Rosenwahn (Ella Danz)

Verlag Gmeiner, April 2010
Taschenbuch, 321 Seiten, € 11,90
ISBN: 978-3839210567

Genre: Regionalkrimi


Klappentext

Unter einer betörend duftenden Rosa alba im Garten eines leer stehenden Hauses bei Eutin wird ein Skelett gefunden. Zwar wissen Hauptkommissar Georg Angermüller und seine Kollegen schon bald, dass es sich um die sterblichen Überreste einer jungen Türkin handelt, doch von der Lösung des mysteriösen Falls sind sie weit entfernt. Und es kommt noch schlimmer: Als ein heftiger Regen am Neustädter Binnenwasser etwas ans Tageslicht spült, beginnt auch Angermüller sich ernsthafte Sorgen zu machen...


Die Autorin

Ella Danz lebt und arbeitet seit ihrem Publizistikstudium in Berlin. Geboren und aufgewachsen ist sie im oberfränkischen Coburg, wo sie den Wert unverfälschter, wohlschmeckender Lebensmittel und ihrer handwerklichen Zubereitung schätzen lernte. Deshalb wird in ihren Romanen ausgiebig gekocht und gegessen und eine spannende Handlung mit kulinarischen Genüssen zu köstlichen Krimis verbunden. Ella Danz ist Mitglied bei den „Mörderischen Schwestern“ und im „Syndikat“, der Vereinigung deutschsprachiger Krimiautoren.


Rezension

Georg Angermüller und seine Frau gönnen sich eine kurze, eheliche Auszeit. Als seine Freunde David und Steffen in einen längerfristigen Urlaub fahren, zieht Georg so lange in deren Haus ein. Bereits am ersten Tag steht seine neue Nachbarin Derya vor seiner Tür, die sich sonst um die Blumen und den Garten der Freunde gekümmert hat. Geschwätzig wie sie ist, fällt es Georg nicht leicht, sich von ihr loszueisen. Als sie aber am nächsten Tag mit einem Korb voller leckerer türkischen Köstlichkeiten vor der Tür steht, siegt seine Neugier auf die wohlduftenden und unbekannte Speisen; auch die Konversation mit ihr ist anregend und interessant. Derya führt ein Catering Unternehmen mit Speisen aus allen Ländern, sie kocht leidenschaftlich gerne und ausnehmend gut. Leider ist ihre Mitarbeiterin Gül seit einer Woche verschwunden und sie macht sich große Sorgen. Wenn auch Gül manchmal spontanen Regungen erliegt, so meldet sie sich doch immer wieder bei ihr. Jetzt hat sie aber schon über eine Woche nichts von ihr gehört und wendet sich vertrauensvoll an Georg. Der rät ihr erst einmal abzuwarten, denn Gül ist sprunghaft und volljährig, verspricht aber, die Augen offen zu halten. Derya forscht derweil auf eigene Faust nach Gül. Als in Eutin die erste vollständig skeletierte Leiche gefunden wird, die sich schon bald als junges türkisches Mädchen entpuppt, wird Georg direkt an Gül erinnert. Die junge Frau sollte einen Mann in der Türkei heiraten, war aber vehement dagegen. Ehrenmord? Eine weitere skeletierte Leiche wird in Neustadt entdeckt, auch sie entpuppt sich bald als junge Türkin. Ein weiterer Ehrenmord? Sollte auch sie in die Türkei verheiratet werden? Gibt es weitere Parallelen zwischen den beiden? Hat auch Selma, eine weitere verschwundene Türkin, Güls Freundin, auch damit zu tun? Fragen über Fragen türmen sich vor den ermittelnden Beamten auf, die türkischen Familien sind anfangs nicht sehr auskunftsfreudig. Währenddessen entdeckt Georg Veränderungen bei seiner Frau Astrid, die er noch nicht so ganz richtig deuten kann. Was spielt ihr neuer Kollege Martin nur für eine Rolle, der plötzlich zu sämtlichen Verabredungen und Familienterminen mit erscheint? Sollte er sich Sorgen machen?

