Der verborgene Garten (Kate Morton)

Verlag: Diana, Januar 2009
The forgotten Garden,
übersetzt von Charlotte Breuer und Norbert Möllemann
HC, 640 Seiten, € 21,95
ISBN: 978- 3453290631

Genre: Belletristik

Klappentext

Als die junge Australierin Cassandra von ihrer Großmutter ein kleines Cottage an der Küste Cornwalls erbt, ahnt sie nichts von dem unheilvollen Versprechen, das zwei Freundinnen ein Jahrhundert zuvor an jenem Ort einlösten. Auf den Spuren der Vergangenheit entdeckt Cassandra ein Geheimnis, das seinen Anfang in den Gärten von Blackhurst Manor nahm und seit Generationen das Schicksal ihrer Familie bestimmt.


Die Autorin

Kate Morton wuchs in den Bergen im Südosten von Queensland, Australien auf. Sie hat Theaterwissenschaften und Englische Literatur studiert und promoviert zurzeit an der University of Queensland. Ihr Debütroman Das geheime Spiel wurde in 26 Sprachen übersetzt und eroberte ein Millionenpublikum. Mit Der verborgene Garten stand sie erneut wochenlang auf Platz 1 der Sunday Times. Sie lebt mit ihrem Mann und ihren beiden Söhnen in Brisbane und arbeitet an ihrem dritten Roman.


Rezension

Aus verschiedenen Perspektiven wird die Geschichte einer englischen adligen Familie erzählt, die sich über einen Zeitraum von über 100 Jahren erstreckt. Nach und nach erfährt man immer mehr über die Familie, lernt die Mitglieder und deren Lebenswege kennen und es werden Geheimnisse enthüllt, sodass man das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen mag. Wie Puzzlestücke fügen sich die einzelnen Teile zu einem großartigen Ganzen, wie Zahnräder greifen die einzelnen Teile ineinander über und präsentieren ein Familiendrama, Geheimnisse und eine verwunschene Atmosphäre.

Wir leben mit Eliza in einem Armenviertel von London um 1900, fahren mit Nell über den Ozean und hören das erschreckende Geständnis ihres Vaters in den zwanziger Jahren in Australien und gehen dann wieder mit Nell in den Siebzigern auf Spurensuche in einem verwunschenen Fischerdorf in Cornwall. Cassandra, Nells Enkelin, vollendet dann die Suche nach ihrer wahren Herkunft in der heutigen Zeit in einem verborgenen Garten in einem Cottage in Cornwall. Sie entdeckt so vieles Verborgenes, schonungslos wird aufgedeckt, was die Familie so verzweifelt versucht hat zu verstecken. An den unmöglichsten Orten entdeckt sie Hinweise, Bilder oder Tagebücher, und besonders die früheren Bewohner und deren Kinder und Enkel von Blackhurst Manor helfen ihr mit ihren Erinnerungen, den richtigen Weg zu finden. Immer wieder kommen die verschiedensten Hinweise, nie geht es in die gleiche Richtung. Wenn Cassandra scheinbar einem Geheimnis auf die Spur gekommen ist, taucht aus dem Hintergrund irgendjemand mit einer neuen Erinnerung auf, die so manches Mal alles über den Haufen wirft. Und zum Schluss findet Cassandra nicht nur ihre wahre Herkunft, sondern noch sehr viel mehr.

Alle paar Seiten wechselt die Erzählperspektive, man muss immer sehr genau auf den Ort und die Jahreszahl achten, damit man eine ungefähre Vorstellung hat, wen man jetzt gerade auf seinem Weg begleitet. Sind es am Anfang nur Cassandra, Nell, Eliza und Hamish, so kommen nach und nach weitere Personen hinzu, sie erzählen ihren Teil der Geschichte. So erfährt man eine Menge über die Armut in London um die Jahrhundertwende, den Lebensstil und die Konventionen der Adligen ein Jahrzehnt später und Nells Spurensuche in den 70ern. Immer wieder werden dem Leser kleine Bröckchen hingeworfen, man springt hierhin und dorthin, ist aber jedes Mal sofort wieder gefangen. Die Abwechslung stört in keinster Weise, ganz im Gegenteil, man erfährt immer mehr und mehr und ist völlig gebannt von der Handlung und wartet auf das letzte, sich einfügende Puzzleteil. Dieser unnachahmliche Erzählstil macht den ungeheueren Reiz dieses Buches aus, man weiß nie, wer auf den nächsten Seiten etwas zu erzählen hat und in welcher Zeit man landet.

Aber das Buch beinhaltet ja noch so viel mehr. Eingebettet in die Geschichte ist ein Märchenbuch, welches Eliza einst geschrieben hat. Die Märchen dienen zur Auflösung, ihre Botschaften enthüllen die Familiengeheimnisse, wenn man sie richtig deuten kann. Sie werden zwischendurch immer mal eingestreut, genau zum richtigen Zeitpunkt. Es sind unbekannte Märchen, die auch von Erwachsenen gut gelesen werden können.

Die Atmosphäre ist unheimlich stimmig, man fühlt sich in hochherrschaftliche Anwesen versetzt und stromert durch die phantastisch angelegten Parks und entdeckt einen verwunschenen Garten hinter einer Mauer. Man ist sofort in jeder Zeit angekommen und fühlt und leidet mit den Protagonisten. Auch das Cover ist sehr schön gewählt, an dieser Stelle wäre man auch sehr gerne.


Fazit

Ein Buch, das man mit einem gehauchten "Hach" und einer Wehmutsträne im Augenwinkel zuklappt, weil es schon zu Ende ist. Ein Buch zum Wohlfühlen, Träumen und gedanklichen Lustwandeln in wunderschönen, englischen Gärten. Bildhafte Sprache, stimmige Atmosphäre, verwunschene Gärten und eine großartige Familiensage mit vielen unerwarteten Wendungen, ein abwechslungsreicher Erzählstil und noch ein Buch im Buch – einfach perfekt.


Pro und Contra

+ durch die abwechslungsreiche Erzählperspektive sehr spannend
+ einfühlsam erzählte Lebenswege
+ immer wieder neue und überraschende Wendungen
+ Wohlfühlatmosphäre
+ sehr viele Charaktere können ihre Sicht schildern
+ bildhafte Sprache
+ vielschichtige und tiefgründige Charaktere
+ nachvollziehbare Handlungsweisen
+ Familienbande

- leider war es irgendwann zu Ende

Wertung:

Handlung: 5/5
Charaktere: 5/5
Lesespaß: 5/5
Preis/Leistung: 3/5


Rezension zu "Die fernen Stunden"