Christopher Moore (deutsche Übersetzung - 22.02.2009)

 Interview mit Christopher Moore

Literatopia: Hallo Chris! Schön, dass du die Zeit für ein Interview gefunden hast. Dein neuestes Buch "Fool" ist am 10. Februar 2009 erschienen. Was erwartet den Leser? Wann wird das Buch in Deutschland erscheinen?

Christopher Moore: "Fool" ist die Geschichte von Shakespeares König Lear aus der Sicht des Hofnarren, doch diesmal um Einiges lustiger, und der Hofnarr ist der Star der Show. Ich denke, die Leser können dabei viel Sex und an Verrat und Mord nicht wenig erwarten, so dass alle sich gar köstlich amüsieren sollten. Wann es in Deutschland erscheinen wird, weiß ich nicht. Ehrlich. Da müsst ihr meine Agentin für Foreign Rights kontaktieren.

(Anmerkung Literatopia: "Fool" erscheint am 23. März, siehe HIER)

Literatopia: In "Die Bibel nach Biff" füllst du die biblische Lücke um Jesus' Jugendjahre auf deine Weise – mit einer gehörigen Portion Humor. Hast du darauf nur positive Reaktionen erhalten oder wurde dir auch Respektlosigkeit vorgeworfen? Wie hat die Kirche darauf reagiert?

Christopher Moore: Die Reaktionen waren fast ausschließlich positiv, auch unter den Gläubigen. Das Buch wird mittlerweile in einigen Priesterseminaren und an vielen Universitäten unterrichtet. Die einzigen Leute, die das Buch anscheinend gestört hat, sind die, die es gar nicht gelesen haben.

Literatopia: Wie bist Du auf die Idee gekommen, bei "Bibel nach Biff" die ausgelassene Zeit in der Bibel sozusagen nachzuliefern? Glaubst an selbst an eine höhere Macht (wie Gott)?

Christopher Moore: Ich hab mir gedacht, es wird eine große Herausforderung, diese allgemein bekannte Geschichte in etwas Komisches zu verwandeln. Ich bin Buddhist, wir glauben nicht wirklich an eine höhere Macht.

Literatopia: Disney hat die Filmrechte zu deinem Buch "Der kleine Dämonenberater" gekauft. Machst du dir Hoffnung auf eine Verfilmung? Würdest du ganz generell gern einmal eins deiner Bücher verfilmt sehen? Hast du vielleicht sogar schon bestimmte Schauspieler zu deinen Figuren im Kopf?

Christopher Moore: Die wurden im Laufe der Jahre alle gekauft, von verschiedenen Studios. Es wäre toll, die mal als Film zu sehen aber es sieht nicht so aus, als würde das passieren. Ich weiß nicht, warum.

Literatopia: Noch einmal zum Thema Film: Ein Drehbuch hast du ja bereits verfasst. So etwas stellt ja ganz andere Anforderungen als ein Roman – wie liegt dir das? Würdest du es gerne noch einmal versuchen?

Christopher Moore: Mir hat es nichts ausgemacht, versuchsweise ein Drehbuch zu schreiben und vielleicht mach ich das noch mal, aber ich möchte keine Drehbücher gegen Lohn schreiben. In Hollywood gibt es zu viele Leute, die deine Arbeit in die Hände bekommen wollen.

Literatopia: Welches deiner Bücher wurde als erstes in eine andere Sprache übersetzt? Weißt du, in wie viele Sprachen deine Bücher bisher insgesamt übersetzt wurden? Stehst du persönlich mit deinen Übersetzern in Kontakt oder passiert das alles ohne deine Beteiligung? Für wie wichtig hältst du die Arbeit der Übersetzer für den Erfolg deiner Bücher?

Christopher Moore: "Der kleine Dämonenberater" wurde in sechzehn Sprachen übersetzt. Ich glaube, meine Bücher gibt es in mindestens zwanzig Sprachen, vielleicht auch mehr. Ich habe bisher nur eine Beziehung zu der Person gehabt, die die Französischübersetzung macht und die mich abseits der normalen Wege kontaktiert hat. Ich lasse aber Muttersprachler die Übersetzungen lesen und mir von ihnen berichten, ob sie denken die Übersetzer leisten gute Arbeit. Ich glaube, meine Arbeit muss sich in manche Sprachen leichter übersetzen lassen, oder zumindest können die Übersetzer sie besser rüberbringen. Zum Beispiel kommen meine Bücher in Polen und Deutschland viel besser an als, zum Beispiel, in England. Wer auch immer mich in England übersetzt, leistet wohl keine besonders gute Arbeit.

