20-02-2009, 16:27
Hallo alle zusammen,
Als ich das von dir gelesen habe ist mir aufgefallen, dass wir uns über die Beziehung von Baba und Ali noch nicht so viele Gedanken gemacht haben. (Was wahrscheinlich daran liegt, dass die beiden nunmal nicht im Vordergrund stehen) Aber ich finde deren Beziehung ist noch schwieriger einzuschätzen als Hassans und Amirs. Gut Baba schützt Ali auch nicht vor den Gemeinheiten, aber vielleicht hat er einfach nicht die Möglichkeit dazu. Plötzlicher Gedanke: Baba schenkt Hassan doch die Gesichtsoperation. Vielleicht will er ihn wenigstens so ein bisschen vor Hänselein der anderen beschützen, weil er eben Ali nicht mehr helfen kann. Vielleicht will er damit etwas wieder gut machen?
Der kleine Tyrann und seine Mitläufer sind ja wirklich ein spannendes Thema.
Ich wollte keinesfalls den beiden ihre Schuld abnehmen, sondern eher darauf hinweisen, dass sie von Assef genauso benutzt werden, wie auch Hassan und wie man dann auch noch sieht, Assefs Eltern.
Auf dem Geburtstag haben wir eine andere Seite von Assef kennengelernt, die zeigt, dass er nicht dumm ist. Er weiss wie er sich verhalten muss. Aber man spürt, dass er das nur tut um sich Vorteile zu verschaffen.
Das wäre tatsächlich ein typischer Gedankengang Amirs. Er scheint ihn aber nicht zu denken, was vielleicht auch ein Zeichen dafür ist, dass er erwachsen wird.
Ich glaube auch, dass das nirgends deutlich gesagt wird. Das gehört aber anscheind zum Stil, dass man sowas eben "spürt" und nicht liest und das find ich an dem Buch so faszinierend. (Ganz typisches Beispiel dafür ist, wie Baba die Dose mit Erde füllt.)
Amirs Jugend, haben wir anscheind wirklich übersprungen. Ich glaube, als sie Kabul verlassen, war er schon 18 und als er dann Soraya kennenlernt 21. oder so ähnlich. Aber Amir hat schon so einiges durchgemacht in seiner "Jugend", dadurch wird man schneller erwachsen, denke ich mir. Libbi hat dazu was interessantes geschrieben:
Das hat vielleicht mit dem typischen "Rollentausch" zutun. Wenn sich Kinder um ihre Eltern kümmern müssen. Baba sieht, dass Amir nicht so unselbstständig ist, wie er vielleicht dachte. Und Amir hat nun seine "neue" Familie die ihn bestärkt. Außerdem hat er inzwischen Babas Stolz wirklich erworben.
Ich denke es liegt auch viel an den Traditionen. Die Väter müssen das ganze einfädeln und ihren Segen dazu geben. Soweit ist Amir schon Traditionsbewusst, dass er Babas Segen dazu haben wollte, vielleicht auch um Soraya gegenüber "korrekt" zu sein. Sowas hatte ich beim lesen auch schon gedacht, wurde aber trotzdem das Gefühl nicht los, dass Amir und Baba beruhigt waren, dass Amir nicht allein sein muss.
Ja, es passt alles sehr gut zusammen. Ich hab mich in dieser Familie auch sofort wohlgefühlt, besonders als wir die Mutter kennengelernt haben. Deshalb war ich - genauso wie Amir- richtig froh, als die beiden Heiraten durften.
Liebe Grüße
Lady
Sternchen schrieb:Sehr interessant wäre, was geschehen würde, wäre zu dieser Zeit noch nichts passiert und Amir und Hassan gemeinsam erwachsen geworden. Hätte sich das Ganze so entwickelt wie bei Ali und Baba? Baba der Ali vor Gemeinheiten genauso wenig schützt wie Amir es in dieser Gasse getan hat.
Als ich das von dir gelesen habe ist mir aufgefallen, dass wir uns über die Beziehung von Baba und Ali noch nicht so viele Gedanken gemacht haben. (Was wahrscheinlich daran liegt, dass die beiden nunmal nicht im Vordergrund stehen) Aber ich finde deren Beziehung ist noch schwieriger einzuschätzen als Hassans und Amirs. Gut Baba schützt Ali auch nicht vor den Gemeinheiten, aber vielleicht hat er einfach nicht die Möglichkeit dazu. Plötzlicher Gedanke: Baba schenkt Hassan doch die Gesichtsoperation. Vielleicht will er ihn wenigstens so ein bisschen vor Hänselein der anderen beschützen, weil er eben Ali nicht mehr helfen kann. Vielleicht will er damit etwas wieder gut machen?
Sternchen schrieb:Für mich ist ein Mittäter nicht wirklich weniger schuldig. Ganz einfach deshalb, weil sobald man jemanden so eine "Milderung" zugesteht, man es damit fast schon entschuldigen könnte, bzw. so etwas erlaubt. Und es ist nicht zu entschuldigen. Ganz egal wie sehr man in Versuchung gerät, mitzulaufen. Mitläufer haben auch einen eigenen Kopf und den haben sie zu benutzen!
