Blade Runner (Philip K. Dick)

Heyne (25. Februar 2008)
Original: Do Androids dream of Electric Sheep? (1968)
268 Seiten, 9,95 EUR
ISBN: 978-3453217287

Genre: Science Fiction


Inhalt

Rick Deckard ist Polizist und gehört einer Spezialeinheit, die entflohene Androiden jagt, an. Als Blade Runner kämpft er sich durch die düsteren Schluchten der zukünftigen Mega-Städte – und das alles hauptsächlich dafür, sich irgendwann ein echtes Tier kaufen zu können! Nach dem dritten Weltkrieg sind diese nämlich so gut wie ausgestorben, also eine echte Seltenheit und kosten daher ein Vermögen. Bis es soweit ist, begnügt sich Rick mit einem elektrischen Schaf, um das er sich liebevoll kümmert …


Rezension

Wer Ridley Scotts Verfilmung gesehen hat, sollte unbedingt auch den Roman dazu lesen (und natürlich auch die, die den Film (noch) nicht kennen!). Im Film bleibt einfach zu wenig Zeit, um die Hintergründe zu erklären – was Philip K. Dick hier an Ideen einbaut, ist wirklich beeindruckend. Übrigens hieß der Roman früher auch auf Deutsch „Träumen Androiden von elektronischen Schafen?“, wurde aber dann nach dem Film benannt.

Mit viel Liebe zum Detail konstruiert er Rick Deckards Leben und schildert seinen Alltag mit einer erschreckenden Selbstverständlichkeit. Rick ist DER Mensch der Zukunft. Er sehnt sich, wonach man sich zu sehnen hat – Anerkennung, die aus der Pflege eines echten Tieres resultiert. Und er lebt ein ganz normales, zukünftiges Leben:
Schlechter Tag? Macht nichts, es gibt ja die Stimmungsorgel. Eine technische Errungenschaft, mit deren Hilfe der Mensch selbst bestimmen kann, wie er sich gerade fühlt. Natürlich kann er sich auch selbst in tiefste Depressionen stürzen. Vielleicht ist das die richtige Stelle, um den Grund für die Androidenjagd zu erwähnen: Den „Andys“ mangelt es an Empathie. Sie empfinden nichts für andere Lebewesen und seien somit eine Bedrohung. Die ultimative Rechtfertigung, sie gewissenlos abzuschlachten – und da bleibt natürlich die Frage, worin sich Mensch und Android eigentlich unterscheiden?

Dicks Zukunft ist reine Dystopie. Die Welt nach dem Krieg in desolatem Zustand, die Menschheit im Rausch der Technik auf dem Weg, sich selbst und die Kontrolle über ihre Zivilisation zu verlieren. Dabei kreiert der Autor eine ganz eigentümliche, nachdenkliche Atmosphäre. Wer nach dem Film „Blade Runner“ einen actionlastigen Roman erwartet, wird enttäuscht sein – insgesamt vermittelt das Buch einen sehr ruhigen, extrem beklemmenden Eindruck und ist keine leichte Kost. Der Leser wird immer wieder vor die Frage gestellt, was er von dieser Zukunft halten soll und trotz ungutem Gefühl in der Magengegend liest man fasziniert weiter. Quintessenz des Romans ist der Konflikt zwischen Mensch und Maschine beziehungsweise die Fragen, inwiefern Maschinen menschlich sein können und inwiefern der Mensch nicht der Maschine ähnelt? …


Fazit

Dick schreibt keinen Roman über menschliche Androiden – er schreibt über den Menschen und seine „dunklen“ Seiten. Hoffnungslosigkeit und Alltagstrott, die Sehnsucht, Anerkennung zu finden und die Mechanismen, aus denen Ablehnung geboren wird. „Blade Runner“ ist Science-Fiction – und trotzdem verdammt nah an der Realität.


Pro & Contra

+ düster und beklemmend
+ genial ausgearbeitete Storyline
+ toller Protagonist
+ ideenreich / kreative Umsetzung

Wertung:

Handlung: 5/5
Charaktere: 5/5
Lesespaß: 5/5
Preis/Leistung: 5/5


Rezension zu "Der unmögliche Planet"

Rezension zu "Ubik"

Literatopia-Links zu weiteren Titeln zu Blade Runner:

Rezension zu Blade Runner 2019 Bd.1
Rezension zu Blade Runner 2019 Bd.2
Rezension zu Blade Runner 2019 Bd.3

Tags: SF-Klassiker