmack.

Aber dies ist im Vergleich zum Inhalt eher der kleinere Kritikpunkt. Denn wenn ein Roman aus der Welt der Wächter stammen soll, sollte der Autor zumindest gewissen Grundregeln folgen und nicht ständig selbst neue erfinden. Dies tut Schuschpanow leider dauernd und leider nicht sehr gut, sondern eher plump.Dazu später mehr. Denn wie sieht es mit der Geschichte aus. Die Wächterromane haben sich bisher immer durch eine sehr gute Handlung ausgezeichnet, die spannend, mysteriös und komplex war. Dies trifft auf Licht & Dunkelheit eben nicht zu. Statt einer komplexen Handlung mit verschiedenen Winkelzügen, erhält der Leser nichts weiter als einen Roman über Teenager und ihre Probleme. Dies besteht in diesem Fall daraus, dass die Dunklen aus der Schülergruppe der „Toten Dichter“ keine Menschen töten wollen und somit ihr Dasein als Werwölfe und Vampire beenden möchten. Dies ist dann auch schon die ganze Geschichte. Zwar erzählt Schuschpanow drei Episoden, aber in jeder geht es um das gleiche Thema, nur in einem immer größer werdenden Rahmen. Dies allerdings nicht sehr geschickt. Sämtliche Erwachsene, egal ob Dmitri oder die Inquisitoren verhält sich einfach dumm und so, als ob sie nicht logisch denken könnten. Eine Entsprechung zu ihrem Verhalten wäre, dass James Bond den Superschurken kurz ermahnt, ihn versprechen lässt, nie wieder die Welt erobern zu wollen und diesem Versprechen auch noch glaubt und darauf verzichtet seinen Gegner zu überwachen. Die ganze Handlung baut zum Teil auf dieser Prämisse auf, die schwächer nicht sein könnte. Dazu ist Dmitri ein äußerst schwacher Charakter, der ziemlich farblos ist und selbst sonst so schillernde Persönlichkeiten, wie Geser und Sebulon bleiben blass. Die beiden Anführer der Moskauer Tag- bzw. Nachtwache erscheinen hier als zwei alte Männer, die unheimlich weit entfernt sind von den beiden Strippenziehern und Intriganten in Lukianenkos Wächterromanen. Sie sind genau wie die Erwähnung Antons nur Beiwerk, tragen aber nichts bei und sind dadurch völlig verschenkt.
Das größte Ärgernis sind jedoch Schuschpanows Ergänzungen zu den Wächtern. Normalerweise sollte zu erwarten sein, dass ein Autor auf dem aufbaut, was bereits besteht und es in einem neuen Licht zeigt und vielleicht mit einem neuen Ansatz fortfährt. Das macht er aber genau nicht. Er führt eine Unmenge neuer Zauber ein, lässt die Anderen mit  Magie um sich werfen und vor allem führt er neue Arten der Anderen ein, hier vor allem die Dschinns, die aber eigentlich keine Existenzberichtigung im Wächteruniversum haben, außer der Tatsache, dass ansonsten die Handlung des Romans bereits nach 100 Seiten beendet wäre. Bei Lukianenko war jedes neue Wesen eine Notwendigkeit des Zwielichts, in Licht & Dunkelheit ist das eben nicht der Fall. Das gleiche gilt, für den schnellen Aufstieg Dmitris in den Graden. In allen bisherigen Romanen war dies ein anstrengender Prozess, der viel Zeit in Anspruch nimmt und vor allem durch große und gefährliche Ereignisse ausgelöst wurde. Anton stieg z.B. nur als Konsequenz aus der Handlung oder aus Zufall auf, in Licht & Dunkelheit ist der Aufstieg Dmitris allerdings überhaupt Voraussetzung, damit die Handlung funktionieren kann. Wäre er in der ersten Episode stärker, wäre sie sofort vorbei, wäre er in der Zweiten schwächer, könnte er ebenso nicht handeln. Das hat einen wirklich bitteren Nachgeschmack und führt so manches ad absurdum, was bisher etabliert wurde und reißt dadurch tiefe Logiklöcher in die Geschichte. Das I-Tüpfelchen ist dann die massige Erwähnung von berühmten Personen, die alle Andere sein sollen, angeführt von Bruce Lee, über Puschkin bis hin zu Cornelis Funke. Dies ist nicht originell, sondern mit der Zeit einfach nervig und viel zu übertrieben.
Mit seinem Schreibstil kann Schuschpanow ebenso leider nicht Punkten. Wo Lukianenko düster ist und eine ganz besondere Atmosphäre zeichnet, plätschert bei ihm alles mehr oder weniger vor sich hin und bietet keine Spannung, da sowieso klar ist, dass alles in Ordnung kommen wird. Ein anderes Ende lässt die Anlage der Geschichte durch Schuschpanow nicht zu. Bei Anton in Lukianenkos Romanen war es zwar ebenso klar, dass er gewinnen wird, allerdings lag der Reiz darin, zu welchem Preis das sein und was dieser Sieg mit ihm machen würde. Leider kann Licht und Dunkelheit dies nicht bieten.

Was bleibt also? Für Fans der Wächterreihe ein überflüssiger Roman, mit vielen ärgerlichen Stellen und Logiklöchern ohne Ende. Wer allerdings noch nie einen Wächterroman gelesen hat, wird vermutlich ordentlich unterhalten werden und eine faszinierende Welt entdecken, die so viel mehr zu bieten hätte. Aber wenn das Buch dafür sorgt, dass auch die Originale gelesen werden, hat es wenigstens etwas richtig gemacht.


Fazit

Fans von Lukianenkos Wächtern können Licht & Dunkelheit getrost auslassen. Die Handlung ist zu seicht und der Autor fügt viele unnötige Sachen hinzu, die Lukianenko hoffentlich nicht in einem Roman aufgreifen wird. Schuschpanows Roman liest sich mehr wie Fanfiction als wie ein richtiger Wächterroman. Wer die Wächter nicht kennt, wird aber vermutlich einigermaßen unterhalten.


Pro & Contra

+ passendes Cover
+ die Chuck Norris-Witze sind nett

- unlogisch
- prakitsch keine Spannung
- unnötige Zauber und zu schnelles Aufsteigen in den Graden
- viel zu viele Namen bekannter Personen, die Andere sein sollen

Bewertung:

Handlung: 1,5/5
Charaktere: 2 /5
Lesespaß: 1,5/5
Preis/Leistung: 2/5


Literatopia-Links zu weiteren Titeln der Wächter:

Rezension zu Wächter des Morgen
Rezension zu Die letzten Wächter 
Rezension zu Bewahrer des Chaos