Rezensionen im Juni (2010)

Liebe LeserInnen,

trotz steigender Temperaturen lesen unsere Redakteure fleißig weiter und so sind auch im Juni wieder einige Rezensionen und News rund um die Welt der Literatur zusammengekommen. Wie immer möchten wir euch einen kleinen Einblick in den vergangenen Rezensionsmonat geben.


Belletristik

"Rubas Geheimnis" von Nathalie Abi-Ezzi ist ein Roman voller Menschlichkeit und Kraft! Auch wenn nicht gänzlich ohne Schwächen weiß er schlussendlich zu überzeugen, vor allem durch Nathalie Abi-Ezzis Sprachgewalt, die ihr zurecht diverse Nominierungen eingebracht hat. Wer Familiengeschichten und dem Thema Bürgerkrieg etwas abgewinnen kann ist hier richtig und darf sich über eine Geschichte freuen, die zwar manchmal anstrengend, dafür aber wunderbar eindringlich sein kann.

"Einmal im Leben" von Jhumpa Lahiri erzählt ohne großes Drumherum von einer Liebe, wie sie jeder Mensch einmal im Leben erleben sollte. Mit der richtigen Tiefe an den passenden Stellen, ohne übertriebenes Ausschmücken, in einer ruhigen und verständlichen Sprache überzeugt Jhumpa Lahiri auf ganzer Linie. Ein kurzweiliges und empfehlenswertes Vergnügen!

Dark Fantasy

"Nachtseelen" von Olga A. Krouk ist ein Roman mit großen Startschwierigkeiten, wenn man die gemachten Erwartungen bedenkt. Trotzdem und vielleicht auch gerade desshalb kann auch der zweite Band schlussendlich sehr mit überraschenden Wendungen überzeugen, die endlich einmal aus der Reihe tanzen und auf einen würdigen Abschluss hoffen lassen. Man darf gespannt sein, was Olga A. Krouk einfallen wird und in wie weit es diese Trilogie noch aufwerten kann.

Mit dem vierten und (leider) letzten Band "Höllische Hochzeitsglocken" bringt Katie MacAlister ihre Reihe um Aisling Grey und die grünen Drachen zu einem passenden Ende. Nicht hundertprozentig an den Stil der ersten beiden Bände anknüpfend stellt sie Ash und ihre Freunde ein letztes Mal vor scheinbar unüberwindbare Hindernisse und lässt sie diese mit Bravour meistern. Ein gelungener Serienabschluss!

Fantasy

"Spiegelzwillinge" von Sean Williams ist ein sehr gelungener Auftakt mit einer stark ausgeprägten Individualität. Weitab vom Mainstream weiß der Roman zu überzeugen und wurde zu Unrecht von der Leserschaft kaum wahrgenommen. Geheimtipp!

Peter Dempf ist mit "Das Haus der roten Dämonen" ein schöner und spannender Fantasy-Roman gelungen, der für Leser allen Alters geeignet ist. Magische Elemente werden historischen Schauplätzen zu einer unglaublichen und eindrucksvollen Story verwoben.

"Die Saga von Sonea - Die Hüterin" von Trudi Canavan stellt einen abwechslungsreichen Auftakt dar. Gute Charaktere geleiten den Leser durch eine spannende, jedoch etwas unfokussierte Handlung.

Science-Fiction

Das Rad wird in "Collector" von Markus Heitz nicht neu erfunden, aber durch den bekannten Namen des Autors könnte Science- und Space-Fiction einen neuen Aufschwung erleben. Bewährte und neue Ideen mischen sich zu einem typischen Heitz-Buch. Wer sich an vielen Begriffen und wenig Wissenschaft nicht stört, wird mit Weltraumschlachten und einem kurzweiligen Roman belohnt.

"under the black rainbow" von Christian Günther lebt von seiner bedrückenden Atmosphäre, die durch das deutsche Setting umso realistischer für den Leser wird. Prinzipiell ist alles vorhanden, was sich ein Cyberpunkfan wünscht: ein dystopischer Background verwoben mit revolutionären Geschehnissen im Cyberspace und ein Fokus, der ganz dicht bei den Charakteren liegt.

Thriller

"Das letzte Kind" von John Hart ist ein mitreißender Roman, der zwar den Namen "Thriller" nicht hundertprozentig verdient, das Genre der Spannungsliteratur aber auf seine Weise aufwertet und bereichert. Den Leser erwartet hier ein umfassender Spannungsbogen, interessante und vielseitige Charaktere sowie eine Glanzleistung der Aufklärungsarbeit - und ein Ende, wie man es ganz sicher nicht erwartet.

