Das Feenorakel (Jeanine Krock)

UBooks (März 2011)
Taschenbuch, 320 Seiten, 12,95 EUR
ISBN: 978-3-86608-130-7

Genre: Romantic Fantasy


Klappentext

Der charmante Dunkelelf Julen ist von seinem neuen Auftrag alles andere als begeistert. Er soll auf ein Mädchen aufpassen, dessen Lebenserfahrung kaum über die Grenzen ihres Schulzimmers hinausgeht. Die Dinge werden noch komplizierter, als die zauberhafte Alva dank ihrer einzigartigen Stimme das Angebot erhält, mit einer Band auf Tour zu gehen. Und schon bald verdichten sich die Hinweise darauf, dass Julen nicht ohne Grund für diesen Job ausgewählt wurde ...


Rezension

Julen, den Fans der Reihe aus „Die Sternseherin“ kennen, ist zum Vengador aufgestiegen und erhält von Kieran den Auftrag, eine Feentochter zu beschützen. Der Vampirkrieger ist enttäuscht darüber, einen lächerlichen Babysitterjob übernehmen zu müssen, aber als er die junge Alva kennenlernt, entdeckt er die angenehmen Seiten seines Auftrags. Schnell wird Julen jedoch klar, dass er sich zu sehr für sie interessiert – dabei hatte Kieran ihm gedroht, ihn sprichwörtlich einen Kopf kürzer zu machen, wenn er sie anfasst. Noch dazu ist Alva eine Sirene, die ihre Magie nicht kontrollieren kann und mit ihrem Gesang die Sterblichen in willenlose Sklaven verwandelt. Julen kann und muss ihr helfen, ihre Stimme ohne bösen Zauber einzusetzen und verliebt sich dabei mit jedem Tag mehr in sie …

Im Vergleich zu den anderen drei Teilen der Licht & Schatten-Reihe ist „Das Feenorakel“ weniger düster und sehr stark auf die Liebesgeschichte zwischen Julen und Alva fokussiert. Die gestaltet sich gewohnt turbulent, wobei Nebenhandlungen dieses Mal leider zu kurz kommen. Man erfährt kaum mehr über die magische Welt und das schwierige Verhältnis von Dunkel- und Lichtelfen. Ja, auch das Feenorakel selbst spielt erst gegen Ende der Geschichte eine zentrale Rolle. Jeanine Krock widmet ihren beiden Protagonisten dieses Mal zu viel Zeit. Nebencharaktere lernt man fast ausschließlich aus der Perspektive von Julen oder Alva kennen. Dabei wären die Gedankengänge mancher sehr interessant. Der Verzicht auf die häufigen Perspektivenwechsel ist gewöhnungsbedürftig, letztlich entschädigt jedoch die Spannung zwischen Alva und Julen. Für einen Vampir, der auch in der modernen Zeit am liebsten von Menschen trinkt, zeigt sich Julen allerdings eher wenig bissig.

Anfangs hat man es als Leser mit Alva etwas schwer, denn sie ist wirklich noch verdammt jung. Sie erscheint oftmals gedankenlos und vor allem schwach, wobei sie im Laufe der Geschichte mehr und mehr Selbstbewusstsein gewinnt. Je frecher sie wird, desto eher kann man sie ins Herz schließen und humorvolle Momente genießen. Doch Julen stiehlt ihr permanent die Show. Sein dunkler Charme und die schelmische Art machen ihn zu einem echten Leserliebling. Wobei er, wie bereits angesprochen, irgendwie softer daherkommt, als die Vampire aus früheren Romanen. Als „Dark“ Fantasy kann man „Das Feenorakel“ kaum bezeichnen, zu sehr liegt der Schwerpunkt auf der romantischen Geschichte. Zu wenig Blut fließt in gewissen Szenen. Jeanine Krocks Vampire waren niemals mordende Monster, doch in den Vorgängerromanen gehörte ein kleiner oder auch größerer Schluck Lebenssaft dazu.

Was jedoch positiv auffällt: Alva ist wieder ein vollkommen anderer Charakter als ihre Vorgängerinnen. Der Autorin gelingt es immer wieder, eine neue Protagonistin zu entwerfen – ohne von alten, beliebten Charakteren abzukupfern. Mit ihrer betörenden Stimme und der Band „One More Thing“ beginnt für Alva ein neues Leben als Musikerin und der Leser begleitet sie durch diverse Clubs und sogar auf ein großes Festival. Die Entwicklung der Band wird mit viel Hingabe erzählt und so lässt sich auch über die leider spärlich vorhandenen Begegnungen mit der magischen Welt hinwegsehen. „Das Feenorakel“ liest sich insgesamt eher wie ein schwer romantisches Intermezzo, bei dem die Storyline den Leser mit vielen Fragen zurücklässt. Am Ende wird zwar noch schnell vieles aufgeklärt, doch die vielen glücklichen Fügungen wirken auf den Leser unglaubwürdig. Auch zwischenzeitlich bleiben zu viele Fäden in der Luft hängen.

Fast könnte man glauben, dass die Autorin unter dem Termindruck gelitten hat, schließlich erscheinen mit „Das Feenorakel“ und „Wind der Zeiten“ zwei Romane recht zeitnah. Trotz aller Kritik gelingt es Jeanine Krock auch dieses Mal ihre Stärken ausspielen. Die Szenen, bei denen es zwischen Alva und Julen heftig knistert, lesen sich wahnsinnig gut. Und nach wie vor trifft die Autorin bei den erotischen Begegnungen den richtigen Ton. Das Cover von Agnieszka Szuba haut den Leser wieder schlichtweg um – allerdings will die Frau mit dem starken Blick lange Zeit nicht zu Alva passen. Gegen Ende der Geschichte entdeckt man dann doch noch gewisse Ähnlichkeiten. "Das Feenorakel" lässt sich übrigens unabhängig von den anderen Teilen der Licht & Schatten-Reihe lesen, mit der Vorgeschichte der anderen Bücher macht die Story jedoch mehr Spaß!


Fazit

„Das Feenorakel“ kommt softer als seine Vorgänger daher und legt den Schwerpunkt auf die schwer romantische Spannung zwischen Julen und Alva. Nebenhandlungen kommen dabei viel zu kurz und bringen keine neuen Erkenntnisse über den Hintergrund der Licht & Schatten-Reihe. Für Fans dennoch ein knisternder Lesegenuss mit Augenzwinkern und viel Gefühl.


Pro & Contra

+ herrlich romantisch
+ Julens dunkler Charme
+ Entwicklung von Alvas Band
+ knisternde Erotik
+ die Magie der Sirenen

- weniger düster als seine Vorgänger
- kleine Logikschwächen
- Ende mit zu vielen glücklichen Fügungen

Wertung:

Handlung: 3/5
Charaktere: 3,5/5
Lesespaß: 4/5
Preis/Leistung: 3,5/5


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Tags: Romantic Fantasy, Elfen, Jeanine Krock