Ann-Kathrin Karschnick und Felix A. Münter (09.05.2017)

Interview mit Ann-Kathrin Karschnick und Felix A. Münter

akk felix muenterLiteratopia: Hallo, Ann-Kathrin, hallo, Felix! Mit „Trümmerwelten – Das Geheimnis der Alice Sparrow“ ist Euer erster gemeinsamer Roman erschienen. Wie ist es zu dieser Zusammenarbeit gekommen?

Ann-Kathrin Karschnick: Wir wurden von unserem Verleger im Papierverzierer Verlag „verkuppelt“. Der Verleger sagte irgendwann zu mir: Hast du nicht mal Lust etwas mit Felix zusammenzuschreiben? Der ist genauso schnell wie du. Ich prustete erst einmal los. Inzwischen weiß ich, dass er Recht hatte. ;)

Felix A. Münter: Genau so war das. Zuerst war ich skeptisch und hielt es für eine fixe Idee unseres Verlegers, dann aber telefonierten wir einmal miteinander und merkten wohl, dass wir wirklich gut zusammenpassen, was das Schreiben angeht.

Literatopia: Welche Abenteuer müssen Eure Protagonisten Noemi und Charlie in „Das Geheimnis der Alice Sparrow“ bestehen?

Ann-Kathrin Karschnick: Oh, abgesehen von den alltäglichen Tücken des Lebens müssen Sie hinter das Geheimnis der Alice Sparrow kommen. Das klingt erst einmal sehr einfach, aber niemand weiß, wer Alice Sparrow ist/war/sein wird. Deswegen ist es nicht ganz so einfach.

Felix A. Münter: Erkläre einen Roman in drei Sätzen. Die Kollegin bekommt das wunderbar hin.

Literatopia: Was sind Noemi und Charlie für Menschen? Wie kann Noemi Probleme verschwinden lassen? Und welche Geheimnisse bewahrt Charlie?

Ann-Kathrin Karschnick: Dann erkläre ich am besten Noemi, denn die junge Dame ist auf meinem Mist gewachsen. Als Erledigerin lässt sie Probleme verschwinden. Als Beispiel: Die Geliebte eines angehenden Politikers erpresst ihn mit schmutzigen Briefen, die sie von ihm aufbewahrt hat. Noemi lässt entweder die Geliebte oder die Briefe verschwinden. Je nachdem, was für sie leichter ist oder was der Auftraggeber wünscht. Sie ist eine ziemliche Fanatikerin in ihrem Glauben und möchte gerne, dass die gesamte Welt sich den Weisen und ihren Ritualen anpasst.

Felix A. Münter: In den Trümmerwelten gibt es Magie, die durch Geheimnisse gespeist wird. Das Prinzip ist simpel: Je größer das Geheimnis und je weniger davon wissen, umso mehr Macht verleiht es seinem Träger. Charlie ist ein solcher Geheimnisträger, der sein bisheriges Leben in der Ausbildung verbracht hat. Als sein Lehr Meister stirbt wird Charlie befördert und beschließt, seinem Meister den letzten Wunsch zu erfüllen: Alice Sparrow zu finden. Charlie ist eher so das Format kuscheliger Bär: Über zwei Meter groß, übergewichtig, gutmütig und Pazifist. Ein Mensch mit einem scharfen Geist, der manchmal tolpatschig über die eigenen Füße stolpert.

Literatopia: Wie können wir uns die Welt der „Trümmerwelten“ vorstellen?

Ann-Kathrin Karschnick: Eine Welt, in der die Erdbrocken als Inseln schweben. Einst war es eine große Landmasse im Wolkenmeer, doch Der Bruch hat daraus unzählige Inseln gemacht. Einige bewohnt, andere unbewohnt und reine Felseninseln. Es gibt einige besondere Inseln wie zum Beispiel Exoria, der Insel der Toten. Dort werden von allen Inseln die Toten begraben.

