Flammenpferd (Susanne Kronenberg)

Verlag: Gmeiner, Juli 2005
TB, 324 Seiten, € 9,90
ISBN: 3899776550

Genre: Krimi


Klappentext

Ein Feuer im Pferdestall ist ein Alptraum für jeden Pferdebesitzer, und Hella, die ihre Pläne vorantreibt, den Reiterhof der verstorbenen Schwester zu einer Reha Klinik für Sportpferde auszubauen, ahnt nicht, dass sie den Hof und die Pferde in genau diese Gefahr bringt, als sie eine junge Frau als Pferdepflegerin einstellt. Kati ist einem Lusitanohengst, mit dem sie sich vom Schicksal verbunden fühlt, von Portugal bis nach Hameln gefolgt. Das Mädchen mit der ausgeprägten Neigung zum Zündeln ist aber nicht die einzige Bedrohung für Hella. Da ist auch noch die Studentin Swantje, die nicht allein ihre Diplomarbeit über die Altstadtsanierung nach Hameln geführt hat. Sie sucht nach den Unterlagen, mit denen Hellas Schwester Nelli eine Organisation von Medikamentenschiebern erpressen wollte. Katis irrsinniger Plan, den gesamten Hof in ein Flammenmeer zu verwandeln, würde auch die Papiere vernichten und damit Swantje und ihren Freund vor dem Gefängnis bewahren...


Die Autorin

Susanne Kronenberg wurde 1958 in Hameln geboren. Ihr Wunsch zum Schreiben führte sie zunächst als Volontärin und später als Redakteurin zu einem Fachzeitschriftenverlag, bald darauf erschien das erste Jugendbuch. Inzwischen wurden elf Jugendbücher sowie deren Übersetzungen in mehrere Sprachen und zwei Sachbücher veröffentlicht, die sich weitgehend alle um die Themen Pferde und Reiten drehen.


Rezension

Warum hat Susanne Kronenberg ihre Protagonistin nur so naiv dargestellt? Es verdirbt schon ein bisschen den Lesespaß, wenn man sich ständig über die unverständlichen Handlungen von Hella ärgert, die eigentlich gar nicht zu ihrem Charakter passen. Ausgebrannt nach den Ereignissen aus dem letzten Buch fährt Hella zur Erholung eine Woche nach Portugal auf einen Reiterhof. Die Besitzerin hat einen ausgedienten Lusitanohengst, der während der Ausbildung in der Stierkampfarena misshandelt wurde, auf ihrem Hof aufgenommen und führt das eigentlich majestätische Tier ihren Besuchern gerne vor. Hellas Meinung nach allerdings nicht ganz fachgerecht, denn die Quälereien gehen, wenn auch in geringerem Maße, weiter, um den Hengst Fadista unter Kontrolle zu halten. Zusätzlich muss sie sich noch mit der aufdringlichen Studentin Swantje auseinandersetzen, die wie eine Klette an Hella hängt. Swantje spekuliert ganz offen auf ein Zimmer auf Hellas Hof, sie will in Hameln studieren und sucht noch eine Bleibe. Allerdings sucht sie auf dem Hof auch noch etwas ganz anderes, aber das weiß Hella bisher noch nicht.

Auf dem Nachbarhof in Portugal ist eine Unterkunft für sogenannte Härtefälle bei Jugendlichen entstanden. Unter ihnen befindet sich Kati, die in Fadista ihre Prophezeiung sieht. Er ist ihr im Traum begegnet, Flammen wehten um ihn. Da Kati ein Feuerteufel ist, will sie unbedingt mit Fadista in den Flammen sterben. Ein erster Versuch schlägt fehl, Fadista wird an Swantje verkauft, die ihn geschickt auf Hellas Hof unterstellt. Somit bürdet sie Hella die Verantwortung für das Tier auf, denn sie selber ist viel zu ungeübt, um mit einem gestörten Tier umzugehen. Außerdem dient er ja auch nur als Vorwand, um auf dem Hof ein- und auszugehen. Kati folgt Fadistas Spuren, sie spielt Hella ein einsames und schüchternes Mädchen vor, womit sie sich Hellas Vertrauen ergaunert.

All dieses und Hellas unerklärliches Verhalten bereiten dem Leser Kopfschmerzen vor lauter Schütteln. Kopfschütteln vor Hellas unlogischen Schlussfolgerungen und Schütteln möchte man gerne Hella selber, um ihr den Kopf wieder gerade zu rücken. Wie kann man nur ein Mädchen, von dem man nichts weiß, welches sich auch noch auffällig verhält, einfach so in seinem Haus aufnehmen? Es könnte eine Geistesgestörte sein – was sie dann ja auch ist. Und obwohl Hella Swantje nicht leiden kann, obwohl sie weiß, dass Nelli, ihre Schwester, in kriminelle Machenschaften verstrickt war, obwohl sie sogar Beweise hat, dass auch Swantje daran beteiligt ist, lässt sie sie in ihrem Haus wohnen – ja sogar noch in Nellis Zimmer, in dem noch Nellis Unterlagen stehen. Hella lässt sogar Swantje selber die Unterlagen wegräumen, obwohl sie vielleicht etwas darin finden könnte. Zu allem Überfluss misstraut sie dann auch noch den falschen Leuten und ärgert sich, dass ihr Instinkt, auf den sie sich ja sonst verlassen konnte, so im Stich gelassen hat. Nein, hat er nicht, man sollte lediglich von Anfang an auf ihn hören.

Das Ende ist ein wahres Feuerwerk an Ereignissen, Schlag auf Schlag passieren Schicksalsschläge und die wahren Gesichter der Leute kommen zum Vorschein. Es ist schon fast zuviel, was passiert, die Geschichte nimmt allerdings endlich ausgiebig an Fahrt auf und die letzten Seiten fliegen nur so dahin. Leider kommt es aber zu spät, vorher ist zuviel Unlogisches gewesen, so dass sich ein leichtes Unwohlsein eingeschlichen hat. Die Ereignisse des ersten Buches werden detailliert wiedergegeben, liest man dieses Buch zuerst, kann man sich den Pferdemörder sparen. Materialmäßig überzeugt mal wieder die Qualität des Gmeiner Verlages, das Titelbild passt haargenau, es zeigt, dass man sich bei der Covergestaltung Gedanken über das Buch gemacht hat.


Fazit

Charakterstudien, eine historisch bedeutsame Stadt und gute Kenntnisse über Pferde sind die Highlights dieses Buches. Man erfährt viel über Pferde und ihre Haltung, über ihren Charakter und den Körperbau. Hier überzeugt Susanne Kronenberg mit ihrer bildhaften Schilderung. Leider kann sie mit dem Charakter von Hella Reincke diesmal nicht überzeugen, ihr Verhalten ist unglaubwürdig und ihrem Charakter nicht gerecht. Mit Julian Mann und Sten Johannsen sind allerdings zwei neue, interessante Charaktere aufgetaucht, deren Verhalten miteinander allerdings eher an Revierkämpfe erinnert. Zu vieles passt nicht zusammen, so dass sich mit der Zeit ein leichtes Missvergnügen einschleicht.


Pro und Contra

+ Pferde und Reitsport
+ vielschichtige Charaktere
+ stimmige Atmosphäre
+ gute Kenntnisse über Pferdehaltung und Körperbau

- sämtliche Ereignisse des Vorbandes werden erzählt
- manchmal etwas langatmig
- Hella zu naiv und unglaubwürdig

Wertung:

Handlung: 3/5
Charaktere: 3/5
Lesespaß: 3/5
Preis/Leistung: 3/5


Rezension zu "Pferdemörder"