Die Pfeiler des Glaubens (Ildefonso Falcones)



C.Bertelsmann Verlag (September 2010)
gebunden mit Schutzumschlag, Leseband und zwei Karten
928 Seiten, EUR 24,99
ISBN: 978-3570100455

Genre: Historik


Innerer Klappentext

Al-Andalus 1568. Von den verschneiten Gipfeln der Alpujarras hallt der wütende Schrei des Aufbegehrens. Die spanischen Muslime, jene Nachfahren der einst so mächtigen Mauren, erheben sich nach Jahren der Unterdrückung gegen ihre christlichen Peiniger. Unter ihnen ist auch der junge Hernando – in dessen Adern christliches Blut fließt: Das Blut jenes Priesters, der seine Mutter vergewaltigte. Der Aufstand wird zum blutigen Glaubenskrieg und als die aus Tunis und Algier versprochene Hilfe ausbleibt, erleben die Muslime eine verheerende Niederlage. Ihre Vertreibung aus Spanien beginnt. Hernando entgeht dem Exodus, indem er sich als Christ ausgibt und für das Domkapitel in Córdoba arbeitet – scheinbar gegen die Muslime. Doch im Verborgenen führt er den Kampf um das Überleben seines Volkes und seiner Kultur fort. Er sieht die Gemeinsamkeiten der bis aufs Blut verfeindeten Religionen, will sie miteinander aussöhnen und ein friedliches Zusammenleben ermöglichen. Um dieses Ziel zu erreichen, muss er viele Risiken auf sich nehmen, große Opfer bringen und an seinen Überzeugungen festhalten – auch wenn alle anderen den Glauben an ihn und an das Überleben des Islam in Europa schon längst verloren haben.


Rezension

Mit „Die Pfeiler des Glaubens“ liefert der spanische Erfolgsautor Ildefonso Falcones einen historischen Roman ab, der diese Bezeichnung redlich verdient. Denn mit dem Aufstand der Muslime in Spanien 1568 und dessen Folgen legt er einen soliden Grundstein für seinen bewegenden Roman, dem deutlich anzumerken ist, dass er sich von anderen - auf reiner Fiktion beruhenden - historischen Romanen abheben will. Falcones strickt seine Geschichte dabei um gesicherte historische Fakten herum und ergänzt diese mit seinen eigenen Ideen zu einem überzeugenden und schlüssigen Gesamtwerk. Offenkundig ist auch die Bedeutung der geschilderten Ereignisse für die europäische Geschichte, was dem Roman darüber hinaus eine ganz eigene Brisanz verleiht.

Der Protagonist könnte hierbei nicht passender ausgewählt sein. Als Gefangener zwischen zwei Religionen fällt ihm im blutigen Glaubenskrieg, der Spanien zu überziehen beginnt, eine ganz besondere und auch besonders interessante Rolle zu. Während viele seiner Glaubensbrüder nicht überleben oder ein unwürdiges Leben führen müssen, kann Hernando sich durchschlagen, indem er sich als Christ ausgibt. Dieser Zwiespalt begleitet ihn sein gesamtes Leben lang – Falcones gelingt es, eindringlich seine verzweifelte Situation zu schildern und dem Leser vor Augen zu führen: Um für seinen wahren Glauben kämpfen zu können, muss er mit mächtigen Christen kollaborieren – was von den anderen Muslimen natürlich auf tragische Weise missverstanden wird. Denn er hat eine Vision – die Möglichkeit eines friedlichen Zusammenlebens von Muslimen und Christen, eine Vision, die er mit allen Mitteln umzusetzen versucht.
Und so breitet sich vor dem Leser das aufopferungsvolle Leben jenes überzeugend ausgearbeiteten Charakters aus – ein Charakter mit Ecken und Kanten, mit Fehlern sowie guten Seiten – kurzum: ein glaubwürdiger Charakter, der über die gesamte Handlung hinweg überzeugen kann.

Diese mutet indes etwas sperrig an. Falcones lässt sich jede Menge Zeit, um ein umfassendes Bild der Ausgangssituation zu zeichnen. Darüber nimmt die Handlung nur sehr langsam an Fahrt auf. Zwar werden geduldige Leser spätestens ab dem Mittelteil belohnt, jedoch wäre es angenehmer, würde das Konzept der Geschichte schon früher ans Licht kommen. So aber sieht sich der Leser anfänglich mit den blutigen Details des Aufstandes konfrontiert. Bei der Darstellung von Gewalt ist Falcones hierbei nicht zimperlich, jedoch fällt angenehm auf, dass er sich darum bemüht, unparteiisch zu sein. Er nimmt keine der beiden dargestellten Seiten beispielsweise dadurch in Schutz, dass die von einer Seite ausgehende Gewalt harmloser wirkt als die der anderen.
Der mit diesem Aufstand gelegte Grundstein der Handlung erzielt allemal die beabsichtigte Wirkung – auch wenn er von der einen oder anderen Länge durchzogen ist.

Auch im weiteren Verlauf fällt das breite Spektrum der Handlung auf. In aller Ausführlichkeit bekommt der Leser das Leben des Protagonisten präsentiert, das ebenso Liebesgeschichte wie Familiendrama oder gar Abenteuergeschichte ist. Geschickt wird dabei all dies auf die Hauptproblematik zurückgeführt.
Überzeugend ist auch die Darstellung eines Lebens als Muslim unter Christen in dieser problematischen Zeit. Dies rührt vermutlich von einer gründlichen Recherche – alles in allem gibt sich Falcones viel Mühe mit diesem Thema, das auch heute noch hochaktuell ist.


Fazit

„Die Pfeiler des Glaubens“ ist ein breit angelegter, überzeugender historischer Roman, der ein ebenso düsteres wie wichtiges Kapitel der europäischen Geschichte lebendig werden lässt.


Pro & Kontra

+ glaubwürdiger Protagonist
+ spannendes Thema
+ vielschichtig
+ gut recherchiert

- einige Längen

Wertung:

Handlung: 4/5
Charaktere: 4/5
Lesespaß: 4/5
Preis/Leistung: 4/5