Weißt du, wie viel Sterne stehen? - Wie das Licht in die Welt kommt (Harald Lesch, Jörn Müller)

C. Bertelsmann Verlag; 
Gebundene Ausgabe: 320 Seiten; 19,95 €
ISBN-13: 978-3570010549

Genre: Sachbuch


Klappentext

"Wer von einem Sternenhimmel eine Vorstellung hat, der könnte eigentlich sein Maul halten", heißt es in einem Gedicht von Bert Brecht. Das Staunen beim Betrachten des Sternenhimmels mag noch größer werden, wenn man sich der immensen Variationsbreite der Sterne hinsichtlich ihrer Größe, Masse, Leuchtkraft, Temperatur und Entwicklungsgeschichte bewusst wird. Sterne werden geboren, und sie sterben auch wieder. Es gibt sogar Sterne, die bereits tot zu sein scheinen und dann doch noch zu einem neuen Leben mit furiosem Ende erwachen.
Harald Lesch – der breiten Öffentlichkeit bekannt aus den Fernsehreihen „alpha-Centauri“ des BR und „Abenteuer Forschung“ im ZDF – und Jörn Müller schildern auf gewohnt unterhaltsame Weise das Werden und Vergehen der Sterne. Neben Roten Riesen, Weißen Zwergen, Supernovae, Neutronensternen, Pulsaren und veränderlichen Sternen stellen sie auch die zugrunde liegenden chemischen und physikalischen Prozesse vor, die zu den zahlreichen Erscheinungsformen führen. „Weißt du wie viel Sterne stehen?“ ist ein profunder Überblick über die Welt der Sterne, der so sachkundig wie anschaulich einen faszinierenden Kosmos erschließt.


Rezension

„Falls Gott die Welt geschaffen hat, war seine Hauptsorge sicher nicht, dass wir sie verstehen können.“ Albert Einstein

Schaut man in den Sternenhimmel hinauf, wirft man einen Blick in die Unendlichkeit - unter Umständen in die Zukunft. Für manche ergibt sie sich aus den unzähligen Sternbildern. Sie glauben an Astrologie, worum es trotz des Titels in diesem Buch nicht geht. 
Das Buch von Harald Lesch und Jörn Müller distanziert sich gleich auf den ersten Seiten deutlich von Aberglauben und Pseudowissenschaft. Gleichwohl müssen auch sie bekennen, dass dort der Ursprung ihrer Wissenschaft, der Astronomie und Astrophysik, liegt. Weswegen die Astrologie überhaupt erst erwähnt wird. Die meisten verbinden mit Astronomie Teleskope, egal welcher Art, und Wissenschaftler, die durch sie hindurchsehen und die Sterne beobachten. Dabei scheint es sich landläufig nur um die Beobachtung von Planeten und anderen Himmelskörpern zu handeln. Allerdings ist dieses Gebiet der Physik ungleich mehr als nur Bahnbewegungen und das Beobachten von Supernovaen. Wenn ein Zweig der Wissenschaft uns sagen kann, woher wir kommen und wohin wir gehen, dann die, die sich mit dem Ursprung aller Dinge beschäftigt. Dem Entstehen des Universums und der Sterne. Und hier liegt das Hauptaugenmerk von Lesch und Müller. In „Weißt du, wie viel Sterne stehen?“ verfolgen sie den Lebensweg der Sterne, beginnend mit der Geburt in einer Gaswolke und auch dort endend, am Ende eines mehr oder weniger langen Lebens.
Woran man sich als Leser erstmal gewöhnen muss, ist die Größenordnungen der Zeit, mit denen Astronomen hantieren. 50 000, 100 000, ja sogar mehrere Millionen Jahre sind für sie eher kurze Zeitabschnitte. Ebenso ist es mit ihrer Einteilung der Elemente. Alles, was schwerer als Helium ist, ist ein Metall. Für alle, denen das nichts sagt: Helium ist das zweite Element im Periodensystem und danach kommen noch ein paar, die eindeutig Gase darstellen, unter anderem Sauerstoff. Wenn man dies einmal verinnerlicht hat, erschließen Harald Lesch und Jörn Müller dem Leser eine vollkommen neue Welt. Mit neuer Faszination schaut man anschließend zum Sternenhimmel hinauf, nun mit dem Wissen um Balmerserie, Spektralklassen und Hertzsprung-Russel-Diagramm.

„Die Entstehungsgeschichte eines Sterns im Telegrammstil wiedergegeben, würde etwa so lauten: Eine Gas- und Staubwolke verdichtet sich unter ihrer eigenen Schwerkraft, bis es in ihrem Inneren so heiß wird, dass thermonukleare Fusionsprozesse zünden. Fertig ist der Stern.“

Ganz so einfach ist es natürlich nicht. Zwar sind die Sachverhalte im Prinzip richtig, aber wie auch die Autoren zugeben, wäre diese Aussage für ein Buch über Sterne etwas dünn. Und so holen sie weit aus, fangen bei der Geburt in einer Gaswolke an und erklären, wie Schwerkraft und Co. den Werdegang eines Sternes beeinflussen. Dabei schaffen sie es immer locker und leicht zu schreiben. Verzichten fast ganz auf Formeln und verfallen auch nicht in einen Jargon, der die meisten Leser nach zehn Seiten abhängen würde. Im Gegenteil. Ihr Schreibstil ist fesselnd und mit Anekdoten, Wortspielen und Zitaten gespickt, wodurch das Buch immer wieder aufgelockert wird. So bekommt man auf gut verdauliche Weise ein schweres Thema beigebracht, ohne es wirklich zu merken. Lesch und Müller scheuen auch nicht davor zurück, ganz klar und offen zuzugeben, dass so manches aus der Welt der Astronomie noch lange nicht verstanden ist und sich die Meinung über einige Dinge noch gewaltig ändern könnte.

„Auch Wissenschaftler können sich irren – nur etwas genauer.“ Klaus Klage

Am Ende hält man ein äußerst lesenswertes Buch in Händen, in dem man viele Informationen finden kann. Sowohl zu den Sternen als auch zur Astronomie an sich, mit einem Ausblick auf derzeitige Forschungsgebiete und ihre Bedeutung. Im Anhang befinden sich für interessierte Leser noch die für das Buch relevanten Formeln, wobei diese nicht zwingend für das Verständnis notwendig sind und ein Glossar für die astronomischen/ physikalischen Begriffe.


Fazit

Wer immer schon mal etwas über unsere Sonne und ihre Verwandten lernen wollte, sollte zu „Weißt du, wie viel Sterne stehen?“ greifen. Locker, leicht und vor allem für den Laien verständlich führen Harald Lesch und Jörn Müller durch das Leben eines Sterns.


Pro & Contra

+ leicht zu lesender, lockerer Stil, unterhaltsam 
+ trotz Informationsfülle gut zu verstehen und nachzuvollziehen

Bewertung:

Lesespaß: 5/5
Informationsgehalt: 5/5
Aktualität: 5/5
Verständlichkeit: 4,5/5
Preis/ Leistung: 4,5/5