Operation Ismael (Christian Schoenborn)



Heyne Verlag (Dezember 2009)
Taschenbuch
352 Seiten, EUR 8,95
ISBN: 978-3453406872

Genre: Thriller


Klappentext

Der Globale Kreuzzug des 21. Jahrhunderts hat begonnen.

Islamistische Terroristen haben mit Biowaffen eine Pockenepidemie in Europa ausgelöst. Es gibt Tausende Tote. Nach dem Abschuss einer arabischen Boeing 777 über Frankfurt ist dem Antiterror-Experten Deek Miller klar, dass es sich um einen Vergeltungsschlag handeln muss. Noch ahnt er nicht, dass sich die „Soldiers of the Holy Crusade“ längst zum weltumspannenden großen Kampf der Religionen gerüstet haben …


Rezension

Mit „Operation Ismael“ geht Schoenborn ein heikles Thema an. Das beängstigende Szenario von christlichen Terroristen, die gewissermaßen „zurückschlagen“ und dabei nicht erkennen, dass sie genau so verblendet sind wie jene, die sie bekämpfen wollen, hat eine aktuelle Brisanz und bietet eine vielversprechende Grundlage für einen soliden Thriller.

Im ersten Teil des Buches wird geschildert, wie islamistische Terroristen verheerende Anschläge auf die westliche Zivilisation ausüben. Somit wird die Basis geschaffen, um im späteren Verlauf die Gegenseite recht authentisch beleuchten zu können. Diese Gegenseite, bestehend aus christlichen Gläubigen, steht dem Feind in Sachen Gewaltbereitschaft in nichts nach. Indem Schoenborn dieser Organisation jedoch ein Gesicht gibt, aufzeigt, wie normale Gläubige zu blindem Hass getrieben werden, schafft er es anschaulich, eine Vorstellung davon zu vermitteln, wie Terrorismus entstehen kann. Auch die Einzelschicksale, anhand derer er dies verdeutlicht, tragen ihren Teil dazu bei.

Auf der anderen Seite steht Protagonist Deek Miller, der mit einigen Gefährten diese Gefahr bannen will. Und hier treten einige Schwächen zutage, die den Lesespaß leider nachhaltig beeinträchtigen. Da sind zum einen die Charaktere, die schablonenhaft wirken, angefangen bei Deek Miller selbst, der als einziger die Gefahr erkennt, dem jedoch keiner Glauben schenkt und der es so auf sich allein gestellt mit einem scheinbar übermächtigen Feind aufnehmen muss – man kennt es. Hilfe erhält er dabei von einem Möchtegern-Robert Langdon – einem Religionsprofessor, der an den entsprechenden Stellen sein Fachwissen abspult und wichtige Hinweise gibt. Zu allem Überfluss hat Miller auch noch einen mächtigen Joker im Ärmel: Den Ex-Präsidenten der Vereinigten Staaten, der, wenn Not am Mann ist, seinem alten Kumpel einfach mal eine Staffel Kampfflieger zur Hilfe schickt.
Hieran wird die größte Schwäche des Romans deutlich: Vieles ist einfach zu konstruiert, um wirklich rund zu wirken und auch der eine oder andere Zufall dient manchmal dazu, die Story in Gang zu halten.

Nichtsdestotrotz gelingt es Schoenborn, die Grundidee stets im Fokus zu behalten und überzeugend in Szene zu setzen, nicht zuletzt dadurch, dass er in jedem der „Lager“ Charaktere positioniert, die auch überzeugend ihre Seite repräsentieren und somit dafür sorgt, dass der Leser nie den Blick für das „große Ganze“ verliert.
Die Passagen, in denen er wirklich zum Nachdenken anregen will und dafür auch Hintergrundinformationen liefert – beispielsweise über die Geschichte der Religionen - sind dabei meist überzeugender geschrieben als die Story selbst, die zwar angenehm zu lesen ist, jedoch an dem ein oder andern recht hölzern wirkenden Dialog oder einigen unglaubwürdigen Handlungen der Protagonisten krankt.

Letztendlich wird die Geschichte zufriedenstellend zu Ende geführt, es gibt einen spannenden „Showdown“ und der Leser kann sich, nachdem er das Buch zugeklappt hat, noch ein paar eigene Gedanken machen. Wirklich überraschend ist das Ende aber nicht, sondern eher eine Fortführung der recht linearen Handlung. Ein kleiner „Twist“ wäre hier sicherlich nicht verkehrt gewesen.


Fazit

Ein spannendes Thema, das mitreißt und Anlass zum Nachdenken gibt, allerdings mit einigen Schwächen bei der Umsetzung.


Pro & Kontra

+ Thema
+ alle Seiten werden überzeugend dargestellt

- schablonenhafte Charaktere
- hölzerne Dialoge
- wirkt teils konstruiert / zu viele Zufälle

Wertung:

Handlung: 3/5
Charaktere: 2,5/5
Lesespaß: 3,5/5
Preis/Leistung: 3,5/5