Schon zum fünften Mal hat Ella Danz eine äußerst erquickliche Mischung aus spannendem Fall und köstlichen Leckereien kreiert. Beim Lesen der ganzen Gerichte läuft einem ständig das Wasser im Mund zusammen und man möchte sich am liebsten zu Georg setzen und die ganzen türkischen Leckerbissen einmal probieren. Sie sind so delikat geschildert, dass mit Sicherheit für jeden etwas Interessantes dabei sein wird. Hilfreich sind auch die ausführlichen Rezepte am Ende des Buches, die Gerichte hat man bei der Lektüre genau kennengelernt und mit etwas Aufwand kann man sie nun auch selbst herstellen. Neben den ganzen Köstlichkeiten kommt natürlich der Fall und auch Georgs Privatleben nicht zu kurz. Zwei junge ermordete Türkinnen, da liegt das Mordmotiv doch klar auf der Hand – zumindest, wenn man nicht weiter nachforscht. Obwohl es erst anfangs wenig Hinweise gibt, so verdichtet es sich nach und nach, dass es möglicherweise doch ein anderes Motiv sein könnte. Ob die Rose wohl etwas damit zu tun hat?

Deutsche Vorurteile treffen mal wieder auf unverständliche andere Kultur, Ella Danz schöpft hier aus dem Nähkästchen. Sie gibt genügend Spießern das Wort, um fast sämtliche Vorurteile der türkischen Kultur zu erwähnen. Mit Derya hat sie dagegen einen sehr sympathischen Charakter erschaffen, die alleinstehende Türkin mit pubertierendem Sohn beweist es allen, dass sie rechtschaffen, fleißig, intelligent und ordentlich ist – alles Tugenden, die man gemeinhin den Deutschen zuschreibt. Leider gibt es von ihnen noch viel zu wenige, die Autorin beschreibt mit viel Feingefühl, wie schwer es junge Türken doch haben, den richtigen Spagat zwischen eigenen Entscheidungen und dem Willen der Familie zu beschreiten. Mit ihrer außergewöhnlichen Küche, die sehr viele verschiedene Geschmacksrichtungen beinhaltet, schafft sie es, freundlich Vorurteilen vorzubeugen. Auch ihr Sohn Koray, den Georg erst einmal als verschlafenen Rap hörenden, grummeligen jungen Mann kennenlernt, beweist, dass auch die fast erwachsenen Söhne ein gutes Herz haben und durchaus in der Lage sind, sich zu verständigen und zu helfen. Der Täter wiederum kommt aus einer überraschenden Ecke, man hat die Wahl zwischen zweien und betet eigentlich bis zum Schluß, dass es nicht der Eine ist. Wieder einmal ist die Coverauswahl hervorragend und das Buch von hoher Qualität. Ein besonderes Schmankerl sind die Rezepte am Ende, die alle einen Bezug zur Geschichte haben.


Fazit

Eine interessante Mischung aus Kriminalfall, Kochrezepten und privatem Liebesleben des Ermittlers ist Ella Danz wieder einmal gelungen. Unwillkürlich bekommt man Hunger beim Lesen, verliert aber nie den Fall aus den Augen. Dazu kommt noch der Lokalkolorit, wer Eutin und Lübeck kennt, wird mit Sicherheit auf den Schauplätzen gedanklich mitspazieren.


Pro und Contra

+ stimmige Atmosphäre
+ schönes Cover
+ gelungene Mischung aus Krimi und Kochrezepten
+ interessante Einblicke in die türkische Kultur
+ ausgewogenes Verhältnis zwischen Ermittlung und Privatleben
+ sympathische, interessante Charaktere

o manchmal etwas langatmig, durch die Abschweifungen in die kulinarischen Köstlichkeiten

Wertung:

Charaktere 4,5/5
Handlung 4/5
Lesespaß 4/5
Preis/Leistung 3,5/5