10 Jahre Literatopia!

Liebe LeserInnen,

eigentlich hatten wir unseren zehnten Geburtstag bereits im Februar, aber wie das leider oftmals so ist, blieb neben dem Brotjob in den letzten Wochen kaum Zeit dafür, Beiträge zu verfassen. Und da ich es nicht bei einem schlichten „juhu, 10 Jahre Literatopia!!!“ belassen, sondern ein bisschen aus dem Nähkästchen plaudern wollte, habe ich diesen Beitrag vor mir hergeschoben.

In den vergangenen zehn Jahren ist unheimlich viel passiert, vieles hat sich verändert, vieles aber auch nicht. So sind beispielsweise immer noch einige Redakteure und Forenmoderatoren aus der Anfangszeit dabei. Und von diesen Anfängen will ich in diesem ersten Beitrag ein bisschen erzählen – geplant sind noch weitere Beiträge, teilweise auch von unseren Redakteuren, die ihre Lieblingsbücher noch einmal vorstellen wollen.

Literatopia wurde 2008 eher aus der Not heraus geboren, da das Portal, bei dem ich und andere von uns davor aktiv waren, zunehmend verwaiste und zudem der Inhaber der Seite verschollen war. Es kam, wie es kommen musste, und das damalige Forum verwitterte technisch zunehmend und war irgendwann gar nicht mehr erreichbar. Wir beschlossen, etwas Neues, Eigenes zu machen und entschieden uns auf meinen Vorschlag hin für den Namen Literatopia …

Anfangs war ich nur Forenadministrator, denn mein Schwerpunkt war das Schreiben und das Kommentieren von Werken anderer Schreiberlinge. Zwei unserer damaligen Kollegen dagegen wollten neben dem Forum ein Rezensionsportal mit Interviews etc. aufbauen. Dafür steuerte ich anfangs vor allem Autoreninterviews bei. Ansonsten stand für mich das Forum an erster Stelle, das damals sehr von der Zusammenkunft alter Bekannter aus dem Vorgängerforum und von „Flüchtlingen“ eines anderen geschlossenen Forums lebte. Da ich davor in beiden Foren aktiv war, kannte ich viele der damaligen User schon längere Zeit und so waren wir von Anfang an eine familiäre Gemeinschaft, die aber auch Neulinge gerne integrierte. Das Forum erlebte in den ersten Jahren seine aktivste Zeit, da es einige User gab, die täglich viel Zeit in Literatopia verbrachten und viele von uns selbst Gedichte und Geschichten schrieben.

Im ersten Jahr war jedoch auch abzusehen, dass die Interessen auseinandergehen und die Gründungsmitglieder sich unter Literatopia nicht unbedingt dasselbe vorgestellt haben. Unsere damaligen Kollegen entschieden sich bald, Literatopia wieder zu verlassen und so standen wir da mit einem lebendigen Forum und einer toten Hauptseite, auf der keine News und Rezensionen mehr erschienen und fast alle bisherigen gelöscht waren. Damals wurde mir die Seite übergeben und ich habe tatsächlich überlegt, ob wir die Hauptseite aufgeben und einfach nur ein Forum bleiben sollen. Andererseits hatten wir eine fertige Website, mit der man viel anstellen konnte – und da ein paar Leute aus dem Forum ebenfalls Lust aufs Rezensieren hatten, haben wir Literatopia neugestaltet und ein Redaktionsteam zusammengestellt. Mein Schwerpunkt hat sich dadurch nach und nach auf die Redaktionsarbeit verlagert. Dadurch habe ich das Lesen neu für mich entdeckt und mehrere Bücher pro Monat verschlungen. Literatopia wuchs und gedieh prächtig und 2011 gründeten wir gemeinsam mit fictionfantasy.de das Onlinemagazin PHANTAST, das mir schnell sehr ans Herz wuchs. Themenausgaben sind etwas, das ich sehr gerne mache, weil man dort auch ältere Schätze ausgraben kann und die Interviews mit einem solchen Themenschwerpunkt auch anders und interessanter sind.

