Kriegsklingen (Joe Abercrombie)

Heyne (Januar 2007)
796 Seiten, EUR 15,00
ISBN-10: 3453532511

Genre: Fantasy


Klappentext

Dies ist die atemberaubende Geschichte von Logen, dem Barbarenkrieger, der eigentlich nur seine Ruhe haben will - wenn er nicht ständig um sein Leben kämpfen müsste. Und die Geschichte von Großinquisitor Glokta, der eigentlich durch nichts zu erschüttern ist - bis er auf eine lebende Legende trifft, die in seiner Stadt eine magische Intrige spinnt, ein Intrige, die die Grundfesten des ganzen Reichs zu erschüttern droht ...


Inhalt

Logen Neunfinger, einst ein gefürchteter Barbar, gerät in einen Hinterhalt und entkommt nur mit Mühe seinem angedachten Schicksal, dem Tod. Schwer verletzt schleppt er sich in die Berge und trauert um seine ermordete Familie und toten Freunde. Doch dann führt ihn sein Weg zu Bayaz, einem Magus aus der Alten Zeit – und das nicht aus Zufall …

Zur selben Zeit träumt Hauptmann Jezal in der Hauptstadt von einer glorreichen Zukunft bei den Truppen der Königstreuen, doch der Weg dorthin ist beschwerlicher, als ihm behagt. Das Heer – wie das ganze Land – ist zerrissen von Intrigen, seit Erzlektor Sult die Macht mit übelsten Mitteln an sich reißen will und Angst und Misstrauen unter den Menschen sät. Hinter Sult steht die Inquisition, allen voran Sand dan Glokta, den seine tragische Vergangenheit zu einem sadistischen Mostrum hat werden lassen. Sein Hass reicht tief und als Sult ihn in seine Dienste zwingt, erweist er sich als dessen würdiger Handlanger.

Als sich die Kämpfe im Norden ausbreiten und das Land mit Tod und Vernichtung überziehen, macht Bayaz sich an der Seite von Logen auf den Weg in die königliche Hauptstadt. Wie die Legende besagt, wird in Zeiten höchster Not der alte Magus seinen Sitz im Rat wieder einnehmen und das Königreich retten. Eine Wendung, die den machtgierigen Erzlektor gehörig in die Enge treibt – eine gefährliche Enge, wie Logan bald feststellen muss …

(aus dem Buch entnommen)


Rezension

Zugegeben – wir kennen es: Ein Schwert, einen eingefärbten Hintergrund und lobpreisende Worte zum Thema „Wunder-Debüt“. Fertig ist das zu gern anwendbare Erfolgskonzept eines Buchumschlages, der dem geneigten Leser, wie ein nicht verstummen wollendes Echo, in den Bücherregalen Nachschub verdeutlichen soll. Anstatt sich jedoch wallender Vorfreude hinzugeben, ist man zumeist schnell verführt „Kriegsklingen“ anhand des einfallslos wirkenden Covers als Einheitsbrei abzutun.
Etwas, das man bereuen könnte ...

Ein Barbar – Ein Inquisitor – Ein Magier

... denn Joe Abercrombie ist bemüht, andere Wege zu gehen.

Der Hauptschwerpunkt des Romans liegt, im Gegensatz zu manch anderen Fantasy-Geschichten, nicht unbedingt in der Handlung, sondern eher der Ausarbeitung vorhandener Charaktere & Umgebungen. Man begleitet die mit der Zeit wachsende Anzahl an Protagonisten durch Höhen und Tiefen ihres Lebens, immer im Gefühl, sich zumeist langsam in der Gesamthandlung voran zu tasten. Mit gutem Grund, denn „Kriegsklingen“ ist das erste Buch einer Trilogie und spart sich daher so manchen inhaltlichen Höhepunkt scheinbar auf. Wer sich demnach ein inhaltlich geschlossenes Werk voll epischer Schlachten und Heldentaten erhofft kommt bei diesem Buch nicht auf seine Kosten.

Im Gegenteil – von Heldenmut ist weit und breit nichts in Sicht. Weder Barbar Logan, Inquisitor Glokta, Hauptmann Jezal oder einer der anderen Hauptcharaktere bringt moralische Werte mit sich, die man bestaunen darf. Anstatt gegen Dämonen, Orks oder dergleichen die Klinge zu führen, bekämpft man vorwiegend sich selbst und seine Abgründe. Besonders Glokta, der verkrüppelte Inquisitor, geht in diesem Konzept mit bestem Beispiel voran. Sein Sarkasmus und die oft ziemlich leichenkalten Wesenszüge werden nur von einem übertroffen: Der Bedrohung, die nach und nach die Union wie ein hungerndes Raubtier überfällt. An ihren Grenzen reißt und Glokta, Jezal, Logan und Bayaz fordert, um ihr Überleben – politisch sowie auf dem Schlachtfeld - zu kämpfen.


Fazit

Ein "Wunder-Debüt" darf man nicht erwarten, egal wie leidenschaftlich ein solches erwünscht sein mag. Joe Abercrombie bietet keine Lektüre abseits wohl bekannter Klischees, doch beweist er auf originelle Art und Weise ein gutes Gefühl für den feinen Unterschied. Eigenarten, die aus Kriegsklingen ein leicht zu lesendes, unterhaltsames Lesevergnügen und einen schönen Auftakt zur First Law-Trilogie werden lassen.


Pro und Contra

+ unverwechselbarer Sarkasmus
+ sehr gut ausgearbeitete und glaubwürdige Charaktere
+ ein sich, vom Einheitsbrei abhebendes Werk

o diplomatisch orientiert
o anspruchsloser, leicht zu lesender Stil

- manche Charaktere wirken leicht überzeichnet
- eher abhebendes Ende

Bewertung:

Handlung: 4,5 / 5
Charaktere: 4 / 5
Lesespaß: 5 / 5
Preis/Leistung: 4 / 5


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Tags: Grimdark, Joe Abercrombie