Pitch Black - Ohne Ausweg (Susan Crandall)

Egmont Lyx (März 2011)
kartoniert, Klappbroschur
Seiten: 395, 9,95 EUR [D]
ISBN: 978-3-8025-8333-9

Genre: Kriminalroman


Klappentext

Was ein abenteuerlicher Campingausflug werden sollte, endet mit einem tragischen Todesfall. Alles deutet auf einen Mord hin. Verdächtigt wird der Teenager Ethan, der sich in Widerspruche verwickelt. Doch seine Mutter Maddie glaubt an die Unschuld ihres Sohnes und beginnt, auf eigene Faust zu ermitteln. Dabei begegnet ihr der attraktive Sheriff Gabe Wyatt, für den sie schon bald tiefe Gefühle hegt …


Rezension

Susan Crandall arbeitete ursprünglich als Zahnhygienikerin, bevor sie ihre Liebe zur Literatur entdeckte und selbst zu schreiben begann. Bereits mit ihrem ersten Kriminalroman gewann sie den begehrten RITA Award. In Pitch Black – Ohne Ausweg präsentiert sie nun die erste, romantisch angehauchte Geschichte aus ihrer Feder über Liebe, Vertrauen und ein Verbrechen, das schlussendlich erschüttern kann.

>> Wieder einmal blickte Gabe auf den Autopsiebericht. Nicht, dass er hoffte, etwas Neues zu entdecken – ihm gefiel einfach nicht, worauf alle logischen Schlussfolgerungen hindeuteten. Zusätzlich zu seiner offensichtlichen Verletzung hatte Steve McPherson auch noch vier gebrochene Rippen, Wunden an den Händen und Unterarmen, eine gebrochene Nase und sechs abgebrochene Zähne. <<

Madison Wade ist mit ihrem Adoptivsohn Ethan in eine ruhige Kleinstadt gezogen. Weit weg von Philadelphia und der schiefen Bahn, in die ihr Junge geraten war. Doch das ersehnte, ruhige Leben will nicht so werden, wie es soll. Stattdessen sind die Einwohner mit Vorurteilen beladen und fühlen sich von der jungen Journalistin und ihrem Ziehsohn allein mit ihrer Anwesenheit provoziert. Nur Sheriff Gabe Wyatt hat sich mit der Familie angefreundet und scheint sich mehr als nur angemessen für Maddie zu interessiert. Zumindest, bis zwei Männer ermordet werden und Drogen im Umlauf sind. Denn der Verdacht fällt auf Ethan, Maddies Sohn …

Vorurteile machen das Leben nicht nur leichter, in dem sie unsere Meinungen prägen und uns manchmal die so hemmenden Grübeleien ersparen, nein, sie tun leider oftmals viel mehr als das. Viel mehr als notwendig wäre. Das und nichts anderes hat Madison Wade schon in den ersten Monaten auf dem Land gelernt. In den Südstaaten. Als Yankee wird sie dort bezeichnet, vor allem gerne von Sheriff Gabe, der diesen Ausdruck jedoch sehr scherzhaft, ganz anders als die restlichen Bewohner der Kleinstadt in Tennessee, und fast schon liebevoll über die Lippen scheucht. Er ist der geborene, freundlich galante Mann und natürlich alles andere als unansehnlich. Doch Maddie will nichts von ihm wissen. Zumindest versucht sie sich, diesen Mann auszureden. Denn sie ist jetzt eine Mutter. Eine solcher Art, die sich um einen fehlgeleiteten Jungen kümmern muss, der in seinem Leben viel Schlimmes erfahren hat. Ethan. Ethan das Straßenkind, das seine Mutter verloren hat und dessen Vater nie etwas von ihm wissen wollte. Nichts anderes ist ihr so wichtig geworden, wie dieser Junge. Nur ihre Arbeit. Denn Madison ist Journalistin und verdammt gut in ihrem Job. Susan Crandall hat sie hervorragend als erfolgreiche und unabhängige Frau gezeichnet, unter deren Oberfläche so viel mehr schlummert, als man anfänglich anzunehmen wagt. Und ebensolche Tiefe findet man in vielen Bereichen des Romans. Nicht zu ausufernd, um wahrhaft beschwerlich zu sein, doch genug vorhanden, um hervorzustechen. Als Leser verliebt man sich förmlich in Maddie, Ethan und auch in Gabe. Sie sind Menschen mit Ecken und Kanten, aber dennoch die Guten. Man wünscht ihnen nur das Beste und genau aus diesem Grund lässt die Autorin ihnen das Schlimmste wiederfahren.

