Heiraten für Turnschuhträgerinnen (Filippa Bluhm)

Verlag: KiWi, April 2010
Taschenbuch, 236 Seiten, € 7,95
ISBN: 978-3462042085

Genre: Belletristik


Klappentext

Eigentlich hatte Charlotte immer gedacht, sie würde einen Lachanfall bekommen, sollte jemals ein Mann vor ihr niederknien und um ihre Hand anhalten. Doch bei Georg war alles anders. Naja, fast. Denn gelacht haben sie trotzdem – in dem dummen Irrglauben, das Schwerste sei mit dem Antrag schon geschafft.

Herzförmige Nippelaufkleber. Turtelnde Täubchen auf Luftballons, Einladungskarten mit Diddlmaus. Die ersten Recherchen zum Thema „Hochzeit“ fallen für Charlotte, bekennende Turnschuhträgerin, niederschmetternd aus. Aber es kommt noch schlimmer. Die Freunde schielen ihr bei der Verkündung erst mal skeptisch auf den Bauch. Die beste Freundin fängt plötzlich an, über die Ehe als Symbol der weltweiten Ausbeutung der Frau zu referieren. Und dann die Verwandtschaft: Die deutsche fordert lauthals Babys, die polnische Wodka, eimerweise. Woher, bitte schön, kriegt man ein Kleid, in dem man nicht aussieht wie Schwarzwälder Kirsch mit Toupet? Und wie soll man sich darauf freuen, „ja“ zu sagen, wenn man die ganze Zeit nur „neeeeiiiin“ kreischen will?

Sympathisch, gnadenlos ehrlich und herzlich komisch: Wie sich Charlotte auf ihrem Weg zum Glück durch die Tücken der Hochzeitsvorbereitungen kämpft, das ist zum Lachen, Lächeln, Kichern, Brüllen – und manchmal auch ein bisschen zum Weinen, für alle, die sich trauen.


Die Autorin

Filippa Bluhm, geboren 1977, lebt in Frankfurt. Sie hat vor Kurzem geheiratet, und zwar in Weiß, mit Konfetti und Orgelbegleitung. Ein Irrsinn, und dennoch: das Beste, was sie je in ihrem Leben gemacht hat.


Rezension

Witzig, ironisch und liebenswert, Filippa Bluhm trifft genau den richtigen Ton. Wer jemals geglaubt hat, ein Eheversprechen und zwei Ringe reichen zum Heiraten, der wird hier eines Besseren belehrt. Die Wünsche der Brautleute sind die letzten, die zu berücksichtigen sind. Die Eltern, die Verwandtschaft und die Freunde, sie alle müssen berücksichtigt werden und so wird manches Paar von der Lawine überrollt, die sie losgetreten. Denn wer A sagt, muss auch B sagen.

Charlotte und Georg wollen heiraten – und ahnen nicht im Geringsten, was da auf sie zurollt. Wo soll denn geheiratet werden? In der urigen Waldkneipe in Hattingen, wo Georg schon getauft wurde? Oder etwa in München, bei Charlottes polnischer Verwandtschaft? Eigentlich würden beide ja gerne in Berlin heiraten, wo sie auch wohnen, aber schon die Suche nach einer geeigneten Lokalität gerät zu einer wahnwitzigen Angelegenheit. Autopannen, skurrile Charaktere und plötzlicher Schneefall sorgen nicht gerade für heitere Gemüter. Wen soll man alles einladen? Nur die engste Familie? Dann ist Tante X aber bestimmt beleidigt, und wenn sie eingeladen wird, dann will auch Tante Y kommen. Die Gästeliste wächst bedrohlich schnell, Versuche, sie zu kürzen, lösen große Krisen aus. Und so nimmt die Katastrophe ihren Lauf, die eigentlich zum Schönsten Tag des Lebens werden sollte. Zum Glück gibt es ja gute Freunde und eine liebende Familie, die oft zur richtigen Zeit ihre tatkräftige Unterstützung anbieten.

Filippa Bluhm hat hier ein zwar kleines, aber sehr humoriges Buch übers Heiraten geschrieben. Mit viel Selbstironie und humorvollem Augenzwinkern kann sich jeder irgendwo wieder finden, viele Situationen sind bekannt. Und obwohl Charlotte und Georg sich geschworen haben, ihre Hochzeit einfach und ohne großes Trara zu feiern, so finden sie sich doch wieder bei der Suche nach der perfekten Location, der perfekten Hochzeitstorte und des perfekten Kleides. Immer glaubwürdig, verliert Charlotte doch nie ihre leicht chaotische Ader, was manchmal dazu verleitet, laut loszulachen. Ihre Missgeschicke wirken nicht konstruiert, sondern spiegeln lediglich ihr Wesen wieder. Sie bleibt sich selbst treu, ihre Handlungen sind realistisch und nachvollziehbar. Die Gestaltung des Buches ist gelungen, ein stimmiges Cover und die kleinen Vögelchen am Kapitelanfang, die bei den Hochzeitsvorbereitungen immer wieder eine Rolle spielen.


Fazit

Mit feinsinnigem und bissigem Humor schafft es Filippa Bluhm das Wesentliche genau auf den Punkt zu bringen. Ohne zu sehr in Klischees oder Klamauk zu verfallen, schildert sie locker und leicht die Lawine, die, einmal ins Rollen gekommen, sich nur schwer wieder aufhalten lässt. Leider ein bisschen kurz, dadurch aber kurzweilig, beschert sie uns einen vergnüglichen Lesespass, der bereits Verheiratete wissend nicken und Heiratswilligen den Herzschlag steigen lässt.


Pro und Contra

+ gelungene Charaktere
+ Situationskomik
+ Witz und Ironie
+ bekannte Situationen
+ Freunden und Familie gleichermaßen gerecht zu werden
+ angenehmer Erzählstil

- zu kurz

Wertung:

Handlung: 4/5
Charaktere: 4/5
Lesespaß: 4/5
Preis/Leistung: 4/5