Felix A. Münter: Wolken und Nebel, dazwischen treibende Inseln, welche die Überreste einer untergangenen Welt sind. Fliegende Schiffe, schwere Stürme und eine Prise Magie und Mythen.

Literatopia: Wie sah Euer gemeinsamer Schreibprozess konkret aus? Zwei Protagonisten, die zunächst nicht voneinander wissen – das deutet darauf hin, dass jeder von Euch sich einem der Charaktere gewidmet hat?

Ann-Kathrin Karschnick: Das stimmt. Ich habe Noemi übernommen und Felix Charlie. Die erste Hälfte des Buchs haben wir autark voneinander geschrieben. Nach jedem Kapitel haben wir diese in unsere Online-Software hochgeladen und konnten so sehen, was der andere geschrieben hat. Ab Mitte des Buchs haben wir abwechselnd geschrieben. Erst Felix an einem Tag ein Kapitel, ich am nächsten und so weiter.

Felix A. Münter: Zufügen möchte ich, dass uns sehr entgegenkam, dass wir antizyklisch geschrieben habe. Ich schreibe aufgrund meines Jobs natürlich immer spät in der Nacht, AK hat wegen des Familienzuwachses wenn, dann über den Tag Zeit. Das hat sich wunderbar ergänzt.

Literatopia: Ihr wart zusammen auf der Leipziger Buchmesse und habt dort „Trümmerwelten“ vorgestellt. Wie habt Ihr die Messe erlebt? Kam der Roman gut an? Und hattet Ihr noch Zeit, selbst ein bisschen zu stöbern?

yin yang casinoAnn-Kathrin Karschnick: Ich hatte absolut keine Zeit woanders zu stöbern, aber so ist das bei mir meistens in Leipzig. Frankfurt ist etwas entspannter. Da habe ich nicht so viele Termine mit Bloggern und Verlagen. Aber ich muss sagen, dass ich die Leipziger Buchmesse liebe. Sie ist familiär und auch wenn sie bombastisch besucht ist, immer noch wie ein Stück Heimat. Man kennt sich dort einfach. Der Roman kam super an. Es gab ja ein Bloggertreffen und die Mädels vor Ort waren durchweg begeistert.

Felix A. Münter: Für mich war es die erste Buchmesse überhaupt. Insofern war ich nervös und gespannt gleichzeitig, wusste auch nicht, was mich erwartete. Vorsorglich hatte ich mir den Terminkalender freigehalten, um erst einmal auf alles reagieren zu können – und das war so wohl auch eine gute Idee. Ich kam kaum vom Stand weg (sehr zum Unmut meiner besseren Hälfte, die auch auf der Messe war – aber ich kann Entwarnung geben, das hat uns nicht in eine Ehekriese gestürzt ;))- ich bin mit einer Menge Eindrücken und Ideen aus Leipzig zurückgekommen, insofern war es eine wunderbare Erfahrung. Und was das Buch angeht: Ich hatte das Gefühl, wir haben einen Nerv getroffen.

Literatopia: Ann-Kathrin, Du schreibst auch für die Superheldinnen-Serie „Aurora“. Über welche Fähigkeiten verfügt Deine Heldin Yin Yang? Und wer ist sie im normalen Leben?

Ann-Kathrin Karschnick: Meine Heldin hat die Fähigkeit andere Kräfte zu blockieren oder zu verstärken. Ein normales Leben hat sie eigentlich nicht. Sie ist Derivatorenjägerin. Das heißt, sie jagt für den Titan andere Menschen mit Fähigkeiten. Sie spielt dabei aber immer noch ihr eigenes Spiel. ;)

Literatopia: Die „Aurora“-Reihe erscheint bisher ausschließlich als eBooks. Sind auch Sammelbände geplant? Und welche Vorteile siehst Du in elektronischen Büchern?

