Plötzlich blond 2 (Meg Cabot)

Verlag cbj, Januar 2011
Originaltitel: Being Nikki, übersetzt von Bettina Spangler
HC, 345 Seiten, € 14,99
ISBN 978- 3570135358

Genre: Sonstige, Jugendmädchenbuch


Klappentext:

Kaum hat Em Watts alias Nikki Howard sich an ihr neues Leben als Superbeauty gewöhnt, da schlägt das Schicksal bereits wieder zu: In einer großen Fernsehgala soll sie als halbnackter Engel in Dessous auftreten! Dann kreuzt noch ein Typ auf, der sich als ihr Bruder ausgibt und sie auffordert, mit ihm nach der spurlos verschwundenen Mutter zu suchen. Und das Allerschlimmste: All ihre Versuche, endlich das Herz ihrer großen Liebe Christopher zu gewinnen, scheinen zum Scheitern verurteilt. Doch das ändert sich, als Christopher Ems großes Geheimnis herausfindet…


Rezension:

Christopher, Christopher und nochmal Christopher – darum dreht sich diesmal die ganze Geschichte. Christopher ist zu jeder Zeit in Ems Gedanken, völlig egal, was sie macht, alles erinnert sie an ihn und ihre verloren geglaubte Liebe. Nur ihm zuliebe geht sie wieder auf ihre alte Schule und will ihren Abschluss machen – denn eigentlich verdient sie als Supermodel ja genug Geld, um sich ein teures Leben finanzieren zu können. Zusammen mit ihrer Freundin Lulu wohnt sie in einem schicken Loft – ganz alleine, ohne elterliche Aufsicht. Bis Nikkis Bruder Steven auftaucht und sie bittet, nach ihrer verschwundenen Mutter zu suchen. Schnell findet er heraus, dass mit seiner Schwester etwas ganz und gar nicht stimmt. Nikki will ihm helfen und mit Hilfe von Christophers Cousin finden sie auch etwas heraus.

Was hat Meg Cabot nur mit ihrer Heldin Em Watts gemacht? Der intelligente Teenager, dessen Gehirn nach einem Unfall in den Körper des Supermodels Nikki Howard implantiert wurde, verkümmert in diesem Band zu einem dümmlichen, rumstammelnden, unglücklich verliebten Teenager. Ihre ganze Gedankenwelt kreist nur um ihre große Liebe Christopher, der noch nicht entdeckt hat, dass sie in Nikkis Körper steckt. Obwohl sie mit ihm in eine Klasse geht, hat sie es noch nicht geschafft, ihm subtile Hinweise auf ihre wahre Identität zu geben. Darüber gerät ihr übriges Leben völlig ins Hintertreffen, selbst als Nikkis Bruder auf der Suche nach ihrer Mutter auftaucht. Auf jeder Seite, fast in jedem Satz wird immer wieder auf Christopher hingewiesen, es ist so penetrant, dass es nach einiger Zeit ganz einfach nur noch nervt. Die Handlung kommt nicht voran, da Nikki ja ständig an Chris denken muss, und wenn doch noch etwas passiert, dann ist mit Sicherheit auch Christopher mit involviert. Auch ihre beiden vorherigen Bewunderer, Brandon, der Sohn ihres Sponsors Stark und Gabriel, ein begabter junger Sänger und Teenieschwarm, spielen eine Rolle, so dass Em/Nikki ständig von irgendwelchen jungen Männern umlagert wird. Sie versteht es aber auch nicht, eindeutige Hinweise zu geben und lässt sich sehr schnell immer wieder von allen einwickeln. Eigentlich will sie ja nur Christopher, aber wenn Brandon oder Gabriel sie an bestimmten Stellen berühren, wird ihr Körper schwach – zumindest redet sie sich so heraus.