"Adams Väter" von Daniel Kohlhaas ist ein gelungenes Debüt von einem jungen, viel versprechenden deutschen Autor, spannend und flüssig geschrieben. Der Plot ist hochinteressant, die Charaktere sympathisch und tiefgründig. Durch wechselnde Perspektiven bei jedem Kapitel erhält man einen umfassenden Einblick in die Psyche vieler handelnder Personen, wodurch man einiges besser verstehen lernt.

Krimi

Spannend, aber nicht reißerisch und relativ unblutig trotz der vielen Toten. So lässt sich "Der Toten tiefes Schweigen" von Susan Hill beschreiben. Die Autorin lässt ihre Charaktere leben und erspart ihnen nichts. Das Leben ist genauso wichtig wie die Auflösung eines Falles, die Ermittlungsarbeit ist gleichwertig wie die menschlichen Dramen. Leider bleibt sie viele Antworten schuldig, man hat beim Zuklappen des Buches das Gefühl, etwas verpasst zu haben. Zu viel wird angesprochen, aber nicht aufgeklärt, vielleicht muss man erst den nächsten Band lesen, um hier Antworten zu bekommen, sofern es denn noch einen geben wird.

Manga / Comic

Düster und melancholisch kommt "Der Killer - Querschläger" von Jacamon/Matz daher und wirkt für den Filmkenner wie eine Mischung aus „Der Schakal“ und „Collateral“. Allerdings geht er noch tiefer auf den Killer ein und spendiert dem Leser eine neue, faszinierende Perspektive auf diesen „Beruf“. Kalt, berechnend, tödlich. Unbedingt lesen!

Auch bei "Jeff Jordan Gesamtausgabe Bd.2" von Maurice Tillieux hat Ehapa alles richtig gemacht. In einem stabilen Hardcover finden sich vier weitere Fälle des Privatdetektivs und eine Kurzgeschichte. Mit „Durch die Hölle von Massacara“ befindet sich auch der erste Fall außerhalb Frankreichs in der Ausgabe. Allein für diese Geschichte lohnt sich schon die Anschaffung, aber auch der Rest, mit Ausnahme des schwächeren „Tötet Jeff Jordan“ weiß vollkommen zu überzeugen. Wie schon bei Band 1 gilt: Wer Jeff Jordan kennt, trifft alte liebgewonnene Bekannte in einer würdigen Ausgabe. Alle anderen sollte einen Blick riskieren und sich überzeugen lassen. Jeff Jordan ist nach wie vor eine der Referenzen im Bereich des Krimis, mit einem großen Schuß Humor.

Sachbuch

In "Der Mensch von Morgen" bearbeiten die beiden Autoren Norbert Bachl und Erich Vogl ein spannendes und brandaktuelles Thema, das leider dank uninspirierter Umsetzung kaum den Leser faszinieren kann. Hinzu kommt, dass weite Teile schlichtweg unverständlich sind.

Sonstiges

Fritz Pietrowiak erzähl in "Nur der Wille zählt" aus einem langen Leben und über Deutschlands dunkle Jahre. Er lässt dabei keine unangenehmen Details aus und berichtet über die Hitlerjugend und die Zeit vor und nach diesen Jahren. Der Mut, seine Wege zu gehen, steht dabei immer im Vordergrund, ohne belehrend zu wirken. Nur das Bauwesen bringt seine Längen mit sich, was der Leser durchaus verzeihen, vielleicht aber sogar (im Ausnahmefall) begrüßen kann.

"Vanitas" von My friend Skeleton ist ein gut durchdachtes und stimmiges Album voller Melancholie und Dunkelheit. Mit einem kreativen und recht speziellen Sound gelingt es My Friend Skeleton mit nahezu jedem Titel zu überzeugen. Das aufwändig gestaltete Begleitbuch bringt dabei die lyrischen Texte nochmals besonders zur Geltung – leider zu einem hohen Preis.


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Auch in den warmen Sommermonaten wird fröhlich weiter rezensiert - und an dieser Stelle wollen wir allen Lesern, die die Flucht ins Ausland ergreifen, einen wunderschönen Urlaub wünschViel Spaß beim Lesen wünscht

Euer

LiteratopiaTeam