Ann-Kathrin Karschnick: Ja, die Sammelbände werden teilweise sogar schon dieses Jahr erscheinen. Darauf freue ich mich schon sehr. Der Vorteil ist vor allem in der Masse, die manche Menschen lesen. Ebooks kann man sich herunterladen von den einzelnen Anbietern und alle dabei haben. Wenn einem mal nach High Fantasy ist, hat man immer das richtige dabei. Hat man eher Lust auf einen Liebesroman, ist der auch in der Tasche.

Literatopia: Felix, kürzlich ist von Dir „All about the Money“ bei den Papierverzierern erschienen. Was erwartet die Leser?

Felix A. Münter: Ein Protagonist, dessen Leben im Zuge der Wirtschaftskrise 2008 total vor die Wand fährt: Job weg, ein Schuldenberg, die Frau verlässt ihn und sein Haus wird gepfändet. Und in diesem Moment, in dem sein Leben eigentlich in Ruinen liegt, scheint er zum ersten Mal seit langer Zeit Glück zu haben und findet drei Koffer voller Geld. Das Problem: Niemand lässt so große Summen Bargeld einfach so herumliegen – und mit dem vermeintlichen Glück kommen echte Probleme auf den Protagonisten zu.

vitaLiteratopia: Mit „Vita“ ist ein weiterer Roman von Dir im April erschienen. Was hat es mit der Substanz Vita auf sich? Das Cover sieht ein bisschen nach einem Mix aus Steampunk und Western aus – trifft das zu?

Felix A Münter: "Vita" ist mein erster Ausflug in Steampunk-Genre, ja. Die Geschichte um das namensgebende Gelee spielt in Blackwater, einer Stadt inmitten der industriellen Revolution. Ein einzelner Konzern brachte die Substanz vor einigen Jahren auf den Markt und revolutionierte damit alles, löste eine rasante Entwicklung von Industrie und Technik aus. Doch was Vita eigentlich ist, woher es stammt oder wie es produziert wird, das wissen nur die wenigsten Menschen, es ist eines der größten Geheimnisse dieser Welt. Das Buch begleitet Alexander McRoy, einen Friedenshüter, auf seinen Ermittlungen in der Stadt.

Literatopia: Auch Dein Thriller „Mercenary“ ist gerade erschienen. Du musst ja wahnsinnig produktiv sein? Wie behältst Du den Überblick über Deine vielen Projekte?

Felix A. Münter: Ich bin ehrlich: Manchmal ist mir selbst gar nicht klar, wie ich das alles neben den normalen Verpflichtungen des Lebens so hinbekomme. Die meisten Projekte laufen bei mir sehr strukturiert. Will heißen: Ich mache vorher einen Pitch fertig, weiß also, wo ich Anfangen und enden will und was auf dem Weg zwischen Alpha und Omega passiert. Mit diesem Fahrplan kann ich sehr gut und schnell arbeiten. Dazu kommen 3 – 4 Stunden reines Schreiben am Tag. So bekommt man einen hohen Output und wächst auch qualitativ stetig. Ich hoffe, das beantwortet die Frage zumindest in Grundzügen.

Literatopia: Könnt Ihr uns vielleicht schon einen kleinen Ausblick auf den zweiten Band der „Trümmerwelten“ geben?

Ann-Kathrin Karschnick: Ich verrate nur so viel: Es wird heiß hergehen und damit meine ich keine erotische Szene zwischen Charlie und Noemi. ;)

Felix A. Münter: Es wird fulminant, wendungsreich und sicher nicht immer so, wie die Leserschaft es erwartet.

Literatopia: Herzlichen Dank für das Interview!


Autorenfoto: Copyright by Ann-Kathrin Karschnick / Felix A. Münter

Rezension zu "Trümmerwelten - Das Geheimnis der Alice Sparrow"

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Interview mit Ann-Kathrin Karschnick (2014)

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Dieses Interview wurde von Judith Madera für Literatopia geführt. Alle Rechte vorbehalten.