Der dunkle Wächter (Carlos Ruiz Zafón)



Fischer FJB Verlag (September 2009)
gebunden mit Schutzumschlag und Leseband
352 Seiten, EUR 17,95
ISBN: 978-3596853885
Nebel-Trilogie

Genre: Mysterie, Jugendbuch


Klappentext

Was man dem Bösen versprochen hat, das wird es sich holen.

Cravenmoore – so heißt das geheimnisvolle Anwesen am Meer, auf dem der Spielzeugfabrikant Lazarus Jann mit Hunderten mechanischer Figuren lebt. Schnell wird klar: Cravenmoore ist ein Ort voller Abgründe. Dunkle Schatten jagen durchs Haus, im Wald treibt eine mächtige Kreatur ihr Unwesen, und vom Leuchtturm drohen die rätselhaften Septemberlichter. Als Irene und ihr neuer Freund Ismael dem Geheimnis um Lazarus Jann auf die Spur kommen, ist es fast zu spät: Dieser Sommer könnte ihr letzter werden…


Rezension

„Der dunkle Wächter“ gehört zu Zafóns „Nebel-Trilogie“, die jetzt endlich komplett auf Deutsch, noch dazu mit den ansehnlichen spanischen Originalcovern, in hübscher Aufmachung im Fischer-Verlag erscheint (das letzte im Oktober 2010). Dass es sich dabei um ein Jugendbuch handelt, sollte allerdings auch Erwachsene nicht davon abhalten, einen Blick darauf zu werfen. Sei es, um zu sehen, was Zafón vor seinem Welterfolg „Schatten des Windes“ so getrieben hat, oder sei es, um einfach abzutauchen in eine herrlich atmosphärisch beschriebene Geschichte.

Denn Zafóns Schreibstil ist beeindruckend bildhaft und wunderbar poetisch; die passenden Bilder entstehen wie von selbst vor dem inneren Auge des Lesers, laden mal mit ihrer pittoresken Art zum darin schwelgen ein, mal – düster und geheimnisvoll – zum Gruseln.

Erst subtil, dann im Verlauf der Handlung immer offensichtlicher wird der Schrecken enthüllt, der auf Cravenmoore haust. Zwar ist der Handlungsaufbau nicht sonderlich erfinderisch, die Geschichte nicht wahnsinnig originell, doch das ist hier auch nicht zwingend notwendig. Denn Zafón schafft es trotzdem, etwas ganz Eigenes zu kreieren – so kunstvoll verpackt und formvollendet serviert wurde das Thema vermutlich noch selten. Dabei punktet er gleichermaßen bei den Beschreibungen seiner Schauplätze wie beim Einfangen der vorherrschenden Stimmung. Letzteres gelingt besonders eindrücklich, stets wecken die sorgfältig gewählten Worte einen präzisen Eindruck davon, wie es um die Gefühlswelt der Charaktere bestellt ist und wie ihre Umwelt diese beeinflusst.
Und dabei liest es sich wunderbar flüssig herunter, ohne Langeweile aufkommen zu lassen – so manch einer wird das Buch wohl an einem Stück verschlingen und sich wundern, wie schnell die Seiten vorüberziehen – eine Tatsache, die wohl nicht ausschließlich darauf zurückzuführen ist, dass das Werk zwecks Jugendtauglichkeit mit recht großer Schrift aufwartet.
Wer einfach in einer Geschichte versinken will, ohne sich große Gedanken machen zu müssen, der ist hier genau an der richtigen Adresse.

Auch die Charaktere tragen ihren Teil dazu bei. Zwar recht deutlich als Jugendbuchhelden identifizierbar, sind sie dennoch glaubwürdig und sympathisch. Nachvollziehbare Handlungen und glaubhafte Schilderungen – beispielsweise des Familienlebens der Protagonisten oder einer Liebesgeschichte zwischen Irene und Ismael – runden diesen positiven Eindruck ab.


Fazit

Ein Buch zum darin Abtauchen für einige vergnügliche, gruselige, träumerische Lesestunden. Die bildhafte Sprache schafft eine tolle Atmosphäre, die wirklich überzeugt.


Pro & Kontra

+ atmosphärisch
+ großartige, bildhafte Sprache
+ sympathische (Jugendbuch-)Charaktere

- Handlung und Idee nicht sonderlich originell

Wertung:

Handlung: 3/5
Charaktere: 3,5/5
Lesespaß: 4,5/5
Preis/Leistung: 4/5