Usagi Yojimbo Bd.23 – Die Brücke der Tränen (Stan Sakai)

usagi23

Verlag: Dantes (August 2023)
Softcover: 248 Seiten; 20 €
ISBN-13: 978-3-946952-95-4

Genre: Samurai/ Abenteuer/ Eastern/ Drama


Klappentext

Der Weg eines umherziehenden Ronin ist oft ein einsamer. Keiner weiß das besser als Miyamoto Usagi, der nun schon seit langer Zeit ohne einen Herren ist und ohne Familie. Da begegnet er Mayumi, die ein neues Leben außerhalb ihres Dorfes sucht. Usagi beschließt, ein Stück Wegs gemeinsam zurückzulegen. Es kommt, wie es kommen muss: Mayumi hofft, dass die beiden Wanderer sich näherkommen. Doch …. lässt das gefährliche Leben eines Ronin so etwas wie Nähe zu?

In diesem Band finden sich nicht nur ein paar hochdramatische neue Episoden um Usagi und einige seiner alten Bekannten, es haben sich auch, anlässlich des Erscheinens des hundersten Usagi Yojimbo-Hefts bei Dark Horse, Stan Sakais langjährigem U.S.-Hausverlag, ein paar Gratulantinnen und Gratulanten eingefunden, die den langohrigen Samurai und seinen Schöpfer ein wenig „grillen“ wollen … in aller Freundschaft, selbstverständlich. Zur Party eingefunden haben sich einige der besten Zeichner und Autoren, welche die Form Comic aufzubieten hat, darunter Frank Miller, Jeff Smith, Sergio Aragonés, Matt Wagner und viele andere.


Rezension

In Tomoes Geschichte kam es zum herzzerreißenden Abschied von Usagi und Tomoe, den Stan Sakai in einem Beispiel perfekter Erzählkunst darstellte. Fortan werden ihre Wege wohl getrennt weitergehen und Miyamoto Usagi muss damit den Fakt verarbeiten, dass er wohl niemals mit einer Frau an seiner Seite durchs Leben gehen wird. So zieht er wieder alleine durch das Land, bis er in diesem Band auf Mayumi trifft, die sein Leben auf unerwartete Weise beeinflussen wird.
Die Brücke der Tränen ist insgesamt von Geschichten geprägt, die mehr auf andere Charaktere eingehen als auf Usagi selbst. Damit bereitet Stan Sakai zwar sichtlich spätere Ereignisse vor und etabliert Konflikte, dies tut er jedoch auf sein unvergleichliche Art und Weise. Sein Erzähltalent sorgt dafür, dass man den langohrigen Samurai praktisch nicht vermisst und ebenso von den Geschichten gefesselt ist, als ginge es um Miyamoto Usagi selbst. Denn dies tut es im Prinzip. So gut wie alle auftauchenden Figuren und alle Handlungsfäden in diesem Band dienen auch immer zu einem Teil dazu, zu zeigen, wie Miyamoto Usagi nach den Ereignissen in Tomoes Geschichte mit sich ringt, über die Dame und ihre unmögliche mögliche Beziehung hinwegzukommen. Zentraler Bestandteil dabei ist Mayumi und wie Usagi mit ihr umgeht.

Der Toten Überbleibsel

Usagi genießt die Gastfreundschaft des Händlers Endo und dessen Tochter Hanako. Das kleine Mädchen hat in ihm einen Spielgefährten gefunden und er kümmert sich um Hanako. Usagi scheint etwas zur Ruhe zu kommen.
Allerdings ist Endo Zulieferer für den Palast des Fürsten Noriyuki und hat damit viele Neider, die ihm nach dem Leben trachten. Und so schwebt er in großer Gefahr. Und tatsächlich versucht Saiko von der Mördergilde mit gedungenen Söldnern ihn zu töten. Nur Usagi steht zwischen ihnen und einem toten Endo.
Auf den ersten Blick scheint Der Toten Überbleibsel eine, wenn auch gut geschriebene, Geschichte zu sein, die es in Abwandlung bei Usagi Yojimbo bereits gab. Endo wäre nicht der erste Händler, dem Usagi das Leben rettet. Aber das Ende stellt vieles auf den Kopf und verleiht der Geschichte eine ziemlich bittere Note und setzt damit einen eher düsteren Grundton für den gesamten Band.

Shizukiri

Der Mörder Shizukiri nimmt den Auftrag an, den Sohn eines Samurais zu töten, der sein Schwert am Sohn eines Mitglieds der Bettlergilde erprobte. Dafür kann der Samurai nach geltendem Recht nicht belangt werden. Dies soll Shizukiris letzter Auftrag werden, bevor er sich mit Haruye zur Ruhe setzt. Nur läuft nicht alles im Leben so, wie man es sich wünscht.
In Entscheidungskampf tauchte Shizukiri bereits kurz auf und dort etablierte Stan Sakai einen zukünftigen Konflikt zwischen dem Ronin und dem Mörder. In Shizukiri stellt er den Mörder nun genauer vor. Zeigt ihn als Menschen und was ihn antreibt. Und die Geschichte hat eine Tragik inne, die verdeutlicht, dass Shizukiri mit allem abgeschlossen hat.