Literatopia: Wie gefallen dir die Cover deiner Bücher? Darfst du da mitreden oder bekommst du die Cover, wie viele Autoren, vom Verlag vorgesetzt und musst mit ihnen leben?

Christopher Moore: Ich kann jetzt mehr mitreden, als früher, aber nicht in jedem Land. Normalerweise werde ich in den USA nach meiner Meinung gefragt, aber in anderen Ländern nicht. Ich liebe einige der Designs, die den Leuten so einfallen. Mein Buch "Die Bibel nach Biff" ist gerade in Brasilien rausgekommen mit einem unglaublichen Rasta Jesus auf dem Cover. Ich wäre nie auf die Idee gekommen, das zu machen, aber mir gefällt es.

Literatopia: Die Bilder auf deiner Homepage – und nicht zuletzt deine Bücher – deuten auf eine Person hin, die viel Humor hat. Wie wichtig findest du Humor? Glaubst du, dein Humor hat sich über die Jahre verändert?

Christopher Moore: Für mich ist Humor die Basis meiner Karriere. Wenn meine Bücher nicht lustig wären, hätte ich, glaube ich, keine Karriere. Zum Humor, der sich über die Jahre verändert, ja, in mancher Hinsicht. (Obwohl sich meine Antwort nur auf die USA und Großbritannien beziehen kann, eigentlich. Aber im Laufe meines Lebens ist Humor allgemein sexuell um Einiges weniger eingeschränkt geworden, anders gesagt, man kann über fast alles im sexuellen Sinn reden. Aber Humor ist auch politisch viel korrekter geworden, was wahrscheinlich keine schlechte Sache ist.)

Literatopia: Wann hast du mit dem Schreiben begonnen? Waren deine ersten Texte ernste? Wie findet deine Familie deine Bücher?

Christopher Moore: Ich habe mit sechzehn mit dem Gedanken an Veröffentlichung zu schreiben begonnen. Meine ersten Geschichten waren Horrorgeschichten ohne viel Humor, aber offensichtlich schreibe ich Sätze, die sich lustig lesen, also haben die Leute beim Lesen meiner Horrorgeschichten gelacht, also habe ich auf Humor umgesattelt, da das scheinbar meine Stärke ist. Meine Familie mag meine Bücher, obwohl ich denke, dass sich meine Mutter, als sie noch gelebt hat, gefragt hat, wie ich auf solche Ideen kam. Sie war viel kleinstädtischer und anständiger in ihrem Denken und meine empörenden Geschichten wären ihr niemals in den Sinn gekommen. Mein Vater ist vor meinen ersten Veröffentlichungen gestorben.

Literatopia: Du sollst während deines Studiums der Fotographie auch an einigen Schriftstellerkursen teilgenommen haben. Was hast du dabei gelernt? Setzt du das Gelernte auch heute noch um oder waren diese Kurse eher "überflüssig"?

Christopher Moore: Ich habe gelernt, die meiste Zeit darauf zu verwenden, an meinen Figuren zu arbeiten und das war mir bisher bei jedem meiner Bücher von großem Nutzen. Ich fange die Sache immer mit Figuren an. Der Rest kommt von selbst.

Literatopia: Brauchst du eine spezielle Atmosphäre zum Schreiben? Schreibst du zum Beispiel lieber in der Nacht oder brauchst du absolute Ruhe? Was inspiriert dich?

Christopher Moore: Ich habe es lieber, wenn es ruhig ist, aber ich kann auch mit Jazz oder anderer Instrumentalmusik schreiben. Ich habe gern ein Zimmer für mich allein und keine anstehenden Termine. Wenn ich zum Beispiel weiß, dass ich später zum Zahnarzt gehen muss, kann ich mich nur schwer konzentrieren. Ich trinke auch gerne Kaffee, während ich schreibe. Früher habe ich während dem Schreiben auch geraucht, aber das hat sich als keine besonders gute Langzeitstrategie erwiesen.

Literatopia: Früher hattest du zahlreiche Jobs, um deinen Führerschein zu finanzieren. Setzt du diese Erfahrungen heute in deinen Büchern um?

