Rose Noir (Hrsg. Michael Preissl)

Voodoo Press (2009)
Cover: Mark Freier
Illustrationen: Thomas Hofmann
Paperback, 340 Seiten, 14,00 EUR
ISBN: ISBN: 978-3-9502701-0-5

Genre: Phantastik / Horror


Klappentext

Rose Noire - die schwarze Rose. Die Geschichten in dieser Anthologie tragen wie auch diese seltene Blume dunkle Schönheiten zur Schau; doch der Leser sei gewarnt, Rosen haben stacheln und die der schwarzen sind besonders tödlich.
(Lars Maria Maly)

mit Beiträgen von:

Arthur Gordon Wolf - Schwarz-Weiße Tode
Arthur Gordon Wolf - Im Labyrinth der Katzen
Michael Knoke - Das Fenster zur Nachtseite
Tobias Bachmann - Die Briefe von Zion
Andreas Gruber - Die scharfe Kante des Geodreiecks
Lars Maria Maly - Die Musik des Erich Z.
Sören Prescher - Der Käfig der Seelen
Sven Kössler - Das Spiel der Alten
Torsten Scheib - Urban Heart
Mark Freier - Wenn alte Pappeln Trauer tragen
David Seinsche - Nacht
David Grashoff - Dämonenbrut
Günter Suda - Der Mönchsrabe
Jörg Kleudgen - Mahrenhaar
Rainer Innreiter - Veränderungen
Kealan Patrick Burke – Snowman


Rezension

„Rose Noir“ gehört zu den ersten Veröffentlichungen im noch recht jungen Voodoo Press Verlag und wartet mit einer überaus gelungenen Gestaltung sowie einer abwechslungsreichen Geschichtenauswahl auf. Die einzelnen Beiträge enthalten alle mal mehr oder weniger Horrorelemente – und da hören die Gemeinsamkeiten fast schon auf. Der eine schreibt eher historisch, der andere ganz alltäglich, der nächste liefert eine düstere Science Fiction-Story ab und wieder ein anderer widmet sich den Zombies oder gar Krötenträumen. Manche arbeiten eher subtil, andere flechten ihre Gruselfaktoren offensichtlicher in dunkelstem Rot ein. Manche Geschichten sind relativ lang, andere kommen mit gerade einmal zwei Seiten aus.

Was insgesamt etwas zu kurz kommt, ist die „Rose“, die der Anthologie immerhin den Titel verleiht. Man vermisst sie zunächst etwas als leitendes Motiv der Geschichten, findet sich aber schnell damit ab, dass die schwarze Rose nur symbolisch für den düsteren Inhalt der Beiträge steht. Insbesondere da die meisten überzeugen können. Da es den Rahmen der Rezension sprengen würde, auf jede Geschichte einzeln einzugehen, hier nur ein paar ausgewählte, um die Vielseitigkeit von „Rose Noir“ zu demonstrieren:

In „Die Briefe von Zion“ von Tobias Bachmann erzählt abwechselnd ein Freund des Schriftstellers und Zion selbst in seinen Briefen eine gruselige Geschichte. Die Erzählweise erzeugt jede Menge Spannung und man kann es kaum erwarten, den nächsten Brief von Zion zu lesen – denn seine Worte werden immer abstruser. Ist der Schriftsteller verrückt geworden? Oder sind seine grausigen Berichte erschreckende Realität? …

Das Spiel der Alten“ von Sven Kössler spielt mit schleichenden Veränderungen der Wirklichkeit, die dem Leser zuerst nur irgendwie merkwürdig erscheinen und schließlich ihr phantastisches Element offenbaren. Der Wandel ist dem Autor gut gelungen, doch hätte er das Potential seiner Idee weiter ausschöpfen können. Dennoch überzeugt die Geschichte - vor allem durch ihre innere Ruhe.

In „Schwarz-Weiße Tode“ von Arthur Gordon Wolff hat man zunächst das Gefühl, in der falschen Anthologie gelandet zu sein. Hier hat man eindeutig eine Science Fiction-Story vor sich, die erst einmal nicht wirklich düster wird. Doch als klar wird, auf was für eine Jagd der Protagonist mit seinem Vater gehen muss, offenbart sich die Dunkelheit in dieser bedenklichen Zukunftsvision. Thematisch nicht wirklich neu, aber gekonnt umgesetzt.

Dämonenbrut“ von David Grashoff handelt von einem Exorzismus mit grausigen Komplikationen. Der Protagonist ist knallhart und doch irgendwie sympathisch, da er nicht vor notwendigen Übeln zurückscheut. Extrem düster inszeniert und spannend erzählt!

Wie bereits in der Anthologie „Unter dunklen Schwingen“ bietet Andreas Gruber wieder eine Geschichte voller Wahnsinn. In „Die scharfe Kante des Geodreiecks“ erzählt er von einem von der Zahl drei besessenen Protagonisten – was als scheinbar harmloser Tick beginnt, entwickelt sich zu einer Tragödie. Und dem Autor gelingt ein überraschender Abschluss seiner Kurzgeschichte!

Die optische Gestaltung der Anthologie ist überaus gelungen. Insbesondere das Cover schlägt den Leser sofort in seinen Bann. Hinzu kommt die gute Verarbeitung und die allesamt recht düsteren Innenillustrationen, die ein wenig etwas von „Kritzeleien“ haben. Ein großes Manko ist allerdings das fehlenden Lektorat: Manche Geschichten sind nahezu fehlerfrei, in manchen tummeln sich Komma- und Tippfehler, sodass der Lesespaß getrübt wird. In Anbetracht einiger gelungener Geschichten kann man gerade noch drüber hinwegsehen, da der Kleinverlag verkündet hat, inzwischen Lektoren zu haben.


Fazit

„Rose Noir“ besticht vor allem durch Vielseitigkeit. Ob beklemmende Science Fiction, finstere Bergwelten oder eigenartige Mönchsraben – hier findet sich für jeden düster-morbiden Geschmack etwas.


Pro & Contra

+ sehr abwechslungsreiche Geschichtenauswahl
+ beklemmende und düstere Atmosphäre
+ verschiedenste Horror-/Phantastikelemente

- schwankendes Niveau
- fehlendes Lektorat

Extras:

~ s/w-Zeichnungen zu jeder Story

Wertung:

Texte: 3/5
Illustrationen: 4/5
Lesespaß: 3,5/5
Preis/Leistung: 3/5


Interview mit Michael Preissl (Februar 2010)

Tags: Kurzgeschichten