Nun sind tatsächlich zehn Jahre vergangen, manche haben uns verlassen, andere sind neu hinzugekommen. Das Leben hat viele von uns eingeholt und Arbeit und Familie fressen viel Zeit, sodass wir momentan nicht so aktiv sind, wie wir es gerne wären. Andererseits ist dies nach wie vor ein Freizeitprojekt, mit dem wir nichts verdienen, aber trotzdem viel gewinnen. Ich beispielsweise habe durch die Arbeit an Literatopia viele interessante Leute kennengelernt, die meine Leidenschaft fürs Lesen und Schreiben teilen. Und viele Bücher hätte ich wohl nie gelesen, wenn sie mir ein Verlagsmitarbeiter oder ein Autor nicht empfohlen hätte. Insofern blicke ich mit Stolz auf die vergangenen zehn Jahre zurück, denke aber gleichzeitig an das, was wir mit Literatopia noch vorhaben.

Die Reise geht weiter – und ich will diesen Beitrag mit dem Hinweis abschließen, dass wir uns über neue Mitreisende sehr freuen würden ;)

Herzliche Grüße

- Judith

fbm17 – Spontane Treffen, Phantastik und Frustration (Tag 3)

Hallo zusammen,

wie angekündigt hier der zweite Messebericht von mir zum dritten (für mich zweiten) und seit langem schönsten Messetag, was vor allem an den tollen Gesprächen mit Autoren und Kollegen lag. Zudem hatten die Verlage am Freitag mehr spannende Titel für mich zu bieten, sodass ich doch noch was habe, worauf ich mich im nächsten Jahr freuen kann. Aber fangen wir mal von vorne an.

fbm201714Auf dem Weg zur Messe hatte ich bei Twitter gelesen, dass Theresa Hannig wieder auf der Messe unterwegs ist und hab sie gefragt, ob sie zufällig morgens am Lübbe-Stand ist. Wir verabredeten uns spontan und hatten ein sehr nettes und intensives Gespräch, das ich gerne noch weitergeführt hätte, wenn nicht der nächste Termin auf mich gewartet hätte. Seltsamerweise redete ich dabei relativ viel, dabei wollte ich eigentlich mehr von der Autorin wissen. Theresa Hannig kümmert sich aktuell noch viel ums Marketing für „Die Optimierer“ (eine spannende Dystopie, die sich vom Einheitsbrei abhebt), schreibt aber schon am zweiten Band, auf den sie sich bald ganz konzentrieren will. Unter anderem haben wir darüber gesprochen, dass Autoren heutzutage viel selbst dafür tun müssen, um überhaupt wahrgenommen zu werden – ein Thema, dass sich unterschwellig durch den ganzen Messetag zog.

Mittags hatten wir unseren Termin bei Carlsen, wo wir uns hauptsächlich dem Jugendprogramm widmeten. Ich bin zwar ein großer Manga- und Comicfan, aber unsere Pressedame kennt sich da leider nicht so gut aus – außerdem weiß ich in dem Bereich sowieso schnell, was mir gefällt, und so sind die persönlichen Empfehlungen auf der Messe da nicht so wichtig. Im kommenden Jahr dürfte vor allem der neue Roman von Victoria Aveyard (Titel: „Vertrauen und Verrat“) interessant werden. Sehr cool sieht das Cover von „Moon Dust“ aus und der Inhalt klang auch nicht übel, den Titel solltet ihr euch unbedingt merken.

Unser zweiter Verlagstermin war bei Droemer Knaur und dort gibt es seit letztem Jahr auch endlich wieder mehr Phantastik. Ich war schon halb am Aufspringen, als ich den Namen William Gibson auf einem Cover las, aber leider handelt es sich „nur“ um die Taschenbuchausgabe von „Peripherie“. Markus Heitz liefert nächstes Jahr mit „Die Klinge des Schicksals“ wieder einen Dark Fantasy-Roman und von Liza Grimm erscheint mit „Die Götter von Asgard“ der Roman mit dem schönsten Cover des Programms. Hugo-Award-Gewinnerin N.K. Jemisin ist mit „Zerrissene Erde“ vertreten und ich persönlich freue mich auf „Dark Run“ von Mike Brooks. Insgesamt kann sich das ganze Phantastik-Programm sehen lesen, auch wenn mir die Programme von Piper und TOR etwas mehr liegen.

fbm201717Nachmittags hatten wir noch einen Termin bei Coppenrath, einem Verlag, der superschöne Kinderbücher macht, und daneben ein paar ausgewählte Jugendbuchtitel bietet. Dabei haben wir Teri Terry am Stand getroffen und uns ein Exemplar von „Infiziert“ für unser Weihnachtsgewinnspiel signieren lassen (siehe Foto links). Im kommenden Programm war für mich leider nichts dabei, erwähnenswert für unsere Jugendthrillerfans ist vielleicht „Fanatisch“ von Patricia Schröder.

