Sommer in Barock (Carolin Schairer)

Schairer C Sommer in Barock

Helmer Verlag, 1. Auflage, 1. März 2017
Taschenbuch, 312 Seiten,
19,95 Euro [D]
ISBN-13: 978-3-89741-396-2

Genre: Liebesroman/Sonstiges


Klappentext

Diana Kleedorf singt als Star auf internationalen Bühnen. Unter Erfolgsdruck steht sie auch privat: Ihr Gatte will unbedingt Vater werden – dabei ist Dianas Welt die Oper. Da plötzlich wird die Mezzospranistin, die oft in Hosenrollen auftritt, auch noch in den Medien als lesbisch hingestellt. Der Manager sieht einen Skandal, Diana flieht ins nächste Engagement: der »Anzinger Barocksommer« soll ihr Ablenkung und Beschaulichkeit bieten. Doch als sie der geheimnisvollen Sophie begegnet, wird die Zeit in dem idyllischen Städtchen zum Sommer ihres Lebens.


Die Autorin

Carolin Schairer wuchs in Niederbayern auf. Die Diplom-Journalistin arbeitete u.a. in der Medienbeobachtung, Markt- und Meinungsforschung und in der PR eines Großunternehmens. Sie lebt in Wien. Seit dem Jahr 2008 erschienen kontinuierlich Romane und Krimis im Ulrike Helmer Verlag.


Rezension

Mezzosopranistin Diana Kleedorf steckt in einer Lebenskrise und verliert die Kontrolle – während einer Performance. Plötzlich fehlen ihr die Worte. Mitten im Stück weiß sie nicht weiter. In ihrer Verzweiflung weiß sie nur eine Lösung: sie fingiert eine Ohnmacht. Die Presse vermutet einen Nervenzusammenbruch. In Wirklichkeit leidet Diana unter dem Kinderwunsch ihres Mannes, der sie zu Hormonbehandlungen drängt. Als wäre diese noch nicht genug, wird die erfolgreiche Opernsängerin in einer Talkshow als lesbisch geoutet. Fotos von ihr und ihrer jungen Kollegin, Hand in Hand, machen die Runde. Eine Medienjagd beginnt. Da sagt Diana nicht nein, als ihr Manager sie in das ruhige Anzingen schickt. Dort soll sie sich ausruhen und auf eine Rolle im Barocksommerfest vorbereiten. Wirklich entspannend wird diese Auszeit aber nicht, denn während sich Diana auf ihre Rolle vorbereitet, trifft sie auf die Klavierlehrerin Sophie. Diana wird schnell klar, dass die launische Frau ihre Herzdame ist. Nur Sophie sperrt sich dagegen. Immer wieder stößt sie Diana von sich und fordert, dass Diana nach dem Barocksommer wieder aus ihrem Leben verschwindet. Zum Glück ist Diana ebenso stur wie berühmt, und so zieht sie alle Register …

Carolin Schairer ist berühmt für ihre einfühlsamen Romanzen mit fesselnden Hauptfiguren. Gerne wagt sich die Autorin auch an Figuren mit schwierigen Schicksalsschlägen, z.B. die Erkrankung am Asperger-Syndrom oder einschneidende Verluste. Sommer in Barock kann vor den bisherigen Geschichten allerdings wenig überzeugen. Sowohl die Hauptfigur Diana als ihre Herzdame Sophie schaffen es kaum, aus ihrer Eindimensionalität auszubrechen. Diana ist für eine erfahrene Sängerin erstaunlich schwer von Begriff, insbesondere in der ersten Hälfte geht einiges schief, weil Diana nicht mitdenkt oder zu naiv daherkommt, z.B. als sie versucht ehrlich mit einem Journalisten zu reden und sich dann wundert, als dieser ihre Aussagen zu seinem Vorteil verdreht. Sophies Launenhaftigkeit hingegen wird mit einer schwachen Hintergrundgeschichte begründet, die ihr Verhalten nicht recht zu erklären vermag. So ist Sophie eher anstrengend als eine verletzt Seele, mit der man mitfühlt.

Dies findet wohl auch Diana, denn Knistern will es zwischen den beiden Frauen nicht. Stattdessen wirkt die Beziehung zwischen Diana und Sophie erzwungen und gehetzt – ein Eindruck, der sich durch die gesamte Handlung zieht. Auch die Nebenfiguren sind wenig sympathisch, vor allem die Männer kommen schlecht weg. Der eine ist so sehr auf Kinder fixiert, dass er das Wohl seiner Frau vernachlässigt und der andere ist nur an der Karriere seiner Mandantin interessiert. Dafür dreht sich für die Frauen auf dem Gutshof in Anzingen ein Großteil des Lebens um Sex, so kauft die siebzehnjährige Nichte von Sophie gleich zu Beginn der Geschichte ein Buch über 365 verschiedene Sexpositionen.

Daneben nimmt die Oper ein Großteil der Geschichte ein. Schairer schafft es, auf den wenigen Seiten des Romans das Ambiente des Barocksommers aufzubauen. Man spürt die Leichtigkeit der Musik und den Flair der Bühne – auch wenn es für Nichtopernkenner wohl eher merkwürdig anmuten mag, dass ein Regisseur für Romeo und Julia zwei Frauen besetzt. Man merkt die Recherchearbeit, die Schairer in die Geschichte gesteckt hat. Vielleicht sogar etwas zu sehr, denn sprachlich fließt Sommer im Barock nicht so leicht und anregend, wie Schairers andere Werke. So wird der interessante Ausflug in die Opernwelt ab und an etwas holprig.


Fazit

Mit Sommer in Barock entführt Carolin Schairer ihre Leser in die Welt der Oper. Mezzosopranistin Diana Kleedorf sucht eine Auszeit im kleinen Dorf Anzingen nachdem sie von der Presse als lesbisch geoutet wurde. Plötzlich mit der Klavierlehrerin Sophie und romantischen Gefühlen für diese konfrontiert, muss sich Diana überlegen, wohin ihr Weg sie führt. Trotz interessanter Prämisse schafft es Schairer dieses Mal nicht zu überzeugen. Gerade vor dem Hintergrund ihrer anderen Romane schwächeln Charaktere, Geschichte und Schreibstil. Ein laues Sommervergnügen.


Pro/Contra

+ Idee
+ Darstellung der Opernwelt

- schwache Charaktere mit anstrengenden Zügen
- Geschichte wirkt wie unter Zeitdruck geschrieben
- Schreibstil teilweise holprig

Bewertung: sterne3

Charaktere: 3/5
Handlung: 3/5
Lesespaß: 3/5
Preis/Leistung: 2/5

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