Mieses Karma (David Safier)

Rowohlt, 1. Auflage Mai 2008
Taschenbuch, 285 Seiten
€ 8,95 (D)
ISBN: 978-3-499-24455-1

Genre: Belletristik



Klappentext:

Wiedergeburt gefällig?

Nichts hat sich Moderatorin Kim Lange mehr gewünscht als den Deutschen Fernsehpreis. Nun hält sie ihn triumphierend in den Händen. Schade eigentlich, dass sie noch am selben Abend von den Trümmern einer herabstürzenden russischen Raumstation erschlagen wird.

Im Jenseits erfährt sie, dass sie in ihrem Leben viel zu viel mieses Karma gesammelt hat - und bekommt prompt die Rechnung präsentiert. Kim findet sich in einem Erdloch wieder, hat zwei Fühler, sechs Beine und einen wirklich dicken Po: Sie ist eine Ameise! Aber Kim hat wenig Lust, fortan Kuchenkrümel durch die Gegend zu schleppen. Außerdem kann sie nicht zulassen, dass ihr Mann sich mit einer Neuen tröstet. Was tun? Es gibt nur einen Ausweg: Gutes Karma muss her, damit es auf der Reinkarnationsleiter wieder aufwärts geht!

Superwitzig und schräg! (Bild)

Eine irre Idee, gespickt mit kuriosen Einfällen. (Brigitte)



Rezension:

Schon durch Titel und Cover gehört Mieses Karma zu den Büchern, um die man im Buchladen immer wieder rumschleicht. Nach Lesen des Klappentextes kämpft man weiter mit sich, denn man ist neugierig, aber auch noch nicht überzeugt, ob sich die Investition von knapp neun Euro wirklich lohnt. Und als es dann zufällig aus dem Regal von Freunden in die eigenen Hände fällt und man grad eh nichts anderes zu tun (und zu lesen) hat, gibt man dem Buch eine Chance, vielleicht doch noch in das eigene Bücherregal gekauft zu werden.

Die ersten Kapitel, in denen die Protagonistin Kim noch ein Mensch und sehr erfolgreich ist, bieten dem Leser einen tollen Start. Leider kann der Autor das Niveau dieser ersten Seiten nicht halten, schon bald fragt man sich: Kann sie nicht einfach wieder als Mensch auf die Welt kommen und mir diesen gut gemeinten, aber eher gescheiterten Versuch der guten Unterhaltung ersparen?
Nicht immer nachvollziehbar, aber in den meisten Fällen durch zwar plumpen, aber immerhin ankommenden Humor dann doch zum Weiterlesen angeregt durchlebt der Leser diverse Reinkarnationen von Kim, die in ihrem ersten Leben sehr viel mieses Karma gesammelt zu haben scheint. Wobei hier eindeutig zu kurz kommt, was eigentlich schlechtes Karma auslöst – schließlich versucht sie mit aller Mühe, ihr Berufsleben als erfolgreiche Fernsehmoderatorin und ihr Familienleben gut unter einen Hut zu bekommen. Dass das nicht immer reibungslos klappt, sollte klar sein und nicht nach dem Tod bestraft werden. Aber Kim bekommt ja die Chance, sich zu ändern und ein besserer … Charakter zu werden.

Neben der Protagonistin lernt man natürlich die Familienmitglieder und diverse andere Nebencharaktere kennen. Besonders erfrischend ist allerdings der ebenfalls als Ameise wiedergeborene Casanova, der Kims Weg fortan begleitet und sich ebenfalls nach oben „karmat“. Die Fußnoten mit Casanovas Erinnerungen, die sehr auflockernd in der restlichen aus Kims Sicht erzählten Geschichte wirken, sind ein kleines Highlight und werten das Buch deutlich auf. Nicht so glücklich gewählt wurden dagegen die Darstellung der letzten Aufstiegsstufe der Reinkarnationsleiter – hier dürften sich vor allem übergewichtige Menschen ziemlich unwohl beim Lesen fühlen – und das scheinbar mit Müh und Not gerade so zurecht gedrehte Ende.

Alles in allem hat Mieses Karma einen mittelmäßigen Unterhaltungswert. Während man sich anfangs noch fragt, wie es möglich ist, dass ein Mann ein solches Buch geschrieben hat, wird ab dem zweiten Drittel schnell klar, dass dieses Buch nur ein Mann geschrieben haben kann. Nach den ersten hundert Seiten fällt einem das Weiterlesen doch zunehmend schwerer, und nach Zuklappen des Buches hat man endlich die Gewissheit, dass es gut war, bisher an selbigem vorbeigegangen zu sein.



Fazit:

Mieses Karma sorgt für einige Lacher, die allerdings nach Beenden des Buches nicht mehr nachklingen. Eine an sich nette Grundidee wurde annehmbar, aber nicht überzeugend umgesetzt. Vielleicht sollte sich jemand an der Verfilmung versuchen, denn mit seinen Drehbüchern für TV-Serien landet der Autor durchaus seine Hits.



Wertung:

Handlung: 3/5
Charaktere: 3/5
Lesespaß: 3/5
Preis/Leistung: 3/5


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