Zwischen den Verlagsterminen traf ich mich mit James A. Sullivan (siehe Foto unten) und seiner bezaubernden Frau, zunächst am Piper-Stand, wo wir erst einmal Messeerfahrungen austauschten. Dort schaute auch Markus Heitz (siehe Foto unten) vorbei und während wir uns darüber unterhielten, dass auf der Messe viel geklaut wird, hat hinter unserem Rücken jemand ein Hohlbein-Buch aus dem Regal gemoppst. Auch ein Exemplar von „Die Granden von Pandaros“ von James fehlte bereits, was Verlage und Autoren aber meist als positives Zeichen werten. Nachmittags verabredeten wir uns nochmal spontan zum Essen und ich weihte James und seine Frau in die Geheimnisse des legendären Pizzastands ein. Dabei schaute Eva Bergschneider von phantastisch-lesen bei uns vorbei und obwohl das Treffen leider sehr kurz war, hatten wir ein interessantes Gespräch. Unter anderem ging es um Evas Rede beim Blogger Future Palace (über Phantastik im Feuilleton), die ärgerlicherweise mittendrin abgewürgt wurde.

Am Abend traf sich Jessica noch mit einem befreundeten Autor und ich kam mit, weil ich sowieso nichts mehr vorhatte. War ein netter Plausch, in dem aber auch deutlich wurde, dass die Verlagswelt keinesfalls so glänzend ist, wie sie sich auf der Frankfurter Buchmesse präsentiert. Viele Autoren sind frustriert, weil gerade die großen Verlage nur noch in die sowieso schon großen Autoren investieren und für die anderen kaum etwas machen. Kein Wunder, dass immer mehr Verlagsautoren über Selfpublishing nachdenken. So schön die Messe insgesamt war, so deutlich vernahm ich eine gewisse unterschwellige Frustration, die man in der Bücherwelt schon lange spürt, weil sie einfach riesengroß geworden ist. Jeder kämpft auf diesem riesigen Markt um Aufmerksamkeit und wenn man heutzutage als Autor eher schüchtern und zurückhaltend ist, hat man es schwer. Man muss viel selbst investieren und lernen, sich und seine Werk gut zu präsentieren. Und man muss bereit sein, finanzielle Durststrecken zu ertragen, denn die meisten Autoren können nicht davon leben und wenn sie genug Zeit zum Schreiben haben wollen, geht es ohne Unterstützung des Partners zum Beispiel nicht.

In diesem Sinne kann ich jeden, der in welcher Form auch immer im Netz über Bücher schreibt, über die Tellerränder hinauszuschauen und Newcomer und Kleinverlagsautoren mehr zu unterstützen. Schaut nicht immer nur auf die Bestseller und gebt euch selbst die Chance, die nicht so bekannten, tollen Titel zu entdecken!

Bis zum nächsten Jahr

- Judith

fbm201711

fbm17 - Jugendbücher, Makrönchen und neue Bekannte (Tag 2)

Hallo zusammen,

fbm20171wie jedes Jahr hatte ich mir vorgenommen, gleich abends noch meine Messeberichte zu verfassen, und wie ihr euch denken könnt, bin ich relativ schnell eingeschlafen, sodass es nur für ein paar Fotos auf Facebook gereicht hat. Wer uns auf Twitter folgt, konnte ein paar davon bereits tagsüber anschauen. Eigentlich wollte ich auch viel mehr twittern, aber zwischen Terminen und Reizüberflutung reichte es nur für kleine Impressionen. Von den Veranstaltungen auf dem Messegelände habe ich außerdem wenig mitbekommen – für mich war es wieder eine sehr familiäre Messe, auf der man alte und neue Bekannte (die sich sofort wie alte anfühlen) trifft. Und natürlich durften wir bei diversen Verlagen auf die kommenden Programme schauen, von denen wir euch unsere Highlights verraten wollen.