Ems Figur verkrüppelt hier geradezu, Meg Cabot verschenkt eine Menge Potential. Ständig wird darauf hingewiesen, wie intelligent Em doch ist, trotzdem ist sie nicht in der Lage, etwas gegen die allgegenwärtige Überwachung zu unternehmen. Obwohl ihr Wanzendetektor ständig hoch anschlägt, bespricht sie sensible Dinge mit Lulu und Steven, ohne an die Folgen zu denken. Auch wenn man in einen anbetungswürdigen Körper verpflanzt wird, so ändert sich doch mit einem anderen Geist Ausdruck, Mimik und Geschick. Nikki bzw. Em modelt allerdings weiterhin wie bisher, ohne Einschränkungen oder Missgeschicke. Auch Nikkis übliches Leben meistert sie mit links, irgendwie völlig unglaubwürdig. Trotzdem will sie ständig aufgeben und sitzt heulend herum, nur weil Christopher von ihr keine Notiz nimmt. Ihre Handlungen sind naiv und unglaubwürdig, alleine schon, wenn sie sich riesig darüber aufregt, in Dessous über den Laufsteg zu laufen, wo sie doch als Model ständig im Bikini photographiert wird. Dieses Verhalten wirkt trotzig und kindisch und passt überhaupt nicht zu der Figur, die Em verkörpern soll. Ihre Intelligenz und Schlagfertigkeit bleiben ständig auf der Strecke, sie fungiert lediglich als Stichwortgeber ihrer Freunde, die wesentlich mehr Anteil am Vorantreiben der Geschichte haben. Allerdings verkümmern auch die Nebenfiguren, ihre Schwester Frida handelt ständig unrealistisch und benimmt sich wie ein verzogenes Gör. Ein Übriges trägt auch noch der Stil bzw. die Übersetzung zur Verdummung bei – es wirkt nicht gerade sehr intelligent, wenn fast jeder Satz mit „Äh“ anfängt und aus nicht mehr als zwei Wörtern besteht. Außerdem stammelt sie viel zu häufig und vergisst zu denken. Der Schluß ist peinlich, sollte wahrscheinlich ein Cliffhanger sein, passt aber nicht zu Ems Charakter – zumindest nicht zu ihrem Charakter aus dem ersten Band. In diesem Band wirkt sie ja sowieso nur wie ein Schaf, das willenlos der Herde folgt und ergeben zum Schlachter geht.


Fazit:

Welch tiefer Fall für die einst so erfrischend witzige Em Watts. Die Autorin verschandelt ihre Hauptperson dermassen, dass man sie nicht wieder erkennt. Realität sieht anders aus, von einem intelligenten Menschen erwartet man wesentlich mehr als ein Äh und zwei Wort Sätze. Die Handlung driftet in eine haarsträubende Richtung ab, der freie Fall ins Bodenlose ist kaum noch aufzuhalten. Trotz des Cliffhangers verspürt man wenig Lust, sich noch ein weiteres Buch mit einer stammelnden, depressiven und schafergebenen Protagonistin zu Gemüte zu führen. Selbst die Nebenpersonen reißen das Ruder nicht mehr herum, wenn auch Christophers Wandlung äußerst positiv zu vermerken ist. Dass Meg Cabot hervorragende Bücher schreiben kann, hat sie bereits bewiesen - aber das hier war eindeutig nichts Vernünftiges.


Pro und Contra:

+ realistische Lösung des Körpertausches
+ gute Einblicke auf die jeweils andere Seite der Medaille
+ interessantes Thema

- ziemlich in die Länge gezogen
- Em / Nikki verändert sich drastisch zum Schlechteren, ihre Intelligenz versteckt sich gekonnt
- Nebencharaktere bleiben blass und handeln unrealistisch
- Handlung ist haarsträubend, unlogisch und wirkt nicht ausgereift
- ständige Erwähnung Christophers wirkt nach einiger Zeit nur noch nervend


Wertung:

Handlung: 2/5
Charaktere: 3/5
Lesespaß: 2/5
Preis/Leistung: 3/5


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