fbm17 – Spontane Treffen, Phantastik und Frustration (Tag 3)

Hallo zusammen,

wie angekündigt hier der zweite Messebericht von mir zum dritten (für mich zweiten) und seit langem schönsten Messetag, was vor allem an den tollen Gesprächen mit Autoren und Kollegen lag. Zudem hatten die Verlage am Freitag mehr spannende Titel für mich zu bieten, sodass ich doch noch was habe, worauf ich mich im nächsten Jahr freuen kann. Aber fangen wir mal von vorne an.

fbm201714Auf dem Weg zur Messe hatte ich bei Twitter gelesen, dass Theresa Hannig wieder auf der Messe unterwegs ist und hab sie gefragt, ob sie zufällig morgens am Lübbe-Stand ist. Wir verabredeten uns spontan und hatten ein sehr nettes und intensives Gespräch, das ich gerne noch weitergeführt hätte, wenn nicht der nächste Termin auf mich gewartet hätte. Seltsamerweise redete ich dabei relativ viel, dabei wollte ich eigentlich mehr von der Autorin wissen. Theresa Hannig kümmert sich aktuell noch viel ums Marketing für „Die Optimierer“ (eine spannende Dystopie, die sich vom Einheitsbrei abhebt), schreibt aber schon am zweiten Band, auf den sie sich bald ganz konzentrieren will. Unter anderem haben wir darüber gesprochen, dass Autoren heutzutage viel selbst dafür tun müssen, um überhaupt wahrgenommen zu werden – ein Thema, dass sich unterschwellig durch den ganzen Messetag zog.

Mittags hatten wir unseren Termin bei Carlsen, wo wir uns hauptsächlich dem Jugendprogramm widmeten. Ich bin zwar ein großer Manga- und Comicfan, aber unsere Pressedame kennt sich da leider nicht so gut aus – außerdem weiß ich in dem Bereich sowieso schnell, was mir gefällt, und so sind die persönlichen Empfehlungen auf der Messe da nicht so wichtig. Im kommenden Jahr dürfte vor allem der neue Roman von Victoria Aveyard (Titel: „Vertrauen und Verrat“) interessant werden. Sehr cool sieht das Cover von „Moon Dust“ aus und der Inhalt klang auch nicht übel, den Titel solltet ihr euch unbedingt merken.

Unser zweiter Verlagstermin war bei Droemer Knaur und dort gibt es seit letztem Jahr auch endlich wieder mehr Phantastik. Ich war schon halb am Aufspringen, als ich den Namen William Gibson auf einem Cover las, aber leider handelt es sich „nur“ um die Taschenbuchausgabe von „Peripherie“. Markus Heitz liefert nächstes Jahr mit „Die Klinge des Schicksals“ wieder einen Dark Fantasy-Roman und von Liza Grimm erscheint mit „Die Götter von Asgard“ der Roman mit dem schönsten Cover des Programms. Hugo-Award-Gewinnerin N.K. Jemisin ist mit „Zerrissene Erde“ vertreten und ich persönlich freue mich auf „Dark Run“ von Mike Brooks. Insgesamt kann sich das ganze Phantastik-Programm sehen lesen, auch wenn mir die Programme von Piper und TOR etwas mehr liegen.

fbm201717Nachmittags hatten wir noch einen Termin bei Coppenrath, einem Verlag, der superschöne Kinderbücher macht, und daneben ein paar ausgewählte Jugendbuchtitel bietet. Dabei haben wir Teri Terry am Stand getroffen und uns ein Exemplar von „Infiziert“ für unser Weihnachtsgewinnspiel signieren lassen (siehe Foto links). Im kommenden Programm war für mich leider nichts dabei, erwähnenswert für unsere Jugendthrillerfans ist vielleicht „Fanatisch“ von Patricia Schröder.

Zwischen den Verlagsterminen traf ich mich mit James A. Sullivan (siehe Foto unten) und seiner bezaubernden Frau, zunächst am Piper-Stand, wo wir erst einmal Messeerfahrungen austauschten. Dort schaute auch Markus Heitz (siehe Foto unten) vorbei und während wir uns darüber unterhielten, dass auf der Messe viel geklaut wird, hat hinter unserem Rücken jemand ein Hohlbein-Buch aus dem Regal gemoppst. Auch ein Exemplar von „Die Granden von Pandaros“ von James fehlte bereits, was Verlage und Autoren aber meist als positives Zeichen werten. Nachmittags verabredeten wir uns nochmal spontan zum Essen und ich weihte James und seine Frau in die Geheimnisse des legendären Pizzastands ein. Dabei schaute Eva Bergschneider von phantastisch-lesen bei uns vorbei und obwohl das Treffen leider sehr kurz war, hatten wir ein interessantes Gespräch. Unter anderem ging es um Evas Rede beim Blogger Future Palace (über Phantastik im Feuilleton), die ärgerlicherweise mittendrin abgewürgt wurde.

Am Abend traf sich Jessica noch mit einem befreundeten Autor und ich kam mit, weil ich sowieso nichts mehr vorhatte. War ein netter Plausch, in dem aber auch deutlich wurde, dass die Verlagswelt keinesfalls so glänzend ist, wie sie sich auf der Frankfurter Buchmesse präsentiert. Viele Autoren sind frustriert, weil gerade die großen Verlage nur noch in die sowieso schon großen Autoren investieren und für die anderen kaum etwas machen. Kein Wunder, dass immer mehr Verlagsautoren über Selfpublishing nachdenken. So schön die Messe insgesamt war, so deutlich vernahm ich eine gewisse unterschwellige Frustration, die man in der Bücherwelt schon lange spürt, weil sie einfach riesengroß geworden ist. Jeder kämpft auf diesem riesigen Markt um Aufmerksamkeit und wenn man heutzutage als Autor eher schüchtern und zurückhaltend ist, hat man es schwer. Man muss viel selbst investieren und lernen, sich und seine Werk gut zu präsentieren. Und man muss bereit sein, finanzielle Durststrecken zu ertragen, denn die meisten Autoren können nicht davon leben und wenn sie genug Zeit zum Schreiben haben wollen, geht es ohne Unterstützung des Partners zum Beispiel nicht.

In diesem Sinne kann ich jeden, der in welcher Form auch immer im Netz über Bücher schreibt, über die Tellerränder hinauszuschauen und Newcomer und Kleinverlagsautoren mehr zu unterstützen. Schaut nicht immer nur auf die Bestseller und gebt euch selbst die Chance, die nicht so bekannten, tollen Titel zu entdecken!

Bis zum nächsten Jahr

- Judith

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