Mein erster Messetag, der für Jessica bereits als Tag 2 zählte, begann mit einem kurzen Abstecher zu den Papierverzierern, wo man sich während der Messe immer schön von dem Trubel ausruhen kann – wobei auch bei den Papierverzierern sehr viel los war. Es folgte ein netter Plausch mit einer Mitarbeiterin von PureOnline, die unter anderem Buchverfilmungen oder auch Spitzentitel von Verlagen, wie „Das Erwachen“ von Andreas Brandhorst, betreuen. Natürlich wurde mir „Das Erwachen“ nochmals sehr ans Herz gelegt und was die Dame erzählte, klang auch sehr spannend, aber da ich von Brandhorst bisher nichts gelesen habe, muss ich mir das erst einmal in Ruhe anschauen und die ersten hundert Seiten anlesen. Danach trafen wir uns zum Mittagessen mit Ann-Kathrin Karschnick, von der jüngst „Der Fluchsammler“ erschienen ist. Drei Mal dürft ihr raten, was ich gegessen habe … Ann-Kathrin hat uns unter anderem ein bisschen von ihrem Herzensprojekt erzählt, das sie selbst veröffentlichen will, und wir können zumindest so viel sagen, dass man sich bei dieser wunderbaren Autorin noch auf ganz viel freuen kann ;)

fbm20172Nachmittags hatten Jessica und ich noch einige Verlagstermine, den ersten bei Loewe mit neuer Pressemitarbeiterin, die uns die kommenden Jugendbücher vorgestellt hat. So wirklich viel hat mich nicht angesprochen, da es das Script5-Programm für junge Erwachsene nicht mehr gibt, aber „God’s Kitchen“ von Margit Ruile könnte ein spannender Titel im nächsten Frühjahr werden. Erwähnenswert ist zudem „17 Erkenntnisse über Leander Blume“, der mit einer interessanter Erzählstruktur aufwarten soll. Zudem geht es unter anderem um Graffiti, was ich ganz cool finde. Als nächstes ging es zu Klett-Cotta. Mit dem Verlag arbeiten wir quasi von Anfang an zusammen, haben aber irgendwie noch nie jemanden persönlich kennengelernt. Die sehr nette Pressedame stellte uns vor allem die kommenden Phantastik-Titel vor, erwähnenswert ist hier vor allem eine schicke Neuausgabe von „In Kalabrien“ von Peter S. Beagle, einem hier eher unbekannten Werk des Autors von „Das letzte Einhorn“.

Beim emons: Verlag war ich eigentlich nur dabei, weil die Pressedame extrem nett ist, und es immer amüsant ist, wenn Jessica nach mehr Blut und Triebtätern verlangt. Leider bietet das Frühjahrsprogramm kaum Thriller, die hart genug für Jessica sind, aber der eine oder andere interessante Titel war dabei. Zudem konnten wir uns „Makrönchen, Mord und Mandelduft“ fürs Weihnachtsgewinnspiel sichern und von Elke Pistor signieren lassen – und ergatterten von der Autorin selbst gebackene Makrönchen). Bei Arena ging es wieder um Jugendbücher, wobei mich auch hier eher wenig angesprochen hat, was am eher geringen Phantastik-Anteil lag. Für Jessica war da deutlich mehr dabei. Interessant könnte „Der Schein“ von Ella Blix werden, erinnerte spontan etwas an Fluch der Karibik und klingt sehr mysteriös. Zudem kommt ein neues Buch von Antje Babendererde: „Wie die Sonne in der Nacht“. Mit Indianern und schönen Landschaftsbeschreibungen, klingt grundsätzlich interessant, aber ich fürchte, mir sind ihre Bücher zu jung.

fbm201712Abends besuchte ich nochmals die Papierverierer, die inzwischen echt viele tolle Titel im Programm haben. Außerdem sehen die meisten Bücher einfach klasse aus und machen dem Verlagsnamen alle Ehre. Bald erscheint bei den Papierverzierern „Winterfeuer“, der letzte Romane der verstorbenen Autorin Aileen P. Roberts, den Ehemann Stephan Lössl zu Ende geschrieben hat. Die beiden hatten bereits früher zusammengearbeitet Stephan hat bereits mehrere eigene Werke veröffentlicht.

