Totes Meer (Brian Keene)

Heyne (April 2010 2008)
Paperback, Broschur, 384 Seiten
ISBN: 978-3453527058
€ 8,95 [D]

Genre: Horror


Klappentext

Die drei wichtigsten Überlebensregeln im Falle einer Zombie-Epidemie:

ERSTENS: Trau keinem Menschen, auch nicht deinem Nachbarn, deinen Freunden und erst recht nicht deiner Familie.

ZWEITENS: Traue keinem Tier, auch nicht deinem Hund, deiner Katze oder deinem Kanarienvogel.

DRITTENS: Versuche auf keinen Fall – auf gar keinen Fall! -, dich mit einem Schiff aufs offene Meer zu retten …


Rezension

Es ist einmal wieder so weit: Eine Seuche ohne Namen und von unbekannter Herkunft ist ausgebrochen. Innerhalb von Wochen scheint die ganze Menschheit infiziert zu sein und ist somit verdammt, ein Dasein als hirnlose Kannibalen zu fristen. Ein Überlebender zwischen all den Toten ist Lamar. Als seine Nachbarschaft plötzlich in Flammen steht, ist er gezwungen, sein sicheres Versteck zu verlassen. Sein Fluchtweg wird von dem Feuer diktiert und so trifft er auf zwei Kinder, deren er sich annimmt, und Mitch, einen Mann, dessen Fähigkeiten im Umgang mit Waffen eine große Hilfe zu sein versprechen. Zusammen erreichen sie den Hafen der Stadt, wo sie sich auf ein altes Schiff, das inzwischen nur noch als Museum gedient hat. Sich in Sicherheit wiegend ahnen sie nichts von den Schwierigkeiten die ihnen noch bevor stehen.

Mag die Idee eine Gruppe von Menschen auf ein Schiff zu verfrachten, während auf dem Festland eine Horde Zombies ihr Unwesen treibt, besonders kreativ klingen, so wurde hier das Potenzial verschenkt. Zumindest wenn das Zombie-Genre neu erfunden werden wollte. Tatsächlich ist der Klappentext irreleitend, denn an sich ist die Entscheidung, sich auf das offene Meer zu retten, eine gute Idee. Jegliche Alternativen hätten den Tod bedeutet. Während man als Leser einen zwischenmenschlichen Eklat an Bord des Schiffes erwartet, eine ethische und moralische Auseinandersetzung, die dem Horrorroman einen psychologischen Teilaspekt gegeben und den Menschen als wahres Monster offenbart hätte, bleibt diese Erwartung leider unerfüllt. Schade, denn genau das hätte „Totes Meer“ aus der Masse hervorheben können.
Immerhin bleibt eine solide Zombiestory, die zwar keine Überraschungen bietet, dafür aber nicht unter Längen leidet und durchaus interessante Aspekte bietet. Besonders hervorstechen kann die fortschreitende Mutation des Virus und die damit verbundene Artenübergreifende Infektion.
Erwähnenswert ist wohl auch, dass Keene ein Horrorautor alter Schule ist. Im Klartext heißt das, dass sich die Zombies in lautloser Zeitlupe bewegen. Sie schlurfen dahin und verzehren sich nach den Lebenden. Letztendlich ist es also ihre Quantität, die die Bedrohung ausmacht. Der moderne Zombie ist eine rasende Killermaschine, die einem das Blut gefrieren lassen, unabhängig davon, ob es nur einer ist oder eine ganze Horde. Hier muss der persönliche Geschmack entscheiden.

Der Autor schickt eine übersichtliche Anzahl von Menschen in den Überlebenskampf. Nur selten weicht er von der Seite der vier Hauptpersonen, dennoch versucht er die gesamte Mannschaft, die es auf das Schiff geschafft hat, nicht als gesichtslose Opfer zu verpulvern. Jeder Charakter bekommt eine Vergangenheit und einen sinnvollen Auftritt, auch wenn es manchmal nur ein Dreizeiler sein mag. Eine einfache aber wirkungsvolle Methode den unverzichtbaren Verlust von dem einen oder anderen Menschen emotionaler zu gestalten. Die Figuren sind gut gelungen für einen Zombieslasher.
Eine nur begrenzte Auswirkung hat Lamars sexuelle Ausrichtung, ebenso seine ethnische Herkunft. Den Protagonisten als untypischen Helden darstellen zu wollen, funktioniert nicht wirklich. Besonders in den tausendfach verarbeiteten Zombieromanen und – filmen sind die Helden oft untypisch und skurril, da ist ein schwuler Afroamerikaner kaum erwähnenswert.

Totes Meer“ macht Vieles richtig. Es bedient sich einer simplen Sprache, die den Leser schnell zur letzten Seiten bringt, trotz der langsamen Gangart der Zombies, ist die Bedrohung durch sie gut greifbar und weiterhin ist die Idee mit dem Schiff interessant. Zur selben Zeit gelingt es Keene nicht, seinen Roman in Gewässer zu navigieren, die Abseits von Altbekanntem liegen.


Fazit

Zombiegeschichten gibt es so viele, wie es Zombies in ihnen gibt. "Totes Meer" setzt gut an, nutzt aber nicht sein Potential aus. Wer keine Neuerungen braucht und schlicht von Zombies nicht genug bekommt, sollte diesen soliden Horrorroman unter die Lupe nehmen.


Pro und Kontra

+ durchaus spannend
+ einige gute Ideen
+ Charaktere sind mehr als nur Statisten

- der Autor hätte mehr aus der Idee machen können
- keine Revolution des Genres

Beurteilung:

Handlung: 3/5
Charaktere: 3/5
Lesespaß: 3,5/5
Preis/Leistung: 3,5/5


Rezension zu "Eden" von Tony Mochinski