Die Haut, in der ich wohne (Thierry Jonquet)

Heyne, 1. Auflage Oktober 2009
Originalverlag: Hoffmann und Campe
Taschenbuch, 144 Seiten
€ 7,95 (D) | € 8,20 (A) | CHF 14,90
ISBN: 978-3-453-40672-8

Genre: Thriller


Über den Autor:

Thierry Jonquet wurde 1954 in Paris geboren, studierte Philosophie und arbeitete als Ergotherapeut in verschiedenen Kliniken. Seit seinem literarischen Debüt 1982 veröffentlichte er neben Jugendbüchern über fünfzehn Romane, von denen mehrere ausgezeichnet wurden. Jonquet galt bis zu seinem Tod am 09. August 2009 als einer der erfolgreichsten Krimiautoren Frankreichs.


Klappentext:

“Ein absolutes Meisterstück!“
Alex Dengler, Bild am Sonntag


Zwei grausame Verbrechen: Ein Chirurg, der seine Partnerin in seiner Villa gefangen hält und zum Sex mit Fremden zwingt. Und ein entführter Abiturient, der in einem Verlies auf das Ende seiner Qualen hofft. Diese Figuren verbindet ein düsteres Geheimnis.
Rachsucht, Ausschweifung und bedingungslose Liebe verschmelzen in diesem Thriller zu einer zerstörerischen Kraft, die im wahrsten Sinne des Wortes unter die Haut geht.

Die Verfilmung von Kultregisseur Pedro Almodóvar mit Penélope Cruz in der Hauptrolle ist in Vorbereitung.


Rezension:

Richard, Ève, Vincent, Alex, Vivianne – das sind die Charaktere, die in Die Haut, in der ich wohne eine Rolle spielen. Dabei sind vorerst keine Zusammenhänge zwischen ihnen erkennbar.

Kurzer Ersteinblick:
Richard, seines Zeichens ein bekannter Schönheitschirurg, sperrt seine Partnerin Ève in einem abgeschlossenen Appartement im Dachgeschoss seines Anwesens ein. Sie darf dieses Appartement nur unter seiner Aufsicht verlassen: Entweder zum monatlichen Besuch Viviannes in einer Psychiatrie, zu offiziellen Anlässen der Klinik oder zu Treffen mit bezahlenden Männern, die Ève bis zum Äußersten quälen dürfen, während Richard im Nebenzimmer durch einen Einwegspiegel dabei zusieht. In welcher Hinsicht die Bande zwischen den dreien bestehen, wird erst spät klar.
Vincent, ein junger Abiturient, wird von einem Unbekannten in einem Kellerverlies gefangen gehalten – über Jahre sitzt er im Dunklen fest, doch mit der Zeit gestaltet ihm sein Peiniger den Aufenthalt immer angenehmer.
Und zu guter Letzt gibt es noch Alex, einen verletzten und unsicheren Bankräuber und Polizistenmörder auf der Flucht.

Doch wie gehören all diese Charaktere zusammen, und wie schafft es ein Autor, auf nur 144 Seiten eine spannende Geschichte um sie alle zu stricken?
Der erste Teil dieser Frage ist leicht beantwortet: Man muss das Buch selbst lesen, denn jedem Rezensenten sind die Hände gebunden - viel über die Story zu erzählen würde die Story verraten. Und damit auch das Ende, das dieses Buch ausmacht und ein Glanzstück darstellt.
Der zweite Fragenteil könnte mit einem simplen „Ich weiß es nicht!“ beantwortet werden. Doch es gibt viele Punkte, die einen guten Thriller ausmachen, und Jonquet schafft es, die meisten, wenn nicht sogar alle in seinem Buch zu vereinen.

Durch drei – anfänglich – völlig verschiedene Handlungsstränge kommt man, abgesehen vom Hinweis auf dem Klappentext, nicht im Traum darauf, dass sich die Geschichten zu einem alptraumhaften Zusammenspiel entwickeln könnten. Ständige, sprunghafte Perspektivenwechsel bringen zusätzlichen Schwung in die ohnehin ruhelose Story, sodass man als Leser des Öfteren den Atem anhält und trotzdem nicht aufhören kann, immer und immer weiter zu blättern. Dabei behält der Leser trotzdem immer die Übersicht und weiß genau, bei welchem der Protagonisten er sich gerade befindet.

Was als befremdender Roman beginnt, entwickelt sich zu einem Buch, das nach dem ersten Lesen nicht aus der Hand gelegt werden kann, sondern noch einmal von vorne begonnen wird. Die niedrige Seitenzahl lädt hierzu zusätzlich ein, und auch nach dem zweiten Lesen bleibt man mit einem leisen Gefühl zurück, dass man etwas übersehen hat, und weiß doch, dass jeder einzelne Buchstabe aufgenommen wurde.

Man darf gespannt sein, wie dieses Meisterstück als Film umgesetzt wird und ob das Entsetzen, das einen beim Lesen überkommt, auch auf die großen und kleinen Leinwände dieser Welt übertragen werden können.


Fazit:

Ein beängstigender Thriller mit überraschend-schockierendem Ende, den man zwar auf Grund der Seitenanzahl mal eben zwischendurch lesen kann, aber so schnell nicht vergessen wird. Die Haut, in der ich wohne geht direkt unter selbige und weckt das Grauen in der hintersten Ecke der Vorstellungskraft. Sehr empfehlenswert!


Wertung:

Handlung: 4,5/5
Charaktere: 4,5/5
Lesespaß: 4,5/5
Preis/Leistung: 4,5/5