Ursprünglich wollte ich beide Tage in einen Bericht packen, aber jetzt habe ich so viel geschrieben, dass ich einen Cut mache und für Freitag einen neuen Bericht verfasse. Denn da gibts auch viel zu erzählen und vor allem war da ein paar phantastische Titel dabei, die untergebracht werden müssen :)

- Judith

fbm17 - Die Welt wartet schon. (Tag 0 und 1)

Puh, nach anderthalb Messetagen sitze ich jetzt vollgefressen in meiner Unterkunft und versuche gemeinsam mit meinen Mitbewohnern, die nötige Motivation zu finden, endlich meinen ersten Messebericht zu schreiben. Also ich den Bericht für die letzten zwei Tage, meine beiden Mitbewohner ein paar Angebote für interessierte Kunden. Ist etwas schwierig, da der Fernseher in einer unfassbaren Lautstärke läuft, aber wozu habe ich denn Kopfhörer und Spotify? ;) Also ganz schnell Thirty Seconds To Mars in die Ohren und schon geht das wilde Getippe los.

Eigentlich hatte ich vor, heute die Zusammenfassung der bisherigen Messe zu schreiben, aber angesichts der fortgeschrittenen Tageszeit und dem heute wirklich vollen Programm habe ich mich jetzt doch noch mal umentschieden und werde an meiner Tradition festhalten, den ersten Bericht auf den Anreise- sowie den ersten Messetag zu beschränken. So habe ich dann auch in den kommenden Tagen immer wieder einen Grund, mich an die Tastatur zu setzen. So müsst ihr euch zwar noch etwas länger gedulden, habt aber andererseits auch etwas, worauf ihr euch freuen könnt. Mein Anreisetag gestaltete sich recht entspannt. Da Chase schon seit Sonntag in Kiel ist und ich bereits seit Montag Urlaub habe (und diesen nahezu komplett im Bett verbrachte), hatte ich ausreichend Zeit, meinen Koffer zu packen. Was ich letztendlich dann doch erst etwa eine Stunde vor Abfahrt getan habe. Zum Glück bin ich inzwischen geübt genug, um trotzdem immer alles dabei zu haben, was ich benötige - reiner Automatismus, glaube ich. Entgegen der obligatorischen halben Stunde, die ich üblicherweise früher am Bahnhof bin, habe ich mir dieses Mal wirklich viel Zeit gelassen, sodass der Zug - trotz Verspätung - schon einfuhr, als ich am Gleis ankam. Wegen der geänderten Wagenreihung musste ich dann leider von einem zum anderen Ende laufen - so what, ein bisschen Konditionstraining direkt vor der Messe kann ja nicht schaden.

Auf der Fahrt selbst hatte ich dann nicht nur sehr nette Gesellschaft, die sich von meinen heftigen Hustenattacken nicht stören ließ (sondern mir sogar noch Hustenbonbons angeboten hat), ich war auch nach langer Zeit endlich mal wieder richtig produktiv. Ganze zwei Artikel UND zwei Rezensionen sind in den knapp viereinhalb Stunden Fahrt entstanden. Da war ich ganz schön stolz auf mich und irgendwie auch ziemlich erleichtert, denn ich habe das Schreiben wohl doch nicht verlernt.

In Frankfurt angekommen machte ich mich dann auf den Weg zu meiner Unterkunft, die dieses Jahr nicht in meinem üblichen A&O-Hostel ist. Da dort leider nur noch Platz bis Freitag für mich war, habe ich mich bei AirBnB nach einer Alternative umgeschaut und war erfolgreich. Zwar stand ich erst mal vor der falschen Tür, fand mich dann aber schnell zurecht und war sehr positiv überrascht. Ich wurde wirklich nett empfangen und das Zimmer ist perfekt - ruhig, ausreichend eingerichtet, abschließbar. Große Wohnküche, gefüllter Kühlschrank, geräumige Terrasse, störungsfreies WLAN und nette Mitbewohner. Auf die komme ich aber später noch mal zu sprechen. Und tatsächlich insgesamt vielleicht fünfzehn Minuten von der Messe entfernt - also nicht ganz so nah wie das Hostel, aber auch keine Weltreise, und gemessen am Preis-Leistungs-Verhältnis könnte ich hier eine wirklich gute Unterkunft für die zukünftigen Messebesuche gefunden haben. Ich kann nur jedem empfehlen, sich nicht unbedingt auf Hotels zu beschränken. Dienstagabend ging dann nicht mehr allzu viel. Ich habe meinen Koffer ausgepackt und mich einigermaßen eingerichtet, noch eine Kleinigkeit gegessen und literweise Tee getrunken, während Criminal Minds lief, bevor es dann in die Waagerechte ging. Obwohl der erste Messetag für mich erst spät los ging und relativ kurz war, war ich doch ziemlich geschafft und grippetechnisch immer noch zu angeschlagen. Dementsprechend unruhig war auch meine Nacht, wobei das in einer neuen Umgebung nichts Neues ist. Ich war daher ziemlich früh wach, habe mich fertig gemacht - und bin dann bei einer weiteren Folge CM noch mal eingeschlafen.

