24-06-2008, 23:18
Eure Geschichten sind so gut, dass sie einen eigenen Thread verdient haben. 
Basketball, Stuhl, Dom, Hamster und Speisekarte.
Katzenjammer
"Kater Mikesch, seines Zeichens oberster Revierverwalter der Stadt Halle, hatte seinen Sitz im alten Dom. Jeden Tag strömten die Katzen aus der Umgebung herbei, lauschten seinen klugen Worten und huldigten ihm.
So auch an diesem Tage, denn der ehrwürdige Kater feierte seinen 12. Geburtstag.
Alle kamen sie angereist, die Alten und die Jungen aus nah und fern, ja sogar die Mütter, die gerade geworfen hatten, erschienen mit ihren kleinen maunzenden Fellbündeln im Schlepptau.
Die meisten wollten den alten Kater sehen - und wie prächtig er aussah, hoch erhoben auf seinem Stuhl, den grauen Pelz fein gestriegelt und geleckt. Andere kamen nur wegen der ausgefallenen Speisekarte.
Mikesch hatte zu seinem Ehrentag nämlich etwas ganz besonderes darauf gesetzt: Hamster.
Denn wie es der Zufall wollte, lag direkt neben dem Dom eine Einrichtung der Menschen, in deren Keller Hunderte der schmackhaften Nager hausten. Ein weiterer Zufall wollte es, dass Joschka, der engste Berater und Sohn von Mikesch, bei einem seiner nächtlichen Streifzüge einen Zugang zu den Kellergewölben entdeckt hatte. Ein defektes Wirbeldingsbums.
Joschka, todesmutig wie sein Vater in dem Alter, war hindurchgeklettert und hatte das dahinterbefindliche Gitter bearbeitet, bis es sich aus seiner Verankerung gelöst hatte.
Das war vor drei Nächten gewesen und heute nun sollte das große Festessen stattfinden.
Geschlossen setzte sich die Meute in Bewegung. Vorne weg Mikesch und sein Sohn, dahinter der ganze Rest.
Zu Dutzenden schossen sie durch die Nacht, graue Schatten im Glanz des schläfrigen Halbmondes. Ohne das geringste Geräusch zu verursachen erreichten sie ihr Ziel, und genauso lautlos schlüpften sie in den Keller. Durch das lose Gitter, vorbei an allerlei Unrat und hinein in die langen Gänge.
Die Vorfreude auf zartes Fleisch ließ ihre Schnurrbarthaare vibrieren. Gleich hatten sie es geschafft, nur noch eine Tür lag vor ihnen, aber auch dafür hatten sie bereits einen Plan ..."
"Paula, essen kommen!", erscholl es plötzlich von unten.
Die Gerufene zuckte erschrocken zusammen, warf einen Blick zur Tür, dann wieder zurück auf das Buch in ihren Händen und ihr Publikum.
"Ich erzähle euch später, wie es ausgegangen ist", versprach sie atmelos, während sie sich beeilte das Buch zusammenzuklappen und von ihrem Hocker sprang. Eine Sekunde später landete die Geschichte auf dem Bett und Paula stürmte mit wehenden Haaren aus dem Zimmer.
Ihre Puppen Cynthia, Barbie, Pepper und Leila blieben zurück, höflich aufgereiht auf dem Bett und mit dem Anflug von Missmut in den zarten Gesichtchen.
Harry, der Familienhund, schüttelte verständnislos den Kopf. Was die alle immer an diesen Geschichten fanden ging über seinen Horizont. Wie konnte man sich nur für Katzen interessieren?
Leise schnaubend trottete er aus dem Zimmer. Zum Glück blieb ihm der Rest des Katzenjammers erspart, denn heute abend kam Basketball in dem kleinen Flimmerkasten und sein Herrchen Peter rief ihn dann immer zum Kraulen.
Der Gedanke erhellte sein schlichtes Gemüt, und als er die Treppenstufen hinabhoppste, war im ganzen Haus sein erfreutes "Wuff" zu hören.

