Der Garten der Erinnerung (Rachel Hore)

Verlag Lübbe, November 2008
Original: The memory garden,
übersetzt von Barbara Ritterbach
HC, 400 Seiten, € 18,00
ISBN 978- 3785723449

Genre: Belletristik


Klappentext

Mel hat genug von London, ihren Studenten und ihrem Exfreund. Die Lösung: eine Auszeit in Cornwall, in einem verwunschenen Cottage. als sie dort ankommt, ist es kalt und dunkel, doch das Cottage macht einen zauberhaften Eindruck. Ebenso das wunderschöne Bild mit der unleserlichen Signatur, das Mel sofort gefangen nimmt. wer es wohl einst gemalt hat? Und wer hat den inzwischen verwilderten Garten angelegt, der zum Cottage gehört? Mel und ihr Vermieter Patrick wollen ihn wiederherstellen. Sie stoßen unter dem Dickicht auf Relikte aus längst vergangenen Zeiten, auf eine Geschichte von Liebe und Leid und verbotener Leidenschaft. Und kommen sich wie verzaubert langsam näher.


Die Autorin

Rachel Hore, geboren in Epsom, Surrey, hat lange Zeit in der Londoner Verlagsbranche gearbeitet, zuletzt als Lektorin. Heute lebt sie mit ihrem Mann und ihren drei Söhnen in Norwich. Sie arbeitet als freiberufliche Lektorin und schreibt Rezensionen für den renommierten Guardian. 


Rezension

Beim Lesen des Titels und des Klappentextes denkt man unwillkürlich an das Buch „Der verborgene Garten“ von Kate Morton. Ähnliches Setting und ähnliche Orte, aber doch in ihrer Geschichte unterschiedlich.

Diese Geschichte hier ist ruhiger, sie plätschert mehr oder weniger vor sich hin. Mel nimmt sich nach der Trennung von ihrem Freund eine Auszeit von ihrem Beruf als Kunstgeschichtsdozentin an einem College in London und mietet sich ein abgelegenes Cottage in Cornwall, um ihr Buch über die Maler vom Lamorna, die zur Zeit der Jahrhundertwende dort gewirkt haben, zu beenden. Als sie in ihrem Cottage wunderschöne Blumenbilder mit den Initialen P.T. findet, ist sie entschlossen, den bis dahin unbekannten Maler aufzustöbern.

Ihr Cottage grenzt an den verwilderten Garten eines alten Herrenhauses, das ihr Vermieter Patrick Winterton erst vor kurzem geerbt hat. Auch Patrick wurde erst vor kurzem von seiner Verlobten verlassen, sie wollte nicht mit ihm in das abgeschiedene Herrenhaus ziehen. Mel und Patrick sind beide fasziniert von dem verwilderten Garten. Als sie sich entschließen, den Garten wieder herzurichten, wie er früher einmal war, entdecken sie immer mehr alte und verborgene Dinge, die Aufschlüsse auf frühere Bewohner geben. Dabei kommen sie auch einem alten Geheimnis auf die Spur und lernen sich nebenbei auch noch sehr gut kennen. Sie studieren alte Tagebücher und suchen in archivierten Bauplänen nach Dokumenten, die ihnen bei der Wiederherstellung helfen können.

Der Hauptteil des Buches liegt in der Geschichte zweier von ihren Lieben enttäuschten Menschen, die erkennen müssen, wie viel Zeit und Arbeit doch in der Verarbeitung einer verlassenen Liebe steckt. Beide wurden von ihrer großen Liebe verlassen, beide haben schwer mit der Trennung zu kämpfen. Und beide müssen erkennen, dass es gar nicht so leicht ist, eine neue Liebe wieder einzugehen. Selbstzweifel, Verletzlichkeit und falscher Stolz sind an der Tagesordnung, beide müssen erst einmal einen Weg finden, damit umzugehen und wieder an sich selbst glauben zu können.

Nebenher gibt es noch ein paar weitere Handlungsstränge mit sympathischen Nebendarstellern. Sie lockern die Geschichte auf und sorgen mit ihren eigenen Problemen und deren Lösungen für genügend Dynamik. Außerdem ist man hautnah bei den Recherchen über die Maler von Lamorna dabei und erfährt viel Interessantes über eine Gruppe von Menschen, deren Schaffen nicht im Verborgenen liegen sollte.

Natürlich gibt es auch hier wieder eine Geschichte in der Geschichte, Ereignisse aus der Vergangenheit werden geschildert, das erschütternde Schicksal des jungen Dienstmädchens Pearl Treglown wird immer wieder in Einschüben erzählt. Pearl hat in dem alten Herrenhaus, Merryn Hall zur Zeit der Jahrhundertwende gearbeitet, und obwohl sie schon lange verstorben ist, schlägt ihr Schicksal noch bis in die Gegenwart Wellen.


Fazit

Cornwall, seine Künstler und seine prachtvollen Landsitze lässt dieses Buch in aller Pracht erblühen. Lamorna und seine Maler bilden einen interessanten Hintergrund für die Problematik der Trennung, des Loslösens und des wieder neu Verliebens. Zusätzlich gespickt mit Einzelheiten aus dem Leben eines Dienstmädchens um die Jahrhundertwende stöbert man in unbewohnten Häusern und verwahrlosten Gärten nach wohlgehüteten Geheimnissen.


Pro und Contra

+ lauschige Atmosphäre
+ Familiengeheimnisse
+ gelungene Sprünge zwischen Gegenwart und Vergangenheit
+ Informationen über die Maler Lamornas
+ glaubwürdige Lösungen von Konflikten

- manchmal etwas langatmig
- Protagonisten handeln teilweise irrational

Wertung:

Handlung: 3,5/5
Charaktere: 3,5/5
Lesespaß: 3,5/5
Preis/Leistung: 3,5/5