Und jetzt habe ich auch genug geschwafelt, schließlich seid ihr ja nicht hier, um nur mein privates Geplauder zu lesen. Das Programm meines ersten Messetages war recht übersichtlich, ich hatte nur einen einzigen Termin und war deshalb auch erst am frühen Nachmittag auf der Messe. Nutzte die viele Zeit, um einmal ganz gemütlich durch die Hallen 3.0 und 3.1 zu schlendern, mich mit allem vertraut zu machen und mental schon eine kleine Landkarte für die kommenden Tage zu schreiben.

Um 15:30 Uhr traf ich mich dann mit meinem Kontakt vom Ravensburger Buchverlag, wo ich auch am Samstag noch mal zu einem Bloggertreffen eingeladen bin. Mit Heike sprach ich erst über das aktuelle Programm, von dem einige Titel noch ungelesen in meinem Rezi-RuB stehen, und dann stellte sie mir die kommenden Bücher vor. Es wird einige freuen, dass der überwiegende Teil aus bereits gestarteten Reihen-Fortsetzungen bestehen wird.

Unter anderem erwartet uns der zweite Band der Schattendiebin und von Soul Mates ("Ruf der Dunkelheit"). Außerdem bringt Julie Cross ("Sturz in die Zeit") ein neues Buch heraus, das den Namen "Kisses & Lies" tragen wird und in die Richtung des Romance-Thrillers geht. Mit "Heartbreakletters - 16 Gründe dich zu hassen" von Lauren Strasnick bekommen auch Fans von dramatischen Liebesgeschichten Lesenachschub. Schwerpunkttitel im Frühjahrsprogramm wird allerdings ein Fantasy-Roman sein, der wiederum Auftakt einer neuen Reihe ist. Hier hat mich sofort das Cover angesprochen - "Fire and Frost - Vom Eis berührt" von Elly Blake erinnert erst mal an Ihrwisstschonwas, soll aber was ganz anderes sein. Und wie gesagt, das Cover ist einfach großartig. Ich bin sehr gespannt, ob der Inhalt da mithalten kann.

Beim anschließenden Weiterschlendern kam ich dann noch am Stand vom Pummeleinhorn vorbei, und obwohl ich wirklich kein Einhornfan bin, konnte ich an diesem Notizbuch und diesem Lesezeichen einfach nicht vorbeigehen. Lesezeichen benutze ich zwar normalerweise nicht, aber das war einfach zu süß, um es liegen zu lassen, und Notizbücher kann man sowieso nie genug haben.

Auf dem Weg zurück in mein behagliches Messe-Zuhause bin ich dann noch kurz in die Skyline-Plaza abgebogen - und dort dezent bei Lush und beim Sushi eskaliert. Aber was soll man machen, wenn man sein neues Lieblingsduschgel zu Hause vergessen hat und außerdem der Hunger nachhaltig nach Nahrung verlangt?! Da kann ich ja wirklich schlecht nicht auf meinen Körper hören ... 

Den restlichen Abend verbrachte ich dann mit meinen beiden Mitbewohnern bei ein, zwei gemütlichen Kaltgetränken in der Frankfurter Innenstadt. Die beiden haben übrigens selbst einen Stand auf der Messe und stellen dort ihren neuen 3D-Drucker vor, auf Einladung des Kuratoriums. Ich fand das Gespräch über diese Technologie und die damit verbundenen Möglichkeiten, aber auch über ihre verschiedenen Erfahrungen mit Kundenaufträgen wirklich faszinierend, gleichzeitig ein wenig verrückt und ziemlich amüsant. Wusste aber auch recht schnell, dass ich mir selbst ein Bild davon machen musste.

