Der Memory Code (M. J. Rose)

Verlag: Mira, Juni 2009
Originaltitel: The Reincarnationist
übersetzt von Martin Hillebrand
TB, 496 Seiten, € 8,95
ISBN: 978- 3899416152

Genre: Zeitreisethriller


Klappentext

Nach einem Bombenanschlag in Rom verfolgen den Fotografen Josh Ryder mysteriöse Visionen. Erinnerungen an ein früheres Leben? Immer wieder versucht er verzweifelt, eine Frau namens Sabina zu retten – und den Schatz, den sie hütet. Aber wer ist Sabina? Seine Recherchen führen Josh zu der Archäologin Gabriella Chase. Vor kurzem hat ihr Team eine Grabkammer entdeckt, die ein mächtiges Geheimnis birgt: die legendären Memory Steine, die das Rätsel der Wiedergeburt für immer zu lösen versprechen. Doch Josh und Gabriella wollen nicht als einzige den Code der Steine entschlüsseln. Sie geraten ins Fadenkreuz einer gefährlichen Verschwörung, die auch vor dem Vatikan nicht halt macht. Schon bald müssen sie fürchten, dass sich eine blutige Spur aus der Vergangenheit bis in die Gegenwart zieht.


Die Autorin

M.J. Rose begann ihre Karriere in der Werbebranche, bevor sie zu einer erfolgreichen Schriftstellerin wurde. Ihre Kurzgeschichten und Gedichte sind in zahlreichen Anthologien und Zeitschriften erschienen, und bereits ihr erstes Buch fesselte die Leser in aller Welt, inzwischen finden sich ihre spannenden Romane regelmäßig auf den amerikanischen Bestsellerlisten. M.J. Rose lebt mit Doug Scofield, einem Komponisten, in Conneticut.


Rezension

Reinkarnation – eigentlich ein spannendes Thema, aber hier von M.J. Rose nicht besonders spannend umgesetzt. Josh Ryder verfällt immer wieder in Visionen, in denen er als Priester Julius die Vestalin Sabina retten muß. Im frühen Rom waren die Vestalinnen die Hüterinnen des ewigen Feuers, sie waren Jungfrauen und sollten sie ihre Jungfräulichkeit verlieren, wurden sie mit dem Tode bestraft. Sabina ist die Liebe seines Lebens, aber sie wissen auch, dass sie etwas höchst Verbotenes begehen. Aber Josh erwacht nicht nur im Körper von Julius, er hat auch Visionen von Percy Talmage, einem Vorfahr von Beryl Talmage, die mit ihrem Neffen, Malachai Samuels die Phoenix Foundation gegründet hat. Sie helfen Kindern, sich mit ihren Reinkarnationserlebnissen auseinanderzusetzen und haben sich auch Joshs angenommen, um Licht in seine verwirrenden Zeitsprünge zu bringen.

In der Nähe von Rom entdecken die Professoren Rudolfo und Gabriella Chase eine Grabstätte mit einem unversehrten Skelett. Als Josh die Grabstätte besichtigt, weiß er mit Sicherheit, dass das Skelett die Vestalin Sabina ist. In ihren Händen hält sie eine Schatulle, die die berühmten Memory Steine enthält, die angeblich das Rätsel der Wiedergeburt zu lösen vermögen. Aber ohne dass Josh eingreifen kann, werden die Steine gestohlen und der Professor schwer verletzt. Was dann folgt, ist eine Jagd nach den Steinen und deren Lösung. Und natürlich nach dem Auftraggeber. Wer will unter allen Umständen das Rätsel der Wiedergeburt lösen?

Die Geschichte ist sehr verwirrend, immer wieder gibt es Zeitsprünge, nicht nur von Josh. Auch Rachel Palmer, eine New Yorkerin, findet sich des Öfteren in einem anderen Körper wieder. Was hat sie mit der Geschichte zu tun? Man springt hin und her, mal ist man im alten Rom, dann wieder in der Gegenwart, dann geht es um Rachel und immer wieder um die Steine. Aber worum geht es in dem Buch wirklich, man hat den Eindruck, dass eine vernünftige Struktur einfach fehlt. Man bekommt auch keinen Zugang zu den Figuren, sie bleiben blass und unstrukturiert, es sind einfach zu viele, die eine Hauptrolle spielen.

Es gibt auch einige Unklarheiten und Widersprüchlichkeiten in dem Buch, so manches lässt sich nicht nachvollziehen. Gabriella und Josh sind sich über die Bedeutung der Steine im Klaren – aber warum haben sie dann nur so wenig Photos gemacht? Warum lässt Gabriella die Photos einfach offen in ihrem Appartement liegen? Sie weiß doch mittlerweile, wie die Verbrecher vorgehen, sie gehen über Leichen, um an ihr Ziel zu kommen. Zu glauben, dass sie davon nicht betroffen ist, wäre reiner Humbug. Woher kommen dann die Photos, die auf einmal wieder da sind, um den Code zu entschlüsseln? Erst ziemlich zum Ende hin nimmt das Buch ein bisschen Fahrt auf und viele lose Fäden werden versponnen. Aber da ist es schon fast zu spät, der Spannungsbogen ist verloren und wer bis dahin noch trotz der ausführlichen und langatmigen Handlungen durchgehalten hat, der bekommt auch noch ein diffuses Ende geliefert. Ein Ende, was ziemlich untypisch für den Mira Verlag ist und auch noch einige Fragen offen lässt.

Reinkarnation an sich ist ja ein spannendes Thema, man kann darüber genauso spekulieren wie über ein Leben nach dem Tode. Aber woher kommen die ganzen Erkenntnisse, wie die Menschen früher gelebt haben. Ist schriftlich wirklich so viel festgehalten worden, um das genaue Leben einer Vestalin zu begreifen? Oder hat sich jemand einen Tagesablauf bei den alten Römern nur ausgedacht? Woher hatte er wohl die Phantasien? Man kann sich gut vorstellen, dass etwas Wahres hängen bleibt, etwas Unglaubwürdiges aber Vorstellbares.

Zwar gibt es auch Liebesgeschichten in dem Buch, aber sie gehen nicht zu Herzen. Das liegt aber auch an den diffusen Charakteren, man wird einfach nicht warm mit ihnen, sie bleiben dem Leser relativ gleichgültig. Das Cover wiederum ist sehr passend ausgesucht, man kann sich bildlich vorstellen, wo sich wahrscheinlich der Hauptteil der Geschichte zugetragen hat.


Fazit

Langatmig und viel zu ausführlich, dazu noch eine Geschichte ohne klare Struktur – eigentlich schade, das Thema hat eine Menge Potential. Die Spannung und die Verknüpfungen kommen erst ganz zum Schluß. Das ist zu spät, um die Geschichte zu retten. Wer sich aber mit dem Thema beschäftigt und ein bisschen über Reinkarnation und das Gefühl, in einem anderen Körper zu sein, erfahren möchte, der kann hier beruhigt zugreifen. Mit ein bisschen Durchhaltevermögen ist die Geschichte gut lesbar.


Pro und Contra

+ interessantes Thema
+ Kenntnisse über die Vestalinnen und das alte Rom

o Stil etwas langatmig und verwirrend

- ungewöhnliches Ende
- zu viele Personen und Zeitsprünge
- nicht fesselnd
- Charaktere zu blass, keiner wächst einem ans Herz

Wertung:

Handlung: 3/5
Charaktere: 2,5/5
Lesespaß: 2,5/5
Preis/Leistung: 3/5