Ein Fest der Liebe (Linda Lael Miller)



Verlag Mira, November 2010
Originaltitel: Sierra’s Homecoming und McKettrick’s Christmas, übersetzt von Tess Martin
TB, 428 Seiten, € 8,95
ISBN 978-3899417937

Genre: Belletristik


Klappentext:

Winter der Zärtlichkeit

Endlich daheim! Es ist klirrend kalt, als Sierra die tief verschneite McKettrick-Ranch erreicht. Und sie wird bereits erwartet - von dem gut aussehenden und schweigsamen Travis Reid. Magisch fühlt Sierra sich zu diesem Mann hingezogen, träumt von Küssen, so sacht wie Schneeflocken - der Beginn vieler kleiner und großer Wunder in diesem Winter der Zärtlichkeit

Nacht der Wunder

Arizona, 1896. Eine Schneelawine reißt den Zug von den Schienen - und zerstört Lizzie McKettricks Plan: Zum Fest wollte sie bei ihren Eltern sein und ihnen Whitley vorstellen. Verlobung nicht ausgeschlossen! Doch nicht Whitley hilft den Verletzten, macht den Verzweifelten Mut, sondern der attraktive junge Doktor Morgan Shane. Und weckt so in Lizzies Herzen das helle Licht wahrer Liebe...


Rezension:

Ohne pathetisch zu werden, sondern mit einfachen, klaren Worten zieht einen Linda Lael Miller in die Welt der McKettricks, einer Familie, deren Wurzeln bis in den Wilden Westen zurückreichen. Angus McKettrick, der Gründer der Triple M Ranch wollte seine Söhne Kane, Jeb und Rafe sowie seinen Stiefsohn Holt gut verheiratet wissen. Deren Geschichten sind schon in einigen Büchern erschienen, genauso wie einige Geschichten ihrer Nachkommen. Sierra kennt man aus den vorherigen Bänden, denn zeitlich spielt die Geschichte noch vor McKettricks 1, Sierras Cousins haben ihre Frauen noch nicht gefunden. Ist aber auch nicht weiter tragisch, denn sie kommen nicht persönlich vor, werden nur ab und zu erwähnt. Hier lernen wir Sierra kennen, Tochter von Eve, Schwester von Mag und eine Nachfahrin von Holt und Lorelai, bekannt aus McKettrick 4. Und wie es mit diesen beiden weitergeht – ja, davon erfahren wir eine Menge.

Sierra wurde als Kind von ihrem Vater entführt und nach der Scheidung von ihrer Mutter Eve in Mexico versteckt. Erst als sie heranwächst, wird ihr bewusst, dass sie keine Mutter hat und welchen Einfluss ihr Vater darauf hatte. Allerdings macht sie auch Eve den Vorwurf, nicht nach ihr gesucht zu haben, erst als ihr siebenjähriger Sohn Liam stark an Asthma erkrankt und sie die Kosten nicht mehr tragen kann, nimmt sie die finanzielle Hilfe ihrer Mutter an. Diese enthält allerdings eine Bedingung. Sierra und Liam müssen den Namen McKettrick annehmen und ein Jahr auf der Triple M verbringen, dem Stammsitz der McKettricks. Dort angekommen trifft sie auf Travis Reid, der sein eigenes Gefühlschaos mit sich schleppt, kurzerhand seinen Beruf aufgegeben hat und sich zurzeit um die Pferde auf der Ranch kümmert. Und um Sierra und Liam, denn es fällt viel Schnee und die Heizung ist richtig tückisch.

Der Clou an dieser Geschichte sind allerdings die Rückblenden ins Jahr 1919, die genau zur selben Zeit spielen. Hannah McKettrick und ihr Sohn Tobias wohnen nach dem Tod ihres Mannes Gabe zusammen mit seinem Bruder auf der Triple M. Gabe und Doss sind die Söhne von Lorelai und Holt, die leider nur in Briefen in Erscheinung treten. Dafür treffen wir aber kurz mal Jeb, der mit Chloe verheiratet ist. Gabe ist an der Grippe im Krieg verstorben, und Doss hatte ihm versprochen, sich um Hannah und Tobias zu kümmern. Von ihrer ersten Begegnung an hat er sich in Hannah verliebt und musste dann zusehen, wie sie mit Gabe glücklich verheiratet war. Jetzt hat er Angst, dass sie ihren Sohn nimmt und zu ihrer Familie nach Missoula zieht. Tobias allerdings will unter gar keinen Umständen von der Ranch, und so steckt Hannah in einem Zwiespalt, denn auch sie beginnt für Doss Gefühle zu entwickeln, obwohl sie Gabe immer noch liebt.