Wie genau das aussah und was heute sonst noch so los war ... das erzähle ich euch dann morgen. Kommt gut ins Bett und durch die Nacht!


Dies ist ein Gastbeitrag von Schattenwege.net, der privaten Seite unserer Chefredakteurin Jessica.

Comic Con Germany 2017 – Das große Warten

Hallo zusammen,

auch in diesem Jahr war ich mit meinem Mann im Schlepptau auf der Comic Con Germany in Stuttgart unterwegs – allerdings nur am Samstag, dafür aber deutlich früher. Nachdem ich morgens im Zug fast eingeschlafen wäre (wer mich kennt, ich schlafe so gut wie nie in Zügen), kam ich relativ fit auf der Messe an. Vielleicht hat mich auch der Schock über die extrem langen Warteschlangen geweckt (als Presse kann man sich daran wenigstens vorbeidrücken). Natürlich gab es umfassende Taschenkontrollen, was die Comicfreaks und Cosplayer geduldig über sich ergehen ließen. Kaum waren wir drin, erspähte ich die nächste lange Warteschlange – Panini verteilte unter großem Andrang Gratiscomics. Das Bild der Warteschlangen zog sich durch den ganzen Messetag, denn zum Essen musste man natürlich anstehen (wobei es mehr Auswahl als letztes Jahr gab), an den Toiletten (vor allem weil die Cosplayerinnen die Waschbecken blockierten) und am Geldautomaten (wie gut, dass Montagsanfang war). Da sind jetzt die Warteschlangen für Fotos, Autogramme etc. nicht mitgerechnet. Aber Comicfans sind sehr geduldige und höfliche Menschen. Als sich bei mir ein Mädchen versehentlich vorgedrängelt hatte, hat sie sich sofort entschuldigt. Allgemein war die Stimmung sehr positiv: viele gut gelaunte Menschen, viele Cosplayer zum Fotografieren und vor allem viele, viele Gleichgesinnte!

Leichte Verbesserungen im Aufbau und in der Optik

comiccon201761Im vergangenen Jahr erwarteten die Besucher hässliche Sperrholzwände und ein chaotischer Aufbau, der die Comics in den hinteren Bereich der Halle 1 drängte und die Zeichner gar im letzten Eck parkte. Daraus hat man gelernt und für dieses Jahr etwas schickere weiße Wände verwendet und vor allem den Comicbereich samt Zeichnertischen nach vorne verlegt. So bekamen die, um die sich die Messe eigentlich dreht, mehr Aufmerksamkeit. Die Merchandising-Händler bekommen so oder so genug Zulauf, teilweise waren die Gänge mit Plüschtieren und Comicfiguren total verstopft. Die Fans nahmen es gelassen hin und nahmen Rücksicht auf die aufwändigen Gewandungen der Cosplayer, die in den engen Gängen so manches Mal Mühe mit ihren Feenflügeln und Riesenschwertern hatten. Ich persönlich hatte das Gefühl, dass deutlich mehr Leute als letztes Jahr unterwegs waren, aber laut Pressemeldung waren es wieder 50.000 Besucher, also genau so viele wie 2016. Dass die Besucherzahl keine Steigerung erfuhr, könnte daran liegen, dass die Comic Con Germany letztes Jahr bereits unheimlich erfolgreich gestartet ist. Zudem war das Staraufgebaut in diesem Jahr etwas uninteressanter, zumindest für mich war niemand dabei, den ich unbedingt sehen musste. Entsprechend gibt es für mich da auch nichts zu erzählen, da ich mich mehr auf die Stände konzentriert habe.

Deutsche Kleinverlage und Autoren auf der Comic Con

In Halle 3 sollten Games untergebracht sein, der Bereich entpuppte sich jedoch als erstaunlich klein. Mehr Platz nahmen Filme ein, unter anderem die Space Opera „Valerian – Die Stadt der tausend Planeten“, die bald in die deutschen Kinos kommt, und natürlich Star Wars. Hier konnte man sich mit Cosplayern oder riesigen Figuren des Imperiums fotografieren lassen. Mein Gamerherz blutete dabei ein wenig, da es von meinen Videospielhelden so gut wie kein Merchandising gab.

