Grabräuber gesucht (Jeff Strand)

Otherworld Verlag (August 2009)
Hardcover, Seiten: 254
Preis 18,95€
ISBN: 978-3800095087

Genre: Horror / Thriller / Humor


Klappentext

Andrew Mayhem ist ständig knapp bei Kasse. Da erscheinen 20.000 Dollar für ein paar Stunden Arbeit als wahres Himmelsgeschenk - auch wenn er dafür einen Sarg ausgraben muss! Statt abzukassieren gerät Andrew jedoch ins Fadenkreuz eines wahnsinnigen Killers. Um sich und andere zu retten, muss er auf eigene Faust ermitteln.


Rezension

Andrew Mayhem ist glücklich verheiratet, nennt zwei Kinder sein Eigen und befindet sich in einer Art Selbstfindungsphase. Sein aktuelles Projekt ist Detektiv, allerdings ist er weder lizenziert, noch besonders gut. Er verdient sein mickriges Geld bei der Überwachung von unglücklichen Gattinnen, deren Männer Affären haben. Das macht Andrew nicht besonders viel Spaß und wirkt sich negativ auf seine Gesundheit aus. Tatsächlich scheint sich die sonnige Seite des Lebens zumindest etwas mehr Andrew zuzuwenden, als eine Frau ihm und seinem Kumpel Roger 20 000 Dollar anbietet. Die Aufgabe: Einen Schlüssel aus einem Sarg zu holen. Was morbid einfach klingt, setzt eine Reihe von unerwarteten Ereignissen in Gang und Andrew ist gezwungen, sich mit dem kranken Hirn eines Killers herumschlagen.

Grabräuber gesucht – Keine besonderen Kenntnisse erforderlich“ reiht sich irgendwo zwischen „Saw“ und „8 mm“ ein und erlaubt es sich, Elemente aus einem Jim Carry Streifen mit einzubauen. Auch wenn der erste Gedanke sicherlich ist: Wie um alles in der Welt soll das funktionieren?, schafft es Jeff Strand tatsächlich Horror- und Humorelemente zu verbinden. Glücklicherweise rutscht er dabei nicht in Slapstick ab.
Verantwortlich hierfür ist die Wahl, Andrew Mayhems Geschichte aus der Ich-Perspektive zu erzählen. Wie fast immer neigt der Protagonist zu Ironie und Sarkasmus und relativiert all die Gewalt und Brutalität, die ihm und anderen widerfährt. Und davon gibt es reichlich.
Zu Beginn hat man das Gefühl, dass alles noch ein Scherz ist, ein Missverständnis oder Streich, doch ab einem gewissen Punkt ist ersichtlich, dass sie Sache todernst ist. Die Aufgaben, denen sich Andrew stellen muss, werden immer perverser und stehen der aktuell populären Gewaltdarstellung in nichts nach.

An sich ist die Geschichte nicht neu und die Anleihen von Filmen und anderen Büchern ist klar ersichtlich, dennoch hat man nie das Gefühl, einen billigen Abklatsch zu lesen. Auf nur 254 Seiten tauchen erwartungsgemäß keine Längen in der Geschichte auf. Jeff Strand begrenzt sich auf das Nötigste. Er verschwendet keine Zeit mit einer großen Einleitung oder Beschreibungen der Umgebung. Vielmehr legt er Wert auf gute, meist witzige Dialoge und atmosphärische oder bizarre Szenen.
Mit einem angenehmen Schreibstil führt er den Leser von einer zur nächsten spannenden Situation, die trotz aller Härte, nie wirklich ihre vollständige Wirkung entfalten können, da die Wahl der Erzählerperspektive und der sarkastische Unterton ein wenig die Ernsthaftigkeit dämmen.

Offensichtlich handelt es sich beim ersten von zwei in Deutschland veröffentlichten Bänden um Unterhaltungsliteratur und keine Charakterstudie. Zusätzlich birgt die Ich-Perspektive die Gefahr, dass die Nebenfiguren einen Mangel an Tiefe erfahren, und auch hier steht ganz offensichtlich Andrew im Mittelpunkt. Nichts bringt dem Leser einen Protagonisten näher, als wenn er selbst die Geschichte erzählt. Dennoch kommen die Komparsen gut weg. Sowohl Roger, der Andrew zur Seite steht, als auch der Kreis der Verdächtigen und zu guter Letzt der Killer selbst. Allesamt sind skurril, wie sie nur das Leben selbst erschaffen kann. Die Palette reicht vom Grufti über den Nerd bis zum Loser, aber dem Autor gelingt es, nicht auf Klischees herumzureiten, sondern die Figuren bleiben glaubhaft.

Unweigerlich werden die Meinungen über diesen Roman auseinander driften. Für einige wird der Härtegrad zu hoch sein für ein humoristischen Roman, anderen aufgrund der sarkastischen Erzählweise zu gering für einen Horror. Aber für die meisten, die mit Horrorgeschichten, die sich nicht allzu ernst nehmen, etwas anfangen können, wird „Grabräuber gesucht – Keine besonderen Kenntnisse erforderlich“ eine kurzweilige Unterhaltung werden. Allerdings wäre das Verlegen als Taschenbuch völlig ausreichend gewesen, denn so ist der Preis zu hoch.


Fazit

Jeff Strand mischt gekonnt Humor und Horror und liefert mit „Grabräuber gesucht – Keine besonderen Kenntnisse erforderlich“ einen amüsanten, kurzweiligen aber auch blutigen Roman ab. Auf das Hardcover hätte verzichtet werden können, aber einen Blick ist das Buch allemal Wert.


Pro und Kontra

+ kurzweilig
+ spannend
+ witzig
+ sympathische Charaktere

o trotz des Humors recht brutal

- Hardcover unnötig und somit auch der hohe Preis

Beurteilung:

Handlung: 4/5
Charaktere: 4/5
Lesespaß: 4,5/5
Preis/Leistung: 3/5


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