Die Frau vom Leuchtturm (Sally O'Rourke)

Verlag: Blanvalet, April 2010
Originaltitel: The Maidenstone Lighthouse
übersetzt von Barbara Röhl
TB, 346 Seiten, € 7,95
ISBN: 978-3442373277

Genre: Thriller


Klappentext

Um den tragischen Tod ihre Verlobten zu verwinden, zieht sich die junge Susan Marks in die leerstehende Familienvilla auf Rhode Island zurück. Doch in der Einsamkeit des kleinen Ortes findet sie keine Ruhe. Eines Nachts erwacht sie aus einem Traum – und sieht eine unwirkliche Gestalt in ihrem Zimmer – eine junge Frau, die traurig zum Leuchtturm hinüberzuschauen scheint… Neugierig beginnt Susan nachzuforschen. Ihr zur Seite steht Dan Freedman, Künstler und Sprössling der Gründerfamilie des Ortes. Gemeinsam stoßen sie auf die tragische Geschichte von Susans Großtante Aimee, und auf ein dunkles Geheimnis in Susans eigenem Leben…


Rezension

Susan Marks Verlobter Bobby ist mit einem Firmenjet bei einem Routineflug über dem Atlantik abgestürzt. Um ihre Trauer zu verarbeiten und in Ruhe über ihr weiteres Leben nachdenken zu können, zieht sie von New York nach Freedman’s Cove zurück, wo sie das Haus ihrer Tante geerbt hat. Hier hat sie nach dem Tod ihrer Mutter immer die Sommerferien verbracht und sich eine Menge angenehmer Erinnerungen bewahrt, allen voran ihre heimliche Sehnsucht nach Dan Freedman, dem Bad Boy des kleinen Örtchens. Aber leider hatte er damals keine Blicke für sie übrig. Heute besitzt sie mit ihrem Partner Damon St. Claire eine Agentur zur Schätzung und Authentifizierung von Antiquitäten. Da sie allerdings hauptsächlich für die Kundenbetreuung, die Buchhaltung und dem Schreiben der Zertifikate zuständig ist, kann sie ihren Job auch von Freedman’s Cove aus ausführen. Damon selbst konnte ihr Elend nicht mehr mit ansehen und hat sie zur Erholung nach Hause geschickt.

Direkt am ersten Abend trifft sie Dan zufällig wieder. Nicht wissend, welchen Job er mittlerweile ausübt, hält sie ihn für einen Anstreicher und wundert sich, wieso sich alle im Pub anschließend darüber amüsieren. Denn Dan ist der Künstler Freedan, der mit seinen Gemälden von Landschaften und viktorianischen Häusern ein Vermögen gemacht hat. Innerlich ist er aber immer noch der gleiche junge Wilde von früher geblieben, er ist zuverlässig, treu und mit beiden Beinen auf dem Boden geblieben. Da sie ja schon früher für ihn geschwärmt hat, kann sie dem erwachsenen Dan erst recht nicht widerstehen. Aber ist sie wirklich schon bereit für eine neue Beziehung? Bobby ist doch noch gar nicht so lange verstorben. Ist er überhaupt gestorben? Eine Leiche wurde nämlich nie gefunden, das Flugzeug ist bis heute verschollen.

In ihrem geerbten Haus wohnt sie wieder in ihrem Mädchenzimmer, hoch im Turm, mit direktem Blick auf den wunderschönen Leuchtturm. Eine ihrer Vorfahrinnen hat sich dort zu Tode gestürzt, ihre Leiche wurde am Fuße des Turmes gefunden. Warum allerdings sie dies getan hat, ist nicht bekannt. So ist es nicht verwunderlich, dass Susan mitten in der Nacht Besuch von einem Geist bekommt, mit dem sie sich auch noch gut verständigen kann. Mit Hilfe von Dan, den Fotoalben ihrer Tante und der geistvollen Aimee spürt Susan ein lang gehütetes Familiengeheimnis auf. Als dann auch noch Damon als einziger Überlebender eines Flugzeugabsturzes in ein Krankenhaus nach Boston kommt und Unverständliches von einem grellen Licht und Bobby faselt, wird es noch richtig dramatisch und spannend. Was wird Susan wohl noch alles aufdecken?

Die richtige Mischung macht es, und die ist Sally O’Rourke vorzüglich gelungen. Ein Hauch Spannung, ein Hauch Romantik und ein Hauch Mystik, verwoben zu einem glänzenden Stoff, mit dem man gerne ein paar Lesestunden verbringt. Die Charaktere sind realistisch, ihre Handlungen verständlich, ihre Gefühle offen und ehrlich. Dan ist ein Mann zum Dahinschmelzen, er macht Susan nichts vor und sagt ihr genau, was er will. Susan ist zwar anfangs skeptisch und traut ihren eigenen Gefühlen nicht so ganz, aber sie ziert sich nicht ewig und hadert anschließend auch nicht mit ihrer Entscheidung. Wenn auch die Ich Perspektive nicht jedermanns Sache ist, so vergisst man sie doch recht schnell beim Lesen. Eine wildromantische Landschaft sorgt für idyllische Atmosphäre, diese kleinen Küstenstädtchen bergen so manche Überraschungen. Ein hervorragend gestaltetes Cover spiegelt die Emotionen sehr gut wieder, man fühlt sich direkt an den Leuchtturm versetzt.


Fazit

Eine malerische Idylle, ein verschwundener Verlobter, ein mystischer Geist und ein schwerreicher, bodenständiger Künstler sind die Zutaten für dieses pikante Menü. Bodenständige Zutaten für einen packenden Psychothriller gemixt mit der richtigen Portion Mystik. Dabei sorgen realistische, sympathische Charaktere, die mit ihren Gefühlen nicht hinter den Berg halten, für einen feinen Lesegenuss und ein paar spannende Stunden, in denen man mit Susan zittern kann. Zwar ist die Geschichte relativ vorhersehbar, aber das schmälert nicht das Vergnügen.


Pro und Contra

+ romantische Kulisse
+ sympathische, bodenständige Charaktere
+ gelungen Mischung aus Mystik und Realität
+ Krimiplot

- vorhersehbar
- Plot nichts Neues

Wertung:

Handlung: 4/5
Charaktere: 4/5
Lesespaß: 4/5
Preis/Leistung: 4/5