Rezensionen im März (2010)

Liebe LeserInnen,

neben einigen noch stürmischen und winterlastigen Tagen hat uns der März auch einige wunderschöne Frühlingstage beschert. Das Redaktionsteam nutzte die ersten wärmenden Sonnenstrahlen, um es sich in Parks und Cafés gemütlich zu machen und dort für euch eine bunte Mischung an Literatur zu lesen und zu rezensieren.

Viel Spaß mit unserem Rückblick für den Monat März!



Belletristik

Laut Patricia ist Plötzlich Shakespeare von David Safier ein Buch, bei dem man die Welt um sich herum vergessen kann, ein Eintauchen in vergangene Welten und fremde Körper. Witzig, pointiert und spannend streiten sich zwei Fremde, Rosa und William Shakespeare um die Vorherrschaft in einem Körper, erst sie bei ihm, dann er bei ihr. Ein Buch, welches zum Lachen animiert, aber auch zum Nachdenken anregt, eine wirklich gelungene Mischung aus Ernsthaftigkeit und guter Laune.

Katerina wird man nach dem Studieren dieser Lektüre nicht so schnell wieder vergessen. Aharon Appelfeld erzählt durch ihre Augen eine Geschichte aus dem Leben. Eine Geschichte von Wahrheit, unendlichen Schmerz und dennoch auch von Harmonie. - Leser, die sich allgemein für jüdische Erzählungen interessieren oder besinnliches Neuland entdecken möchten, kommen an diesem liebevoll gestalteten Büchlein kaum vorbei und werden sich über Stunden voller liebenswerter Gediegenheit freuen.

Historik

Über die Kinderdiebin von Mila Lippke lässt sich folgendes sagen: Historische Fakten rund um die Medizin, ein Rückbesinnen in alte Zeiten und eine gut recherchierte Gesellschaftsstudie sind die Besonderheiten dieses historischen Medizinkrimis. Noch gar nicht so lange her, so liegen doch schon Welten dazwischen, für Fans von historischen Krimis ein unbedingtes Muss.

Dark Fantasy

Mit Schattenschwingen wagt Tanja Heitmann sich an ein neues Gebiet der Dark Fantasy und schafft einen gelungenen Trilogie-Auftakt, der nicht nur auf eine tolle Fortsetzung hoffen lässt, sondern sowohl Jung als auch Alt begeistern dürfte.

Richelle Mead bietet auch im dritten Band Succubus Dreams wieder jede Menge Gefühlsverwirrungen und Herzschmerz. Hinzu kommen neue Ideen, die die Handlung auffrischen und spannend gestalten. Georgina ist wieder einmal in Hochform und in ihrer zwischenmenschlichen Unbeholfenheit einfach supersympathisch. Bleibt zu hoffen, dass das frustrierende Ende im vierten Band gut aufgelöst wird!

Fantasy

Angelus von Danielle Trussoni ist kein abgeflachter Roman des momentanen Engelhypes, sonder ein wirklich interessanter und spannender Mysterythriller, der zudem viele Details über die Mythologie der Engel absolut authentisch erzählt. Gelegentliche Längen müssen aber in Kauf genommen werden.

Mit Grim – Das Siegel des Feuers liefert Gesa Schwartz ein beachtenswertes Debüt ab: geschickt flechtet sie verschiedenste Fantasyelemente zu einem schillernden Kunstwerk voller Graustufen. Ein spannendes Abenteuer, gespickt mit facettenreichen Charaktere, untermalt von einem traumhaften Stil und umrahmt von faszinierenden Welten – was will man als Leser mehr? Gesa Schwartz sollte man jedenfalls im Auge behalten. Wenn sie das Niveau dieses Romans hält, wird sie viele Bücherregale mit phantastischen Geschichten füllen.

Horror / Mystery

Redakteur Dennis gibt Dem Fürsten des Nebels von Carlos Ruis Zafón vier Sterne und folgendes Fazit: Eine altbekannte Horrorgeschichte, kunstvoll aufbereitet durch Zafóns wunderbaren Schreibstil. Eine Geschichte, in die man problemlos abtauchen und von der man sich einfach gut unterhalten lassen kann.

Die Kurzgeschichtensammlung Rose Noir von Michael Preissl (Hrsg.) besticht vor allem durch Vielseitigkeit. Ob beklemmende Science Fiction, finstere Bergwelten oder eigenartige Mönchsraben – hier findet sich für jeden düster-morbiden Geschmack etwas.

Science Fiction

Anathem von Neal Stephenson ist ein in vielerlei Hinsicht faszinierender Science-Fiction Roman. Getragen von Ideen, die im wahrsten Sinne des Wortes phantastisch anmuten, vermag er den Leser ein ums andere Mal zu erstaunen, ohne dabei auf eine spannende, nicht selten actionreiche Handlung zu verzichten.