Diese beiden Geschichten spielen zeitgleich, nur um ca. 100 Jahre versetzt. Liam und Tobias erzählen immer, dass sie einen komischen Jungen in ihrem Zimmer sehen, und auch sonst gibt es merkwürdige Vorkommnisse um einen Teekessel und ein Fotoalbum. Die Ereignisse sind ähnlich, beide Jungen erkranken schwer. Dieses ständige Hin und Her von Vergangenheit und Gegenwart ist unheimlich spannend und kurzweilig, die Seiten fliegen nur so dahin. Die Mystik ist gut verpackt und nicht übertrieben, durch sie bekommt die Geschichte ein ganz besonderes Flair. Leichte Anleihen bei Harry Potter und einer anderen Geschichte von Linda Lael Miller seien der Autorin verziehen, denn sie verleihen den letzten Schliff.
Besonders beeindruckend war ganz am Anfang die Erwähnung des Familienfriedhofs, als Sierra sich die ganzen Statuen anschaut, die bei den Gräbern stehen und viele den Lesern bekannte Gesichter entdeckt. Lebensecht dargestellt, mit den kleinen Besonderheiten, die die einzelnen Charaktere unverwechselbar machten.

Die zweite Geschichte ist nicht ganz so spannend wie die erste, sie zieht sich doch ganz schön in die Länge. Hier geht es um Lizzie, die Tochter von Holt, die er in McKettricks 4 gerade erst kennengelernt hatte. Gabe und Doss sind allerdings schon auf der Welt und es war interessant wieder über John Henry, dem Baby aus McKettricks 4 zu lesen. Lizzie ist auf der Heimreise aus San Francisco, wo sie auf einem Internat den letzten Schliff und den Beruf der Lehrerin erlernt hat. Im Gepäck hat sie Whitley, ihren Fast-Verlobten. Doch als der Zug von einer Schneelawine erfasst und beinahe entgleist, erkennt sie seinen wahren Charakter. Da ist ihr Dr. Morgan Shane, ein zupackender junger Arzt doch wesentlich lieber als die verwöhnte Jammergestalt. Immer klarer erkennt sie, wem ihr Herz wirklich gehört. Ob ihr Vater und ihre Onkel es wohl schaffen, sie noch rechtzeitig vor Weihnachten zu finden und zu retten? Lebensmittel sind knapp und die nächste Lawine könnte sie in den Abgrund reißen.

Die Geschichte lebt von den weiteren Charakteren, die noch mit Lizzie im Zug reisen. Sie sind wunderbar beschrieben und zusammen retten sie wenigstens noch ein bisschen das Weihnachtsfest. Auch hier kommt die Mystik wieder nicht zu kurz, sie passt wunderbar zum Geist der Weihnacht. Die Geschichte geht danach noch ein Jahr weiter, eigentlich überflüssig, denn es passiert nichts Aufregendes mehr. So schön es auch war, von all den bekannten Charakteren zu lesen, fehlte doch hier ein Hauch von Spritzigkeit.

Trotzdem ist das Buch genau richtig für die Weihnachtszeit und sowieso ein Muss für jeden Fan der McKettricks. Bekannte und unbekannte Charaktere vermischen sich zu einem gelungenen Gericht mit einem wohl dosierten Spritzer Magie. Schnee, Eis und Kälte wabern durch die Seiten, diese Naturgewalten lassen den Menschen recht klein und hilflos daneben erscheinen. Diesmal ist der Westen Amerikas nicht wild, sondern rau, man leidet mit den Personen und ihren Angehörigen regelrecht mit. Sie alle haben ihre Ecken und Kanten, die in Ausnahmesituationen besonders hervortreten.


Fazit:

Weihnachten – eine besondere, an die Herzen gehende Zeit. Hier liest man auch gerne mal etwas Rührseliges, etwas, was das Herz anspricht. Bei einem gemütlichen Nachmittag auf der Couch, Kerzen und Weihnachtsdüfte um sich herum kann man in die Geschichte sinken und einfach nur die einzigartige Stimmung genießen und dem Geist der Weihnacht huldigen.


Pro und Contra:

+ lockerer und lebendiger Erzählstil
+ Spannung durch die Rückblenden
+ interessante und vielschichtige Charaktere
+ stimmige Lokalitäten
+ bekannte Personen
+ zu Herzen gehende Geschichten
+ der richtige Hauch von Magie

o die zweite Geschichte ist etwas langatmiger

Wertung:

Handlung: 4/5
Charaktere: 4,5/5
Lesespaß: 4/5
Preis/Leistung: 4/5