Teuflischer Held (Catherine Jinks)

Droemer/Knaur (9. August 2010) 
Broschiert; 508 Seiten; 12,99 € 
ISBN-13: 978-3426501122 

Genre: humoristischer Thriller


Klappentext

"Entweder wir bleiben hier und machen einen Höllentrip durch, bei dem es viele Verluste geben wird", sagte Prosper kalt, "oder du begleitest mich ..."

Endlich! Nach vielen Abenteuern hat Cadel ein richtiges Zuhause gefunden, Freunde und Pflegeeltern, die ihn wirklich lieben. Doch dann versucht jemand, dieses Glück zu zerstören: Prosper English, den der Junge lange Zeit für seinen Vater hielt. Cadel muss seinen besten, teuflischen Plan schmieden, um ihn aufzuhalten ...


Rezension

Wieder einmal verspricht der Klappentext eines Romans etwas, das das Buch nicht hält. Zum Glück muss man im Fall von "Teuflischer Held" sagen. Denn beim Lesen des Buchrückens beschleicht einen das Gefühl, dass Catherine Jinks nur ein weiteres Mal die gleiche Geschichte erzählt und alte Handlungswege erneut beschreitet. Dem ist keineswegs so. Von den Handlungsschemata der ersten beiden Bücher um Cadel löst sie sich fast komplett. Dieses Mal ist er nicht in einem Institut oder ähnlichem untergebracht und versucht mit einer Gruppe Prosper English zu fangen.
In "Teuflischer Held" macht Catherine Jinks ihn zum Gejagten, der kaum eine Ruhepause spendiert bekommt und schickt ihn auf eine Tour de Force, die er fast ganz alleine bestreiten muss.

Zunächst beginnt der Roman aber mit einer Beschreibung von Cadels neuem Leben bei seinen Adoptiveltern Saul und Fiona. Er scheint zur Ruhe gekommen zu sein und hat sogar ein Studium der Informatik an der Universität angefangen. Seine Vergangenheit scheint hinter ihm zu liegen. Bis zu dem Tag, an dem er für Sonja, seiner an den Rollstuhl gefesselten Freundin, eine Fernsteuerung für die Aufzüge auf dem Campus entwickelt. Plötzlich schießt Sonja in ihrem Rollstuhl auf ihn zu und stürzt die Treppe hinab. Für Cadel ist sofort klar, dass dies ein Anschlag auf ihr und sein Leben war. Der Verdacht bestätigt sich und um alles nur noch schlimmer zu machen, taucht Prosper English wieder in Sydney auf. Fortan lebt Cadel in einem ständigen Gefühl der Bedrohung, teilweise wirkt er geradezu paranoid, wozu er allen Grund hat. Denn im Laufe der Geschichte passieren noch mehrere Anschläge. Aber erst als Saul auch noch verletzt wird, schlägt Cadel mit aller Kraft zurück. Mit wenig Hilfe, hauptsächlich Gazo steht an seiner Seite, und eisernem Willen macht er sich auf, Prosper English das Handwerk zu legen und schließlich endet das Buch in einem dramatischen Finale, bei dem sich Catherine Jinks noch eine kleine Hintertür für eine Fortsetzung offen lässt 

Ernster ist der neue Roman um das jugendliche Genie Cadel und seine Freunde. Der schwarze Humor der beiden Vorgänger ist nur noch rudimentär vorhanden, aber das macht nichts. Denn er wurde durch Spannung und Atemlosigkeit ersetzt, die den Leser beide fesseln können. Natürlich finden sich weiterhin absurde Begebenheiten und Personen, vor allem Gazo, Cadels Freund ist hierfür zuständig. Aber nicht mehr in dem Maße wie vorher. Dadurch schafft es Catherine Jinks die Handlung immer wieder etwas aufzulockern, was der Geschichte gut tut.
Elegant hat sie die größte Falle, eine einfache Wiederholung des Plots der ersten beiden Romane, umschifft. Statt ihn in seiner gewohnten Umgebung agieren zu lassen, reißt sie Cadel dort heraus und lässt ihn nur noch von einem Ereignis zum nächsten taumeln. Hatte Cadel früher immer einen Plan und war meistens einen Schritt voraus, ist er nun diesen entscheidenden Schritt zurück. Dadurch ist „Teuflischer Held“ eindeutig spannender. Allerdings wirkt Cadel nicht mehr ganz so wie das perfekte Genie, das er vorher war. Aber auch das hilft, das Buch besser als den Vorgänger „Teuflisches Team“ zu machen.Denn er wirkt jetzt menschlicher und dient eher als Identifikationsfigur. Er entwickelte sich und seine Persönlichkeit nachvollziehbar und interessant. Leider werden durch die Fokussierung auf Cadel und seine „Solo-Abenteuer“ die anderen Charaktere vernachlässigt. Sie kommen nicht voran und sind nicht mehr als Nebenfiguren, Stichwortgeber und Katalysatoren für die Handlung. 
Dadurch wirkt "Teuflisches Team", der direkte Vorgänger, umso mehr wie ein Brückenteil, der nur dazu diente, Cadel in einer Familie zu installieren und ein zwei neue Charaktere einzuführen, die aber kaum eine nennenswerte Rolle spielen. Vielleicht wäre es besser gewesen, die wesentlichen Aspekte in "Teuflisches Genie" und "Teuflischer Held" unterzubringen und so dem Ganzen noch mehr Spannung und Dynamik zu verleihen. Wobei "Teuflischer Held" einem schon so kaum Zeit lässt in Ruhe durchzuatmen. Cadel und der Leser werden durch die Ereignisse getrieben ohne groß nachdenken zu können. Dadurch wird der Roman spannend und kann immer wieder überraschen. Ein wirklicher sehr guter Abschluss der Reihe um Cadel, Prosper und Saul.

Ein Wermutstropfen besteht allerdings und dieser ist nicht inhaltlicher Art. Droemer hatte die Seitenränder der ersten beiden Bände der Serie mit schwarzen Seitenrändern versehen. Was durchaus passend und gelungen war. Bei „Teuflischer Held“ wurde aber darauf verzichtet, so dass das Buch nicht so gut zu seinen Vorgängern passt. Ein kleines Ärgernis, aber eben ein Ärgernis für Sammler.


Fazit

Ein würdiger Abschluss der Reihe um das "Teuflische Genie" Cadel. Spannend, dynamisch und voller Action.


Pro & Contra

+ Was an Charakterentwicklung fehlt, wird an Thrill und Action weggemacht.
+ Man spürt ständig die Gefahr, in der Cadel schwebt
+ würdiger Abschluss der Reihe

0 der Humor wurde etwas zurückgenommen.
0 halb offenes Ende, 

- das Buch hat im Gegensatz zu den beiden anderen Romanen keine schwarzen Seitenränder

Bewertung:

Handlung: 4/5
Charaktere: 4,5/5
Lesespaß: 4,5/5
Preis/Leistung: 4/5


Literatopia-Links zu weiteren Titeln von Catherine Jinks:

Rezension zu "Teuflisches Genie"

Rezension zu "Teuflisches Team"