comiccon201751Dafür entdeckte ich zwischen Games und Filmpostern den Acabus-Verlag, der mir prompt seine Bücher anpries. Ich muss gestehen, dass ich den Verlag schon lange kenne, aber nie richtig auf dem Schirm hatte, da wir bereits mit unheimlich vielen anderen Verlagen in Kontakt stehen. Das Programm sah jedoch interessant aus und hat auch einiges Phantastisches zu bieten (Buchtipps: „Hexenherz“ von Monika Loerchner, „Das Herz der Nacht“ von Fabienne Siegmund und „Sektion 3“ von Miriam Pharo). Andere deutsche Verlage tummelten sich in der Comicecke, unter anderem entdeckte ich Uschi Zietsch in coolem Steampunkoutfit (siehe Foto) am Stand ihres Fabylon-Verlages (ich muss unbedingt bald mal „Niemand mehr“ von Nicole Rensmann lesen). Vom 1,5 kg schweren Hardcover-Sammelband ihrer „Chroniken von Waldsee“ gibt es noch einige Exemplare, doch die dürften bald weg sein – wer es sich überlegt, unbedingt bald zuschlagen!

Als ich mich am Stand von Cross Cult umschaute, entdeckte ich in der Signierecke Bernd Perplies, der bereits im vergangenen Jahr (im gleichen T-Shirt – erwischt! ;) ) auf der Comic Con war. Wieder einmal hat der Verlag keine Werbung für ihn gemacht, aber immerhin hatte er dieses Mal Bücher zum Signieren da. Während wir uns unterhielten, konnte er einige Star Trek- und Frontiersmen-Romane an den Mann oder die Frau bringen. Übrigens erscheint bald mit „Die Drachenjäger“ eine indirekte Fortsetzung seine Dilogie „Imperium der Drachen“ – gleiche Welt, andere Zeit.

Neben der eigentlichen Comicecke entdeckte ich ein großes Panorama von „Koshu“ und erinnerte mich daran, dass das doch das neue Projekt von Comiczeichner Felix Mertikat ist – welchen ich auch sofort am Stand entdeckte. „Koshu“ hat sich von einem Comic zu einer Virtual Reality Graphic Novel gewandelt, deren phantastische Welt man auf der Comic Con mit VR-Brille erkunden konnte (wenn man sich rechtzeitig angemeldet hatte). Leider ist VR so gar nichts für mich …

Einhörner, Schwerter und Fidget Spinner

comiccon201771Die Comic Con in Stuttgart ist DER Nerdhimmel schlechthin. Da schlagen Sammlerherzen höher. Egal ob einhornifizierte Plüschtiere, Cosplay Gewandungen, Schwerter, Gamer Shirts, Star Wars Figuren, Künstlerbedarf oder Steampunkbrillen, hier bekommt man fast alles – einzig Mangafans dürften etwas enttäuscht über die wieder einmal geringe Auswahl an Artbooks und Doujinshis gewesen sein. Ich war es zumindest, denn das Manga-Merchandising konzentrierte sich stark auf süße Plüschtiere, japanische Lampen und Poster (und auch da ist mein Geschmack wohl zu speziell, um etwas ergattern zu können, zumindest war nichts dabei, wofür ich Geld ausgeben hätte. Unsere Wände daheim sind allerdings auch ziemlich voll, insofern investiere ich nur noch in außergewöhnliche Schmuckstücke). Gamer hatten zudem dieses Jahr etwas weniger Auswahl an Fanartikeln, das Thema Comic war dafür umso präsenter. Und natürlich gab es Fidget Spinner, die Dinger sind ja überall, in allen Variationen … sogar als Batman-Fledermausflügel.

Wir sind etwas früher als geplant gegangen, was hauptsächlich daran lag, dass die Züge etwas blöd fuhren und ich extrem müde war und nicht auf den späteren Zug warten wollte. Zudem hatten wir alles gesehen und nachdem mein Sammlerherz nichts erbeutet hatte, hatte ich keine Lust mehr auf den Trubel. Ich hätte zwar gerne den Cosplay-Contest verfolgt, doch dieser war so spät angesetzt, dass wir ihn leider verpasst haben. Nächstes Mal vielleicht – denn wir kommen bestimmt wieder!

Liebe Grüße von Eurer

- Judith

 

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Bildmaterial: Copyright by Judith Madera