Und hierbei geht sie sehr methodisch vor. Während man Ethan beobachtet, der sich langsam in seine neue Realität fügt, um plötzlich auf unerträgliche Art aus seinen Sicherheiten gerissen zu werden, begleitet man Maddie durch ihren Alltag und den Sheriff schlussendlich durch die sich für ihn furchtbar entwickelnden Ermittlungen. Denn alle Beweise deuten auf Ethan als Täter hin, der scheinbar den Vater seines besten Freundes ermordet hat. Die anfängliche Romanze zwischen Gabe und Maddie dringt ab diesem Mord in den Hintergrund und bleibt dort bis zum Schluss. Denn Pitch Black ist vorwiegend ein Krimi. Ein Krimi mit viel Gefühl. Leser, die sich eine leidenschaftliche Liebesgeschichte erwarten sind daher hier fehl am Platz und könnten sich wahrlich einer Enttäuschung ausgeliefert sehen. Oder aber sie werden vielleicht von der doch wirklich toll gestalteten Handlung verführt, die den Leser zwar nicht immer ganz aufs Glatteis zu führen weiß, jedoch sehr wohl zu täuschen, verwirren und vor allem zu unterhalten versteht. Es bleibt zu jederzeit spannend. Längen existieren nicht. Wenn überhaupt Schwächen vorhanden sind, dann wohl die zu Beginn fast noch mühsam witzigen Wortspielereien der zwei liebgewonnen Turteltauben und die letzten, fast zu ausufernden Seiten der einzelnen Entwicklungen. In diesen Punkten merkt man Susan Crandall doch noch an, keine besonders hilfreichen Schreiberfahrungen (in Sachen Liebesromanpräsentation) gesammelt zu haben, um sattelfest zu erscheinen in dem was sie tut. Doch dieser Eindruck verflüchtigt sich schnell und selbst wenn er wieder durchzudringen scheint, besticht dennoch der Charme der Autorin, der den Leser immerzu fähig ist, zu fesseln.

Liebe Leserinnen, ich möchte Ihnen ein kleines Geheimnis verraten. Es handelt sich dabei um eine dieser verrückten Schriftstellermarotten … Sie wissen schon, man muss dafür sorgen, dass die richtige Musik spielt oder die richtige Duftherze brennt, oder man muss sich dreimal um sich selbst drehen, bevor man sich zum Schreiben hinsetzt. Irgendetwas, ohne dass man einfach keinen Satz zu Papier bringt …

(Aus dem Nähkästchen geplaudert; Seite 394)


Fazit

Mit Pitch Black – Ohne Ausweg hat Susan Crandall einen Roman geschrieben der bezaubern kann und trotz der klassischen Krimi- und Romantikelementen ein ganz eigenes Gefühl für die Handlung und die Charaktere vermittelt. Glaubwürdig, erwachsen und in jedem Fall lesenswert für Krimi-Fans oder aber auch für Freunde realistischer Geschichten und Emotionen. Man kann nur hoffen, dass Susan Crandall viel Erfolg haben wird und weiterhin so lesenswerte Unterhaltungsromane schreibt! Mit einem Wort: Lesen!


Pro und Kontra

+ erwachsen und realistisch gestaltet
+ liebenswerte, vielschichtige Protagonisten
+ unterhaltsam und spannend
+ angenehm lesbarer Stil
+ wunderbarer Kriminalromand

o kaum Erotik, dafür Quäntchenweise sanfte Romantik
o Mehr Kriminalroman als Liebesgeschichte

- zu ausuferndes Ende

Bewertung:

Handlung: 4 / 5
Charaktere: 4,5 / 5
Lesespaß: 4,5 / 5
Preis/Leistung: 4 / 5