Habe nun beide Videos geschaut. Dabei fiel mir auf, dass #4 eigentlich auch noch zu dem Themenkomplex gehört, darin werden Fragen zum Thema Plot beantwortet...
Zu den zwei Plot-Vorlesungen:
Das erste Video ist sehr übergreifend gehalten. Sanderson spricht im Prinzip über Anfang - Mitte - Schluss und was diese leisten müssen: ein Versprechen an den Leser (Anfang) - Fortschritt auf den Achsen der Geschichte (Mitte) - "Payoff" (Schluss).
Das zweite Video wird etwas konkreter. Sanderson zeigt, wie er sein Outline (Vorbereitung vor dem Schreiben) gestaltet. Dabei muss er etwas ausholen und über Archetypische Plots sprechen (Meister-Schüler-Plot, Rätsel-Plot, Romance, Heldenreise...). Auch vom Dreiakter spricht er etwas. Auf dieser Grundlage zeigt er dann sein "outline", und ganz ehrlich: Diese letzten 30 Minuten waren es, da hat es bei mir Klick gemacht. Das fand ich sehr hilfreich.
Ich habe bemerkt, dass ich die konkrete Schreiberfahrung von Autoren hilfreich finde. Also so etwas wie:
- Wie sieht Sandersons Outline aus
- Sanderson legt sich ein Wiki für seine Welten an
- Sanderson legt in seinem Outline das Ende fest und erst danach die Schritte, die zu diesem Ende führen
- Sandersons Freundin schreibt jedes Buch zwei Mal: 1x als "discovery writer" aus dem Bauch heraus und danach nochmal von vorne, dieses Mal mit mehr Plan. Faszinierend.
Insgesamt fand ich die Vorlesungen arg anekdotenhaft. Sanderson verliert sich da teils ganz schön in Ausschweifungen über bestimmte Filme / Bücher. Ich hatte den Eindruck, er macht das alles ziemlich spontan. Aber gut, es gab wie oben beschrieben dann doch noch ein paar Punkte, die mich ansprachen.
Was mir sehr geholfen hat war auch die Rolle, die er dem Plot zusprach. Mein "Problem" ist eni wenig, dass ich mich echt verdammt wenig für Handlung interessiere. Ich mag Charaktere und außergewöhnliche Settings und wie sie
sich verlieben interagieren ... und bei der Handlung im engeren Sinne habe ich dermaßen oft einfach einen weißen Fleck auf der Hirnlandkarte ... Sanderson aber meint, der Plot muss nicht außergewöhnlich sein bzw. es gibt bestimmte Plot-Architekturen, an die die Menschen gewöhnt sind und die man auch nicht zwingend verlassen muss. Die zugrundeliegende Plot-Struktur ist nicht besonders flexibel. Wichtig sei, dass man sie gut umsetzt, dass man die Geschichte gut erzählt. "Der Autor macht die Idee gut", nicht "die Idee macht den Autor gut". Irgendwie hat mich das beruhigt
Ich hatte auch schon zuvor die Idee gehabt, mir einen Roman als "Vorlage" für mein Buch herzunehmen und mich im Aufbau daran zu orientieren. Jetzt denke ich, es könnte sich für mich lohnen, die verschiedenen Archetypen genauer anzusehen und mir daraus "Schablonen" herauszupicken. Die muss ich dann "nur" noch befüllen. Mir fiel dann auch wieder ein, dass es ein Buch namens "20 Master Plots" von Ronald B. Tobias gibt. Ich meine, das wurde auch hier irgendwo mal empfohlen (Sniffu...??).
Kurz gesagt, auch wenn ich die Vorlesung objektiv nicht so gut fand, hat sie mich trotzdem weitergebracht. Vor allem alles, was den Perfektionismus zerballert, hilft mir immer sehr viel weiter. Zum Beispiel die Anekdote, dass es eine Autorin gibt, die ihre Bücher einfach zwei Mal schreibt, weil sie es beim ersten Mal halt einfach nicht sofort gut kann. Ich muss da mal ein bisschen probieren, was für mich passt, hab mir einige Anregungen mitgenommen... das wichtigste: ich fühl mich wieder motiviert
