Anne Buchberger (21.11.2017)

Interview mit Anne Buchberger

Anne BuchbergerLiteratopia: Hallo, Anne! Kürzlich ist Dein Debütroman „Luna – Im Zeichen des Mondes“ bei Piper erschienen. Was erwartet die Leser?

Anne Buchberger: Hallo, Judith! Im ersten Band der Mondvogelsaga begleiten wir die Kronprinzessin Analina auf ihrer Reise zur Akademie des Meeres. Unterwegs lernen wir nicht nur das magische Königreich Arden kennen, sondern auch Analina und ihre Begleiter. Es gibt viel zu entdecken – von der fantastischen Umgebung über Freundschaft und Familiengeheimnisse bis hin zu Fähigkeiten, die man vielleicht schon lange besessen hat, ohne es zu ahnen. Es geht um Mut, Liebe und Magie – für jeden ist etwas dabei.

Literatopia: Was zeichnet Prinzessin Analina aus? Was sind Ihre Stärken und Schwächen?

Anne Buchberger: Das ist eine Frage, die sich Analina auf ihrer Reise auch selbst stellt. Sie ist in dem Wissen aufgewachsen, dass da eines Tages eine Menge auf sie zu kommt: Sie soll einmal Königin werden und dabei auch noch ihre besondere Mondmagie einsetzen, an die sie selbst gar nicht so richtig glaubt. Hinter all den Rollen, die sie von außen auferlegt bekommt, sucht sie nach etwas, das nur sie ausmacht. Dabei kann sie schon mal den Mut verlieren. Aber zum Glück gehört Kampfgeist zu Analinas Stärken. Im Grunde ist sie entschlossen, sich durchzubeißen und für das einzustehen, woran sie glaubt.

Literatopia: Wer sind Analinas Freunde, die sie auf ihrem Weg unterstützen?

Anne Buchberger: Bei ihrem Aufbruch sind das Saphiron und Türkis, die beiden Kinder des Schlossgärtners. Sie sind die einzigen Freunde, die Analina zu diesem Zeitpunkt hat, denn sie ist ziemlich isoliert aufgewachsen und hatte kaum Kontakt zu anderen Kindern. Türkis ist die Jüngste, aber auch Wildeste im Bunde und sorgt mit ihrem Temperament immer mal wieder für Aufregung. Saphiron ist da ein bisschen ruhiger, dafür aber schneller eingeschnappt. Natürlich lernt Analina nach und nach auch ihre anderen Begleiter besser kennen. Dadurch findet sie neue Freunde, gerät aber auch in große Gefahr.

Literatopia: Eine Prinzessin, die gegen eine böse Schwarzmagierin kämpfen soll – das klingt ein bisschen nach Märchen. Haben Dich Märchen zu dieser Geschichte inspiriert?

Anne Buchberger: Auf jeden Fall. Als mir die ersten Ideen zu Analinas Geschichte kamen – oder eher zu ihrer Welt, denn Analinas Charakter selbst habe ich erst ein paar Jahre später erfunden – war ich gerade im Kindergartenalter. Damals habe ich mir Arden, das noch Karfunkelstadt hieß, als Märchenland ausgedacht und Saphiron und Türkis waren meine Fantasiefreunde. Während ich älter wurde, hat sich die Geschichte mit mir weiterentwickelt, aber die märchenhaften Grundzüge sind geblieben.

Und obwohl ich heute vieles anders entwerfen würde, war es mir wichtig, das ursprüngliche Grundgerüst in seiner kindlichen Unschuld auch in der Buchversion zu erhalten. Dadurch gibt es zwar ein paar Stereotype, aber ich hatte umso mehr Spaß damit, mit den Erwartungen der Leser zu spielen und in diesem festgelegten Rahmen meine eigene Interpretation umzusetzen. Auch innerhalb der Konstellationen, die man aus Märchen kennt, gibt es viel Spielraum für Charakterentwicklung und -interaktion.

Literatopia: Was ist Arden für ein Land? Und was hat es mit dem Erbe des Mondvogels auf sich?

Anne Buchberger: Ausgegangen ist es vom klassischen Märchenland. Es gibt magische Geschöpfe – Riesen, Nymphen und Drachen – und fantastische Orte wie die Glasberge oder Schloss Funkelstein. Über Jahre habe ich alle Ideen, die mir gekommen sind, mit aufgenommen und Arden dadurch eine eigene Note gegeben. Ich will natürlich nicht alle Geheimnisse verraten, aber zum Beispiel gibt es neben den typischen Fabelwesen auch Nachtmahre oder Sandgnome, die ich selbst entwickelt habe und natürlich die Mondvögel, die Analina so besonders machen.

Der Sage nach sind diese Mondvögel die Wesen, die der Welt die Magie gebracht haben. Sie leben im Nachtwald, den Sterbliche nicht betreten können, haben dadurch einen eher mystischen Charakter. Analina wurde noch vor ihrer Geburt als Mondprinzessin erkannt, was bedeutet, dass in ihr die Seele eines solchen Mondvogels lebt. Nur alle paar Jahrhunderte kommt es vor, dass ein Mondvogel am Ende seines Lebens beschließt, seine Seele in einem sterblichen Ungeborenen zu bewahren. Diese Mondkinder sind dadurch in der Lage, besondere magische Kräfte zu entfalten und sich manchmal sogar der Gestalt ihres Mondvogels zu bedienen. Soweit die Theorie – denn obwohl sie es immer wieder versucht, schafft Analina es nicht, den Zugang zu ihrer Mondmagie zu finden …

Literatopia: Das Cover von „Luna“ sieht mit seinen vielen Details außergewöhnlich und ganz anders als gängige Jugendbuchcover aus. Wie gefällt es Dir persönlich?