Basketball, Stuhl, Dom, Hamster und Speisekarte.
Katzenjammer
"Kater Mikesch, seines Zeichens oberster Revierverwalter der Stadt Halle, hatte seinen Sitz im alten Dom. Jeden Tag strömten die Katzen aus der Umgebung herbei, lauschten seinen klugen Worten und huldigten ihm.
So auch an diesem Tage, denn der ehrwürdige Kater feierte seinen 12. Geburtstag.
Alle kamen sie angereist, die Alten und die Jungen aus nah und fern, ja sogar die Mütter, die gerade geworfen hatten, erschienen mit ihren kleinen maunzenden Fellbündeln im Schlepptau.
Die meisten wollten den alten Kater sehen - und wie prächtig er aussah, hoch erhoben auf seinem Stuhl, den grauen Pelz fein gestriegelt und geleckt. Andere kamen nur wegen der ausgefallenen Speisekarte.
Mikesch hatte zu seinem Ehrentag nämlich etwas ganz besonderes darauf gesetzt: Hamster.
Denn wie es der Zufall wollte, lag direkt neben dem Dom eine Einrichtung der Menschen, in deren Keller Hunderte der schmackhaften Nager hausten. Ein weiterer Zufall wollte es, dass Joschka, der engste Berater und Sohn von Mikesch, bei einem seiner nächtlichen Streifzüge einen Zugang zu den Kellergewölben entdeckt hatte. Ein defektes Wirbeldingsbums.
Joschka, todesmutig wie sein Vater in dem Alter, war hindurchgeklettert und hatte das dahinterbefindliche Gitter bearbeitet, bis es sich aus seiner Verankerung gelöst hatte.
Das war vor drei Nächten gewesen und heute nun sollte das große Festessen stattfinden.
Geschlossen setzte sich die Meute in Bewegung. Vorne weg Mikesch und sein Sohn, dahinter der ganze Rest.
Zu Dutzenden schossen sie durch die Nacht, graue Schatten im Glanz des schläfrigen Halbmondes. Ohne das geringste Geräusch zu verursachen erreichten sie ihr Ziel, und genauso lautlos schlüpften sie in den Keller. Durch das lose Gitter, vorbei an allerlei Unrat und hinein in die langen Gänge.
Die Vorfreude auf zartes Fleisch ließ ihre Schnurrbarthaare vibrieren. Gleich hatten sie es geschafft, nur noch eine Tür lag vor ihnen, aber auch dafür hatten sie bereits einen Plan ..."
"Paula, essen kommen!", erscholl es plötzlich von unten.
Die Gerufene zuckte erschrocken zusammen, warf einen Blick zur Tür, dann wieder zurück auf das Buch in ihren Händen und ihr Publikum.
"Ich erzähle euch später, wie es ausgegangen ist", versprach sie atmelos, während sie sich beeilte das Buch zusammenzuklappen und von ihrem Hocker sprang. Eine Sekunde später landete die Geschichte auf dem Bett und Paula stürmte mit wehenden Haaren aus dem Zimmer.
Ihre Puppen Cynthia, Barbie, Pepper und Leila blieben zurück, höflich aufgereiht auf dem Bett und mit dem Anflug von Missmut in den zarten Gesichtchen.
Harry, der Familienhund, schüttelte verständnislos den Kopf. Was die alle immer an diesen Geschichten fanden ging über seinen Horizont. Wie konnte man sich nur für Katzen interessieren?
Leise schnaubend trottete er aus dem Zimmer. Zum Glück blieb ihm der Rest des Katzenjammers erspart, denn heute abend kam Basketball in dem kleinen Flimmerkasten und sein Herrchen Peter rief ihn dann immer zum Kraulen.
Der Gedanke erhellte sein schlichtes Gemüt, und als er die Treppenstufen hinabhoppste, war im ganzen Haus sein erfreutes "Wuff" zu hören.