Mit Die unglaubliche Reise ins Universium ist den Autoren Lucy und Stephen Hawking trotz der Schwächen im Erzählen und dem Aufbau der Geschichte ein unterhaltsames Kinderbuch gelungen. Nicht zuletzt durch die einfache, aber informative Darstellung der Naturwissenschaften, die weiteres Interesse weckt. - Nicht nur für Kinder, sondern auch für Erwachsene, die Interesse an der Weltraumforschung haben.

Thriller

Der Tourist von Olen Steinhauer verdient sich die Bezeichnung Pageturner in jedem erdenklichen Maß und bietet interessante Stunden voller Intrigen und Ermittlungen. Darüber hinaus zeichnet Olen Steinhauers Machwerk eine bewundernswerte Detailfreudigkeit aus; mit dem Tourismus kann es sicherlich etwas Erfrischendes bieten, dessen Potenzial bleibt jedoch teilweise ungenutzt. Zumindest in diesem Band. Denn eine Fortsetzung wird - nach dem sich sicher schnell einstellenden Erfolg - hoffentlich nicht lange auf sich warten lassen.

Skalpell No. 5 von Baden & Kenney verbindet sehr geschickt die nervenaufreibende Spannung eines Thrillers und die ruhigen Momente einer Liebesgeschichte. Das Ermittlerduo besticht durch seine Sympathie und lässt den Leser auf noch viele weitere Fälle hoffen.

Krimi

Die Blütenfrau ist laut Patricia eines der besten Bücher aus der Wencke Tydmers Reihe, hochbrisante Themen, deren Umsetzung zum Nachdenken anregen. Sandra Lüpkes drängt in keine vorbestimmte Richtung, sie lässt dem Leser viel Spielraum, sich eine eigene Meinung zu bilden, weicht aber auch dem wirklich heiklen Thema nicht aus. Man muss sich mit gesellschaftspolitischen Problemen auseinandersetzen, dem Miteinander in einer sozialen Gesellschaft und der Rückführung eines Strafgefangenen in die Gesellschaft nach angemessener, verbüßter Zeit. Aber was ist schon angemessen?

Unser Gastrezensent Trippelschritt hinterlässt für Denn sie betrügt man nicht das folgende Urteil: Nach jedem Roman von Elizabeth George denke ich, dass das wohl der letzte war, den ich von der Autorin gelesen habe. Und jedes Mal ziehe ich dann doch wieder einen aus der Bücherkiste und lese ihn tatsächlich bis zur letzten Seite. Frau George muss wohl etwas haben, das den Leser packt. Wer sie noch nie gelesen hat, sollte es unbedingt einmal tun und dann entscheiden, ob er dem Fanclub beitritt oder sagt „nie wieder“.
Dieses Buch wäre dazu ein empfehlenswerter Einstieg, denn es gehört zu den handlungsreicheren Exemplaren.

Manga / Comic

Noch steht man etwas ratlos da und weiß nicht, was man von Prometheus Bd. 1 - Atlantis von Christophe Bec halten soll. Spannend ist die Geschichte auf jeden Fall, auch wenn sich die Spannung hauptsächlich aus dem Nichtwissen bezieht und der hohen Taktfrequenz der Ereignisse. Die Zeichnungen sind auf jeden Fall gelungen und nahezu fotorealistisch, wenn auch manchmal zu steril. Lesenswert ist Prometheus auf jeden Fall, aber man sollte sich nicht über offene Enden und plötzlich abbrechende Handlungen ärgern.

Monsieur Mardi-Gras - Unter Knochen - Bd1 von Éric Liberge führt den Leser in eine düstere Version des Lebens nach dem Tod. Mit subtilem Humor und eigenwilligen Ideen werden mehr Fragen aufgeworfen, als erklärt. Aber auf diese Art darf der Leser die Geschichte erleben, anstatt sie nur zu lesen.

Sonstiges

Dominik Steiners Debüt Leben und Leben hassen ist eine Mischung aus dem erhobenen Zeigefinger der Vorsicht und dem Aufruf zum Ausprobieren, die behutsam, aber auch schonungslos mit den Themen Drogen und Abhängigkeit umgeht. Leise, aber stetig zeigt der Roman, dass man gar nicht abstürzen muss, um zu fallen.

Die zweite Kurzgeschichtensammlung Nachttankstelle von Andreas Kurz ist ein etwas anderer Blick in die nicht unbedingt unrealistische Zukunft der Gesellschaft, mit angenehmem Humor gewürzt und einer gut verdaulichen Portion Nachdenklichkeit als Nachspeise.



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euer Literatopia-Team