Anne Buchberger: Ich liebe es. Das ist nicht übertrieben, ich bin wirklich unheimlich glücklich mit der Coverwahl. Ich habe sofort an Gustav Klimt gedacht, der schon lange zu meinen Lieblingskünstlern zählt und war von der ersten Sekunde an hin und weg. Insgeheim hatte ich ja befürchtet, dass es sehr pink werden könnte, das ist zum Glück nicht passiert. Und das Cover für "Aqua", das im selben Stil gehalten ist, hat mich auch sofort verzaubert!

Literatopia: Die ersten Rezensionen zu „Luna“ sind ziemlich positiv – liest Du Feedback im Internet?

Anne Buchberger: Ja, leider. Gerade versuche ich es mir wieder abzugewöhnen. Natürlich ist es schön, eine positive Rezension zu lesen, aber eigentlich würde ich mich gerne so wenig wie möglich an der Kritik orientieren. Es genügt mir beim Schreiben schon, meine eigene kritische Stimme im Hinterkopf zu haben (und vielleicht noch die meiner Lektorin). Andererseits ist so ein bisschen Bestätigung ja auch toll!

Literatopia: Angeblich schreibst Du Geschichten, seit Du einen Stift halten kannst - ist „Luna“ tatsächlich Dein erster Roman oder verstecken sich noch andere in Deiner Schublade? Und kannst Du Dich noch an Deine erste Geschichte erinnern?

Anne Buchberger: Ich habe ja schon angedeutet, dass ich die ersten Ideen zu "Luna" schon sehr früh hatte. Tatsächlich habe ich begonnen, kleine Geschichten zu schreiben, sobald ich schreiben konnte - vorher habe ich sie aufgemalt oder mit Freunden nachgespielt. Aber mein erster "Roman" war wirklich eine frühe Version von "Luna", die ich im Alter von zehn Jahren noch ganz romantisch per Hand geschrieben habe. Das wurden immerhin siebzig Seiten, auf die ich sehr stolz war (und bin!). Und was mich besonders freut: Die ersten drei Sätze, mit denen vor zwölf Jahren alles begonnen hat, stehen heute fast unverändert im gedruckten Prolog.

Literatopia: Welche Genres liest Du vorzugsweise? Und hast Du vielleicht ein Lieblingsbuch / einen Lieblingsautor?

Anne Buchberger: Auf ein bestimmtes Genre festlegen kann ich mich, glaube ich, nicht. Wahrscheinlich lese ich weniger Fantasy, als man erwarten würde – als Kind habe ich alles verschlungen, was es in der Richtung gab, aber inzwischen lese ich ganz bunt durcheinander. Eigentlich habe ich mir vorgenommen, wieder mehr deutschsprachige Autoren zu lesen, weil ich mich manchmal anhöre, als hätte ich mich selbst aus dem Englischen übersetzt. Neben meinem Bett liegen aber gerade Romane von Margaret Atwood und Kazuo Ishiguro, so ganz klappt das also noch nicht. Und was ich jetzt natürlich sagen muss, es geht nicht anders: Harry Potter. Das sagt jeder, aber so ist es ja auch. Ich gehöre zu der glücklichen Generation, die mit Harry aufwachsen durfte und ich werde nie aufhören, dafür dankbar zu sein.

aqua im zeichen des meeresLiteratopia: Wer Dich googelt, findet fast gar nichts über Dich. Keine Autorenhomepage, keine Facebookseite – bist Du noch nicht dazu gekommen oder hältst Du Dich lieber im Hintergrund?

Anne Buchberger: Beides ein bisschen. Bevor "Luna" erschienen ist, hatte ich meine Facebookseite schon fast online, bevor mir klar wurde, wie wenig Lust ich gerade darauf hatte. Ich habe meine Person nicht als etwas gesehen, was ich jetzt unbedingt online präsentieren muss. Zu dem Zeitpunkt habe ich dann beschlossen, es zu verschieben und erstmal nur das schöne Gefühl zu genießen, den Debütroman in den Händen zu halten. Mir war das Schreiben einfach wichtiger als das Drumherum, also habe ich geschrieben, bis die Uni wieder losging und den Rest auf die Warteliste gesetzt. Jetzt, wo ich langsam anfange, mich als "Autorin" zu fühlen, werde ich die Homepagesache aber bald nochmal angehen.

Literatopia: Kannst Du uns abschließend schon etwas über den zweiten Band „Aqua“ verraten?

Anne Buchberger: Na klar! Während der erste Band auf die Reise beschränkt ist, hat Analina im zweiten Band die Akademie des Meeres erreicht. Das ist natürlich ein ganz schöner Bruch, denn plötzlich ist sie, die sich immer ein bisschen isoliert gefühlt hat, eine von hunderten Schülern auf engstem Raum. Und dann scheinen auch noch alle zu erwarten, dass sie problemlos in die Fußstapfen ihrer berühmten Mutter tritt! Zur Handlung will ich noch keine Details verraten, aber wir lernen den Akademiealltag kennen, stoßen auf neue Figuren und decken noch ein paar der Familiengeheimnisse auf, die man bisher nur erahnen konnte. Und dann wird die Bedrohung durch die Schwarzmagierin Gwenda auch noch ganz schön real … Ein bisschen verliebt wird sich dann auch noch, so ganz ohne Liebe geht es ja nicht.

Literatopia: Herzlichen Dank für das Interview!

Anne Buchberger: Ich habe zu danken. :)


Autorenfoto: Copyright by Foto Weber Würzburg


Dieses Interview wurde von Judith Madera für Literatopia geführt. Alle Rechte vorbehalten.