Rheingold – Ein Aetherwelt-Roman (Anja Bagus)

Edition Roter Drache (Oktober 2015)
Taschenbuch
276 Seiten, 14,00 EUR
ISBN: 978-3939459989

Genre: Steampunk


Klappentext

Französische Kampfmaschinen stehen am Rhein und schießen auf alles, was sich ihnen nähert. Die Franzosen bestreiten jedoch vehement, dass sie die Metallkolosse dort abgestellt haben. Als Zeichen ihrer friedlichen Absichten beliefern sie die bereits zur Verteidigung aufmarschierenden Preußen mit jener schwarzen glasartigen Substanz, mit der diese Maschinen angetrieben werden. Zu Munition verarbeitet ist es das Einzige, was gefährliche Veränderte aufhalten kann. Dennoch droht die Lage zu eskalieren.

Obwohl seine Frau Minerva strikt dagegen ist, entschließt sich Falk Bischoff den Auftrag zur Herstellung der Munition anzunehmen, da er das Wissen um diese Substanz nicht in die falschen Hände geraten lassen möchte. Seine heimliche Hoffnung ist, dass es nie zu einem großflächigen Einsatz kommt. Doch als etwas weitaus Bedrohlicheres aus dem Rhein auftaucht, ändert sich die Lage: Während einige darin einen Anlass sehen, endlich ihre militärische Stärke zu demonstrieren, versuchen andere, ein Blutvergießen zu verhindern.

So wie es eine preußische Hexe lange vorausgesehen hat, stehen Falk und Minerva im Mittelpunkt der dramatischen Ereignisse. Voneinander getrennt müssen sie nicht nur ihr eigenes Leben retten, sondern auch versuchen, einen Krieg zu verhindern. "Rheingold" bildet den Abschluss der Trilogie, welcher "Waldesruh" und "Glasberg" voraus gegangen sind.


Rezension

Während in „Waldesruh“ und „Glasberg“ der Kampf gegen den Täuscher im Mittelpunkt stand, taucht nun mit Valentin Bader ein gleichzeitig neuer und alter mächtiger Antagonist auf, denn „Rheingold“ schließt fast ebenso sehr an „Aetherresonanz“ an wie an „Glasberg“: Unbemerkt von der Welt hat der vollkommen wahnsinnige Valentin sich auf dem Grund des Rheins in ein Mischwesen aus Mensch und Maschine verwandelt, das scheinbar unverwundbar ist und die „oberste Ordnung“ befehligt, einen Schwarm intelligenter Maschinen, die jede Form annehmen können. Er könnte nicht nur zum Grund für die Eskalation des Konflikts zwischen dem Kaiserreich und Frankreich werden, sondern steht auch zwischen Minerva und Falk und ihrem wichtigsten Verbündeten gegen den Täuscher: Dem Lindwurm Fafnir.

Doch Valentin ist nicht der einzige alte Bekannte aus der Annabelle-Rosenherz-Trilogie, der eine wichtige Rolle spielt. Auch Friedrich Falkenberg steht wieder im Zentrum der Ereignisse und ist noch spannender zu beobachten, wenn man seine Vorgeschichte aus „Aethersymphonie“ kennt, da diese viele seiner Konflikte erklärt.

Wie bereits der Titel vermuten lässt, treten in „Rheingold“ die Bezüge zur germanischen Mythologie und der Nibelungensage, die Anja Bagus für ihren Roman neu interpretiert, viel stärker hervor als in den vorhergegangenen Büchern, bis schließlich gefühlt das halbe germanische Götterpantheon einen Auftritt hat. Nicht alle der neuen Zusammenhänge, in die Odin, Thor, Tyr und Loki und die Protagonisten der Nibelungensage gestellt werden, fühlen sich zu hundert Prozent stimmig an, aber dafür ist ihre Neuinterpretation originell und überraschend. Ein schönes Detail ist die Figur Hella, die einen weniger bekannten Mythos aufgreift, nämlich den um die mit den in einigen Quellen mit den Walküren verwandten oder identischen Schwanenjungfrauen.

Aber nicht nur die großen äußeren Konflikte, die nun die ganze Welt betreffen, verleihen der Geschichte Dramatik, da die Figuren auch schwerwiegende persönliche Krisen erleben. So ist für Falk ein Albtraum in Erfüllung gegangen: Er ist wieder erblindet und muss fürchten, dass der Täuscher einen Weg gefunden hat, ihn zu beeinflussen. Seine Angst und Wut erlegen seiner Beziehung zu Minerva eine schwere Prüfung auf und sie beide sind zu schweren Entscheidungen gezwungen. Doch sie sind nicht die Einzigen. Obwohl „Rheingold“ ein vergleichsweise kurzer Roman ist, schafft es Anja Bagus, auch die Konflikte und Entwicklungen zahlreicher Nebenfiguren zu schildern und miteinander zu verknüpfen, ohne dass die Geschichte dadurch an Tempo verliert.


Fazit

„Rheingold“ ist das spannende und bildgewaltige Finale der Trilogie, die mit „Waldesruh“ einen eher gemächlichen Anfang genommen hat, und gleichzeitig die Fortführung mehrerer Handlungsstränge aus der „Annabelle-Rosenherz-Trilogie“. In diesem Buch nehmen die Konflikte der Figuren eine weltbewegende Dimension an, zahlreiche originell neu interpretierte Gestalten der germanischen Mythologie/ Nibelungensage offenbaren sich und es kommt zu neuen Enthüllungen über die Gesetze, denen die Aetherwelt folgt.


Pro und Contra

+ lose Enden der Annabelle-Rosenherz-Trilogie werden aufgegriffen und mit der Geschichte Falks und Minervas verknüpft
+ originelle Neuinterpretation von Sagen und Mythen
+ Spannung und Überraschungen
+ auch Konflikte und Entwicklungen von Nebenfiguren erhalten Raum

- nicht alle Neuinterpretationen der Mythen fühlen sich hundertprozentig stimmig an
- Valentin wirkt etwas überzeichnet

Wertung:

Handlung: 4/5
Charaktere: 4,5/5
Lesespaß: 5/5
Preis/Leistung: 3/5


Rezension zu "Waldesruh - Ein Aetherwelt-Roman" (Bd. 1)

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Tags: Steampunk, Anja Bagus