Christopher Moore: Fast alle der Jobs, die ich einmal gehabt habe, sind auch schon in meinen Büchern vorgekommen, vom Lebensmittelverkäufer bis zum Versicherungsvertreter. Als ich bei meinem vierten Buch angelangt war, hatte ich meine gesamte Berufserfahrung aufgebraucht, also musste ich beginnen, neue Dinge zu lernen. Das erste war Hubschrauberfliegen.

Literatopia: Welches deiner Bücher hat beim Schreiben den meisten Spaß gemacht? Welches war am schwierigsten zu schreiben? Hast du Schwierigkeiten mit einigen Aspekten des Schreibens allgemein oder ist das etwas, das dir leicht von der Hand geht?

Christopher Moore: Mein Buch "Lange Zähne" war am lustigsten zu schreiben, weil es eine Vampirgeschichte ist und deshalb galt es da keine schwierigen Themen herüberzubringen. Ich hatte einfach zwei witzige Charaktere und eine Stadt, die ich mag (San Francisco) und habe sie darauf losgelassen. "Die Bibel nach Biff" war am schwierigsten, weil das ein Thema ist, wo so vielen Leuten so schnell die Gefühle hochgehen und ich musste es richtig treffen aber für die Komik trotzdem Risiken eingehen. Das Schreiben ist für mich vielleicht einfacher, als für manche Leute, so wie andere Leute eben von Haus aus bessere Schifahrer sind, aber einfach ist es nie. Manchmal ist es schwieriger, oder aufwändiger, aber es verlangt immer meine gesamte Konzentration.

Literatopia: Gibt es Figuren, die du an tatsächliche Personen angelehnt hast; baust du manchmal Charakterzüge von Familienmitgliedern oder Freunden ein? Welcher deiner Protagonisten ist dir am ähnlichsten?

Christopher Moore: Ich baue oft Charakterzüge von Leuten ein, die ich kenne, aber die sind, gleich Frankenstein, wild zu einem Ganzen zusammengefügt, sodass die Eigenschaften von vielen verschiedenen Leuten dann zu einem einzelnen Charakter werden. Die Figur, die mir selbst am ähnlichsten ist, ist Tommy aus den Vampirbüchern, aber so, wie ich war, als ich in seinem Alter, neunzehn, war, nicht, wie ich jetzt bin.

Literatopia: Was ist für dich das Lohnendste daran, ein Autor zu sein? Wie war es, das erste Mal mit einem deiner Bücher erfolgreich zu sein? Kannst du vom Schreiben allein leben?

Christopher Moore: Das Lohnendste ist, zu wissen, dass deine Bücher die Leute unterhalten und sie zum Lachen bringt. Ich war überwältigt, als ich mein erstes Buch verkaufte. Es war ein Traum, der in Erfüllung ging. Ich lebe ausschließlich vom Schreiben, seit ich 1990 dieses erste Buch verkauft habe.

Literatopia: Kannst du uns schon etwas über deine nächsten Projekte verraten?

Christopher Moore: Ich schreibe eine dritte Vampirgeschichte, die in den USA unter "Bite Me" erscheint, und dann werde ich über französische Maler des 19. Jahrhunderts schreiben. Ich mag Kunst. Ich will darüber schreiben.

Literatopia: Liest du selbst gerne? Wenn ja, was liest du so?

Christopher Moore: Ich mag natürlich witzige Bücher, aber ich lese auch eine ziemliche Menge an Krimis. Ich mag das Tempo bei Krimis.

Literatopia: Und zu guter Letzt eine Leserfrage: Warum neigen Autoren, die sich im Humorgenre austoben dazu, den Tod als Thema zu wählen? Terry Pratchett mag es und sicher auch andere. Ist es eine persönliche Verarbeitung des Themas oder wollte er zeigen, dass der Tod auch witzig sein kann?

Christopher Moore: Ich denke, es ist beides. Es ist etwas, das uns allen bevorsteht, vielleicht sogar mehr als einmal. Und natürlich beeinflusst es einen. Wenn man auf die Welt mit Humor reagiert, so wie Terry und ich, dann wird man auch den Tod so darstellen.

Literatopia: Danke Chris!

Christopher Moore: Gerne.


Dieses Interview wurde von Lucia Schwarz für Literatopia übersetzt. Alle Rechte vorbehalten.