Boss Hamanakas Hinterlassenschaft

In einem kleinen Dorf ist der örtliche Boss der Verbrecherband, Hamanaka, gestorben. Sein Sohn ist unfähig zu übernehmen und so hat sich die Bande in zwei Gruppen aufgespalten. Jede ist auf der Suche nach Hamanakas Geld, welches verschwunden ist. Eigentlich will sich Usagi daraus halten. Aber irgendwie findet er sich dann doch zwischen den Fronten wieder und dann sorgt Mayumi, eine Bedienung, für weiteren Ärger für Miyamoto Usagi.
Auf den ersten Blick ist Boss Hamanakas Hinterlassenschaft eine recht einfache Geschichte, die man zunächst meint zu durchschauen, dann aber entwickelt Stan Sakai seine Handlung weiter und die schlägt dann noch den ein oder anderen Haken. Zudem führt er hier Mayumi ein, die noch wichtig werden wird.

Regen und Donner

Inazuma, oder besser Jei, und Keiko ziehen nach wie vor durch die Lande. Dabei treffen sie auf Kopfgeldjäger, das Holzsammlerpärchen – und Gen und den Streuner, die sich ebenfalls das Kopfgeld verdienen wollen.
Lange war Jei nur eine Bedrohung im Hintergrund von der Usagi und seine Freunde nichts ahnten. Hier erfährt Gen, dass Jei noch lebt und wie er das tut, ist kurz und furios. Stan Sakai erzählt auf den wenigen Seiten mehr über die Figuren als manch einer in einem ganzen Roman.

Brücke der Tränen

Mayumi und Usagi erreichen das nächstgelegene größere Dorf. Dort möchte Usagi Mayumi eigentlich zurücklassen, doch die hat andere Pläne. Beim Betreten des Dorfes geraten sie in einen Konflikt zwischen Dieben. Der Ronin kann die Gefahr beseitigen, aber sein Problem bleibt bestehen. Kann er Mayumi einfach zurücklassen? Mit der Belohnung für die Diebe hätte sie eigentlich genug Geld, um neuanzufangen. Aber dennoch fällt ihm die Entscheidung nicht unbedingt leicht.
Brücke der Tränen zeigt wie innerlich zerrissen Miyamoto Usagi eigentlich ist und das er nach allem, was bisher geschehen ist, am liebsten niemanden mehr an sich heranlassen will. Das Ende der Geschichte sorgt nicht nur bei Mayumi für Tränen, sondern nimmt ebenso Usagi und den Leser mit. Stan Sakais Bildsprache ist hier mal wieder perfekt.

Fiebertraum

Auf seiner Weiterreise trifft Usagi auf Chizu. Diese wird gerade von Mitgliedern der Neko-Ninja angegriffen. Gemeinsam schlagen sie die Ninja zurück, aber Usagi wurde von einer vergifteten Nadel getroffen und bald ringt er mit dem Tod. Während Chizu verzweifelt versucht ihn zu retten und sich auf die Suche nach einer Heilpflanze macht, kämpft Miyamoto Usagi in einem Fiebertraum mit einem wahren Monster.
Mit Fiebertraum geht es noch weiter hinab in Miyamoto Usagis Seele. Er kämpft hier nicht nur gegen seine größten Ängste, sondern auch noch gegen etwas ganz anderes. Zudem deutet sich hier die mögliche Auflösung eines Konflikts an.

Der Mörder

Shizukiri hat Mayumi in seine Gewalt gebracht und will sie als Druckmittel gegen Miyamoto Usagi verwenden. Nachdem dieser aus seinem Fiebertraum erwacht ist, steht Shizukiri vor der Hütte zu einem letzten Duell bereit. Alle Vorteile sind auf seiner Seite und dennoch stellt sich der geschwächte Ronin ihm.
Auf diesen Moment hat der Band hingearbeitet und Der Mörder beinhaltet alles, was man von einer Geschichte aus der Feder Stan Sakais erwarten kann. Eine feine Charakterzeichnung trifft auf eine gute Geschichte, eine ungewohnte Erzählweise und auf ein furioses Ende. Wie bereits bei Tomoes Geschichte gibt es kein glückliches Ende, sondern das Ganze endet mal wieder sehr düster, aber genau richtig. Sowohl für die Handlung als auch vermutlich für Miyamoto Usagi, wenn dessen Entwicklung auch weiterhin passend fortgeführt wird, aber da braucht bei Stan Sakai eigentlich niemand Angst haben, dass dies nicht der Fall sein könnte.

Als Bonusgeschichte ist Ein humoriger Hasenbraten zur Feier von Heft Nummer 100 enthalten. Hier kommen Weggefährten und andere Comickünstler zu Wort. Alles in allem ist das recht witzig, aber man muss auch den Humor mögen und vor allem die Anmerkungen lesen, denn sonst erschließt sich nicht jede Anspielung.


Fazit

Die Brücke der Tränen trägt ihren Titel vollkommen zurecht. Stan Sakai betrachtet in diesem Band mehr denn je das Innenleben des Hasenronins und lässt alles mit Der Mörder auf einer sehr bitteren Note enden. Es wird langsam müßig, es zu betonen, Stan Sakai ist ein vollendeter Erzähler, der gerade in den letzten Bänden keine Schwäche zeigt.


Pro & Contra

+ Usagi entwickelt sich weiter
+ im Hintergrund deutet sich so manches an
+ Chizu taucht auf
+ abwechslungsreich
+ gibt neben Usagi anderen Figuren Platz

Bewertung: sterne5

Handlung: 5/5
Charaktere: 5/5
Zeichnungen: 4,5/5
Lesespaß: 5/5
Preis/Leistung: 5/5


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Tags: Samuraigeschichten