Überall ist Lönneberga (Christoph Borchelt)



Blessing Verlag(Juni 2010)
Klappbroschur, 304 Seiten, EUR 16,95
ISBN: 978-3896674159

Genre: Sachbuch


Klappentext

Der Schwede tritt zumeist als multifunktionaler Profi auf: Er trägt Dienstuniform, Overalls mit 20 Taschen sowie kiloschwere Ohrenschützer und ist jederzeit über drei Handys erreichbar. Den Rasen mäht er hingebungsvoll. Er singt laut und oft, vor allem, wenn er Manager ist. Seiner Ordnungsliebe und sein Freiheitssinn sind gleichermaßen stark ausgeprägt. Kein Wunder:

Das Land, das er bewohnt, definiert sich seit 1928 als großes „Folkhemmet“ – als „Heim, in dem Gleichberechtigung, Zusammenarbeit und Hilfsbereitschaft“ herrschen. Zu diesem Heim gehört auch das Königshaus – mit delikaten Erbfragen und prunkvollen Hochzeitsfeiern.
Gewohnt, ihren Schnaps nur beim Staat zu kaufen, sind die Schweden offen für vielerlei Schnapsideen – um die meisten beneiden wir sie mit gutem Grund.


Rezension

Sommer in Deutschland: Während der Großteil der Bevölkerung ihr Heil in der Flucht gen Süden sucht, machen sich einige Individualisten auf nach Norden. Nach Schweden genauer gesagt, in das Königreich im Norden, über das gemeinhin nicht viel bekannt ist.
Mit „Überall ist Lönneberga“ will Christoph Borchelt genau dies ändern.

Als „Deutscher unter Schweden“ hat er schon jede Menge Erfahrungen gesammelt, die er nun an den Leser weitergibt. Präsentiert in einem augenzwinkernden und leichten Erzählstil liest sich das Buch größtenteils flüssig - allenfalls einige historische Fakten wirken uninspiriert heruntergeleiert. Geschichtsinteressierte Schwedenfahrer wird dieses Pflichtprogramm trotzdem zufriedenstellen.
Doch eigentlich geht es um die Schweden als Menschen; um ihre Gesellschaft. Und hier fährt Borchelt seinen gesamten Erfahrungsschatz auf und ermöglicht so einen interessanten und Hilfreichen Einblick, weit ab von profanen Verhaltenstipps aus Reiseführern. Sein Einblick geht viel tiefer. Mit viel Hintergrundwissen bringt er dem Leser anhand von eigenen unterhaltsamen Erfahrungsberichten die schwedische Kultur und Denkweise näher. Immer wieder zieht er dabei auch parallelen zu Deutschland, stellt Vergleiche an und nutzt schwedische Ansätze, um Denkanstöße zu liefern. Dabei ergeht er sich aber nicht nur in Lobgesängen, sondern analysiert durchaus kritisch.

Als Anschauungsmaterial dient dabei generell ganz Schweden, auch wenn die meisten Erfahrungsberichte auf der Insel Öland anzusiedeln sind – dort hat der Autor ein Ferienhaus. Denn die Beispiele aus seiner eigenen Erfahrung, mit denen er meist auf ganz bestimmte Dinge hinaus will und die meist noch mit Erklärungen und Ergänzungen vertieft werden, sind als exemplarisch für ganz Schweden zu betrachten.

Dabei sind die behandelten Themen so vielseitig, dass für jeden etwas dabei sein dürfte; von Nils Holgersson über Astrid Lindgren über die königliche Familie über Wikinger bis hin zur aktuellen politischen Lage trägt Borchelt so manch interessante Information zusammen, liefert Hintergründe und beweist bei seinen Beobachtungen und Beschreibungen ein scharfes Auge. Dabei führt er alle angesprochenen Punkte wieder zurück auf die schwedische Kultur und Gesellschaft, sodass man am Ende des Buches wirklich das Gefühl hat, dieser etwas näher gekommen zu sein. Seien es Verhaltensregeln oder Denkweisen – nach der Lektüre sollte man beim nächsten Schwedenurlaub auf eventuelle Begegnungen mit Einheimischen auf jeden Fall gut vorbereitet sein.


Fazit

Für Schwedenfahrer auf jeden Fall eine hilfreiche Ergänzung zum Reiseführer. Auf lockere Art bringt Borchelt dem Leser Land und Leute näher und bemüht sich dabei, ein breites Spektrum an Informationen anzubieten.


Pro & Kontra

+ aus eigenen Erfahrungen leitet der Autor vielerlei Beispiele für „typisch Schwedisches“ ab
+ lockerer, angenehmer Erzählstil
+ recht vielseitig
+ differenzierte Betrachtung der Themen

- historische Informationen wirken etwas gezwungen

Wertung:

Lesespaß: 4/5
Informationsgehalt: 4/5
Aktualität: 3/5
Verständlichkeit: 5/5
Preis/Leistung: 2,5/5