Feuerjäger – Die Rückkehr der Kriegerin (Susanne Pavlovic)

Amrûn (April 2015)
Taschenbuch
648 Seiten, 14,90 EUR
ISBN: 978-3-95869-041-7

Genre: High Fantasy


Klappentext

Sie ist raubeinig, respektlos und mit allen Wassern gewaschen. Sie macht keine Gefangenen, weder auf dem Schlachtfeld noch in der Liebe. Ihr Schwert gehört jedem, der sie mit Gold bezahlen kann. Krona Karagin ist alles andere als eine strahlende Heldin. Doch Helden sind viel zu selten in diesen ruhigen Zeiten, und als ein Feuerdämon sich über dem Königreich Abrantes erhebt, sammelt sie eine bunte Truppe von Zwergen, Kriegern und Zauberern um sich, um der Bedrohung die Stirn zu bieten. Krona Karagin ist keine Heldin, aber sie ist stinksauer, und sie hat nichts zu verlieren.


Rezension

„Feuerjäger“ beginnt wie ein Fantasy-Roman, der sich starr an die klassischen Muster des Genres hält: Eine kleine Gruppe von Gefährten, von denen jeder sehr spezifische Fähigkeiten mitbringt, bricht auf, um einen Schatz zu finden. Die alternde Ex-Soldatin Krona Karagin hat von der Erbin eines reichen Kaufmanns den Auftrag erhalten, ein mysteriöses Erbe aus seinem Versteck zu bergen, wo dieser es hinter unzähligen Fallen versteckt hat. Doch als sie den Gegenstand – ein magisches Artefakt, das Teil einer größeren Konstruktion ist, finden – geht alles schief: Ein Feuerdämon entkommt mit dem mächtigen Artefakt und für Krona steht fest, dass sie ihn aufhalten muss. Denn auch wenn sie vorgibt, dass für sie nur die Bezahlung zählt, hat sie doch einige sehr klare Prinzipien.

Zusammen mit den Gefährten, die sie auch bei ihrem ursprünglichen Auftrag begleitet haben – dem menschlichen Einbrecher und Zauberer Pintel Luffelheim und dem schweigsamen Wolfswandler Fenrir (dessen Geheimnis schon früh im Buch eigentlich keines mehr ist) – machen sie sich auf die Suche nach Menschen, die mehr über den Feuerdämon, das Artefakt, und den Schaden, dass dieser damit anrichten könnte, wissen. Unterwegs stoßen die beiden Zwerge Lomir und Nardon zu ihnen, die das gleiche Ziel verfolgen.

Parallel entwickelt sich der Erzählstrang um den Zwergenschmied Thork und Lianna, die kämpferische Prinzessin eines fahrenden Volkes. Ihre widerwillige Zusammenarbeit auf der Jagd nach einem Troll wird schließlich zu einer Liebe, die nicht sein darf. Später zeigt sich, wie ihr Erzählstrang mit dem um Krona und ihre Gefährten zusammenhängt.

Wie schon gesagt beginnt „Feuerjäger“ sehr klassisch. Es gibt eine Queste, einen klaren Gegner und viele kleine Abenteuer, die es unterwegs zu bestehen gilt. Die Welt ist typisch spätmittelalterlich mit unerklärter Fantasy-Magie und in Gestalt der Schrate gibt es sogar eine Spezies, deren einziger Zweck darin zu bestehen scheint, eine Gefahr bzw. eher eine Unannehmlichkeit für die Protagonisten zu sein. Das Buch wird jedoch interessanter, wenn die Handlung sich zum Ende hin ein wenig verlangsamt und etwas geschieht, was für diesen Typ von Roman eher ungewöhnlich ist: Die Figuren dürfen normal und menschlich sein und ganz gewöhnliche Probleme haben, denen sie sich in ihrer pragmatischen, bodenständigen Art stellen.

Man lernt auch ihre Vergangenheit besser kennen und erfährt z.B., was Krona hinter ihrer rauen Fassade umtreibt. Man muss ihre sture, kampflustige, impulsive Art nicht mögen, aber sie ist konsequent und glaubwürdig geschildert. Auch ihre Gefährten sind alle klar definiert, mit ihren ganz eigenen Fähigkeiten und Persönlichkeiten, und haben ein Leben jenseits ihrer Rolle in ihrer wichtigen Queste. Gerade Nardon und Lomir sind überzeugende Gestalten und auch wenn Krona und Luffel anfangs ein wenig überzeichnet (in letzterem Fall vielleicht sogar etwas lächerlich) erscheinen, gewinnt man später ein differenzierteres Bild von ihnen. Obwohl große Gefühle durchaus eine Rolle spielen, stellen realistische Probleme die Beziehungen der Figuren auf die Probe.

„Feuerjäger“ ist der Auftakt zu einer Reihe, was sehr deutlich wird, nicht nur, weil die Figuren am Ende noch immer weit von ihrem Ziel entfernt sind. Tatsächlich fühlt es sich eher an, als wären Teil eins und zwei eigentlich ein einziges Buch, das im vergleichsweise ereignisarmen Mittelteil auseinandergenommen wurde, weil es einfach zu lang war. Es gibt am Ende zwar einen Kampf, aber dieser ist alles andere als ein großes Finale. Doch auch wenn keine wirkliche Eskalation stattfindet, ist das Buch durchgängig spannend. Dazu trägt auch der einfach und unauffällig gehaltene, sehr flüssige Stil bei, der einen unmerklich und ohne unangenehm auffallende Formulierungen durch den Roman trägt, so dass sich dieser deutlich kürzer anfühlt, als er tatsächlich ist.


Fazit

Susanne Pavlovics Fantasywelt besticht nicht durch ihre Originalität, aber „Feuerjäger – Die Rückkehr der Kriegerin“ erzählt eine unterhaltsame Geschichte mit teilweise ungewöhnlich bodenständigen Protagonisten, die versuchen, ohne überflüssiges Drama einen gefährlichen Gegner aufzuhalten.


Pro und Contra

+ glaubwürdige, klar voneinander abgegrenzte Figuren
+ flüssig und unterhaltsam geschrieben
+ Raum für Normalität & Charakterentwicklung

o typische Queste-Geschichte

- eher generische Fantasy-Welt
- Ende ist kein echter Höhepunkt

Wertung:

Handlung: 3,5/5
Charaktere: 4/5
Lesespaß: 4/5
Preis/Leistung: 3,5/5


Interview mit Susanne Pavlovic (2018)

Rezension zu "Die Herren von Nebelheim"

Rezension zu "Die FROST-Chroniken - Krieg und Kröten"

Tags: Susanne Pavlovic, nicht-binäre Autor*innen