Idylle mit ertrinkendem Hund (Michael Köhlmeier)

Rezension:

Ein überraschend fallen gelassenes "Du" zwischen dem Autor und seinem sonst so zurückhaltenden Lektor Dr. Beer steht am Beginn dieser Erzählung von Michael Köhlmeier. Der im selben Telefonat ebenso überraschend vereinbarte Besuch Dr. Beers bei Köhlmeier und seiner Frau im tief verschneiten Hohenems bildet den Rahmen der Handlung – und ist zugleich deren Auslöser.

Denn kaum angekommen, entwickelt der sonst so professionelle Dr. Beer eine gänzlich unerwartete Seite, der Köhlmeier und seine Frau weiterhin mit ihrem Privatleben und dessen persönlichen Ritualen gegenüber stehen. Die Verschrobenheit des Lektors hebt mit sich die Ereignisse in einen fast schon unwirklichen Kontext und ermöglicht es dem Autor so, die Distanz des Skurrilen zwischen sich und den Text zu bringen.

Das Ergebnis ist ein erstes, vorsichtiges literarisches Befassenkönnen mit dem Tod der Tochter Paula, immer im Hintergrund des Besuches des schrulligen Dr. Beer, der weiterhin komisches Hauptthema bleibt, während der Leser gleichzeitig tiefe Einblicke in das Leben des Schriftstellerehepaares erlangt.

Köhlmeier gelingt es dabei erstaunlich präzise, Komisches im Ernsten, Ernstes im Bizarren unterzubringen, ohne dabei auch nur einmal daneben zu treten. Eine still gelungene Verknüpfung privater Trauer mit schriftstellerischem Können, eine berührende, stellenweise wahnsinnig komische Erzählung, leicht und schnell zu lesen, die auf oftmals indirekte, symbolhafte Weise viel von dem vermittelt, was direkt nicht an- und aussprechbar ist – ein ungewöhnliches Buch.

Fazit:

Wirklich gut, aber nicht auf die Art "Action, hundert Handlungsstränge und ausgefeilte Ideen"; eher auf die stille, sehr literarische, kunstvoll gefühlsportraitierende Art, die man mit Freude durchdenkt, interpretiert und längerfristig genießt.

Bewertung:

Handlung: 5/5
Charaktere: 5/5
Lesespaß: 5/5
Preis/Leistung: 4/5