Der kleine Tyrann und seine Mitläufer sind ja wirklich ein spannendes Thema.

Libbi schrieb:Ich will nicht sagen, sie hätten keine Chance, aber einer müsste anfangen, sich Assef zu widersetzen. Und wenn er das tut, ist der andere schön blöd, wenn er sich ebenfalls gegen Assef wendet, wo ihm das Leben "unter" Assef bei weitem mehr Privilegien einbringt, da dessen Familie großen Einfluss hat, wahrscheinlich Sinnbild von Ehre ist.
Auf dem Geburtstag haben wir eine andere Seite von Assef kennengelernt, die zeigt, dass er nicht dumm ist. Er weiss wie er sich verhalten muss. Aber man spürt, dass er das nur tut um sich Vorteile zu verschaffen.
Sternchen schrieb:Eigentlich wieder etwas, dass Amir dazu bringen könnte, dass er auf die Idee kommt sein Vater müsste ihn hassen. Schließlich hat er neben seiner Frau nun auch mitunter das Land an ihn verloren. - das aus der Sicht des "kleinen" Amirs einmal gesehen.
Das wäre tatsächlich ein typischer Gedankengang Amirs. Er scheint ihn aber nicht zu denken, was vielleicht auch ein Zeichen dafür ist, dass er erwachsen wird.
Sterchen schrieb:Ich für meinen Teil sehe in der Beziehung sehr wohl eine Verbesserung. Ob es jetzt "Besser verstehen" ist oder einfach nur "Resignation und dadurch folgende Akzeptanz" ist mir aber nicht klar geworden. Was ich schade finde, denn ich konnte mir die Entwicklung ihrer Beziehung viel weniger erklären, bzw. hatte mir erwartet, dass sie nach Amirs Jugend nicht so leicht wortkarg abgehandelt wird. Soweit ich mich erinnere, stand da nämlich nirgendwo ein kleiner, erklärender Absatz dazu, wie es sich hat weiter entwickelt, bzw. was genau dahinter stand.
Andeutungen waren genug, ja. Auch zwischen den Zeilen wurde viel gesagt, aber ich hätte mir noch ein klein wenig mehr gewünscht.
Ich glaube auch, dass das nirgends deutlich gesagt wird. Das gehört aber anscheind zum Stil, dass man sowas eben "spürt" und nicht liest und das find ich an dem Buch so faszinierend. (Ganz typisches Beispiel dafür ist, wie Baba die Dose mit Erde füllt.)
Amirs Jugend, haben wir anscheind wirklich übersprungen. Ich glaube, als sie Kabul verlassen, war er schon 18 und als er dann Soraya kennenlernt 21. oder so ähnlich. Aber Amir hat schon so einiges durchgemacht in seiner "Jugend", dadurch wird man schneller erwachsen, denke ich mir. Libbi hat dazu was interessantes geschrieben:
Libbi schrieb:Beim Lesen hatte ich das Gefühl, dass Amir und Baba sich umso besser verstehen, je schlechter es Baba geht.
Das hat vielleicht mit dem typischen "Rollentausch" zutun. Wenn sich Kinder um ihre Eltern kümmern müssen. Baba sieht, dass Amir nicht so unselbstständig ist, wie er vielleicht dachte. Und Amir hat nun seine "neue" Familie die ihn bestärkt. Außerdem hat er inzwischen Babas Stolz wirklich erworben.
Sternchen schrieb:Nun, was die Eheleute betrifft, so habe ich den Eindruck, dass man, selbst wenn schon verlobt, nicht wirklich die Möglichkeit hat, sich näher zu kommen, bzw. "wirklich" kennen zu lernen. Der Gedanke ist aber sehr interessant, dass Amir quasi auf der Suche war, um nicht allein bleiben zu müssen. Wobei ihm Soraya glaub ich auch schon davor aufgefallen ist.
Ich denke es liegt auch viel an den Traditionen. Die Väter müssen das ganze einfädeln und ihren Segen dazu geben. Soweit ist Amir schon Traditionsbewusst, dass er Babas Segen dazu haben wollte, vielleicht auch um Soraya gegenüber "korrekt" zu sein. Sowas hatte ich beim lesen auch schon gedacht, wurde aber trotzdem das Gefühl nicht los, dass Amir und Baba beruhigt waren, dass Amir nicht allein sein muss.
Libbi schrieb:Sorayas Familie passt irgendwie zu Amir. Da ist die ihn bewundernde Mutter, die er nie hatte, ist er doch unter Männern aufgewachsen, da ist eine Frau, die ihm mit Aufrichtigkeit gegenüber den Fehlern ihrer Vergangenheit begegnet, und da ist der Offizier Taheri, der sich auf Tradition beruft.
Ja, es passt alles sehr gut zusammen. Ich hab mich in dieser Familie auch sofort wohlgefühlt, besonders als wir die Mutter kennengelernt haben. Deshalb war ich - genauso wie Amir- richtig froh, als die beiden Heiraten durften.
Liebe Grüße
Lady