Verlag: Lyx, März 2011
Originaltitel: Demonglass,
übersetzt von Michaela Link
Klappbroschur, 348 Seiten, 9,95 EUR
ISBN: 978-3802582400
Genre: Romantic Fantasy / Jugendfantasy
Klappentext
Nachdem Sophie endlich die Wahrheit über ihre dämonische Herkunft erfahren hat, taucht ihr Vater in Hex Hall auf, um sie über die Ferien nach London zu holen. Sophie kann die Ablenkung gut gebrauchen, denn sie ist noch immer schockiert darüber, dass ihr Schwarm Archer sich als Spion des finsteren Ordens L’Occhio di Dio erwiesen hat, der alle magischen Wesen auslöschen will.
Zusammen mit der Vampirin Jenna und Cal, dem Gärtner von Hex Hall, reist Sophie nach England. Dort trifft sie eine Gruppe Halbdämonen, die ihre Kräfte dazu benutzen, um gegen das Böse zu kämpfen. Bisher hat Sophie geglaubt, dass außer ihr und ihrem Vater keine Dämonen existieren. Sie hegt deshalb immer mehr Zweifel an ihrer Entscheidung, ihre eigenen Kräfte aufzugeben – auch weil das Ritual, das dazu nötig ist, große Gefahren in sich birgt. Als plötzlich der vermisste Archer wieder auftaucht und der Orden des Auges einen erneuten Angriff auf die Prodigien startet, wird Sophie in ein tiefes Gefühlschaos gestürzt. Denn sie muss feststellen, dass sie trotz Archers Verrat noch immer Gefühle für ihn hegt...
Die Autorin
Rachel Hawkins wurde in Virginia geboren und ist in Alabama aufgewachsen. Nach dem Studium arbeitete sie zunächst als Englischlehrerin und begann 2007 zu schreiben. Hex Hall – Wilder Zauber ist ihr Debüt als Fantasy Autorin.
Rezension
Cliffhanger sind fies, Cliffhanger sind gemein – und vor allem haben Cliffhanger die nervende Eigenschaft, genau an der spannendsten Stelle aufzuhören. Man kann leise aufschreien, mit dem Fuß auf den Boden stampfen, das Buch an die Wand schmettern, aber es bleibt bei dem Cliffhanger und man weiß einfach nicht, wie es weitergeht. Obwohl man 348 Seiten nägelkauend voller Spannung Sophie auf eine unglaubliche Reise begleitet hat – eine Reise zu ihrem Vater und eine Reise zu ihren wahren Kräften. Eine Reise in die Vergangenheit und gleichzeitig in eine Zukunft, in der ihr Vater und ihr Erbe eine große Rolle spielen sollen, wenn sie sich für die Magie entscheidet.
Rachel Hawkins bewegt sich mit Sophie weg von den Internatsgeschichten und den ausgetretenen Pfaden von missgünstigen Mitschülern und ihren Intrigen. Sie wendet sich lieber Romeo und Julia zu, denn Archer und Sophie sind Feinde – oder sollten es zumindest sein. Sophie erfährt, dass dämonische Kräfte in ihr schlummern, die sie von ihrem Vater geerbt hat. Ihr Vater ist das Ratsoberhaupt und sie soll seine würdige Nachfolgerin werden, wenn sie ihre Kräfte behält und lernt, sie zu kontrollieren. Archer ist Mitglied des Ordens L’Occhio di Dio, die Augen, deren Ziel es ist, Prodigien endgültig auszurotten. In ihrem Auftrag hat er Hex Hall infiltriert, bei seiner Entlarvung konnte er fliehen und war nicht mehr aufzufinden. Angeblich soll er sich in London aufhalten – und genau dorthin ist Sophie unterwegs, um ihren Vater zu treffen und den Sommer mit ihm zu verbringen. Mit ihr reisen Jenna, ihre Vampirfreundin, und Cal, der hinreißende Gärtner mit den heilenden Händen. Auf dem Lande beherbergt ihr Vater sie und ein paar Ratsmitglieder in einer kleinen kuscheligen Abtei.
"Mehr als 300.000 Kubikmeter Wohnraum. Weit über 300 Zimmer. 31 Küchen. 98 Badezimmer. 359 Fenster. 2.476 Glühbirnen." (Seite 48)
Zu ihrer großen Verblüffung sind auch noch zwei weitere Teenager anwesend, Nick und Daisy. Sie sind tatsächlich Dämonen, eigentlich sollten doch Sophie und ihr Vater die einzigen Dämonen sein. Sie sind wahrscheinlich nur die einzigen, die bekannt sind, außerdem sind Sophies Dämonenfähigkeiten vererbt. Nick und Daisy wurden also erschaffen – aber warum und von wem? Liegt ein Krieg in der Luft? Ist es da nicht besser, wenn Sophie ihre Kräfte behält, um sich zu verteidigen? In einem unnachahmlich spannenden Sog erwartet man atemlos bei fliegenden Blättern die Antworten, nur um immer mehr Geheimnisse zu entdecken, die bestimmt noch Stoff für ein paar Bücher hergeben. Die Verwicklungen sind verzwickt, die Ratsmitglieder auch nicht immer das, was sie sein sollten. Der Kampf zwischen den Mitgliedern des Ordens und den Prodigien nimmt eine neue Stärke und Wendung an, Sophie ist mitten drin im Geschehen. Genauso wie Archer, der hier eine ganz neue Seite von sich preisgibt. Ob es wohl wirklich ein Happy End für sie beide geben wird? Oder vielleicht doch für Sophies Verlobten, denn alle Hexen werden an ihrem dreizehnten Geburtstag mit Magiern verlobt. Bisher waren immer alle mit dem Ergebnis zufrieden – wer weiß, wie Sophie sich noch entscheiden wird.
Einen atemberaubenden Nachfolgeband hat Rachel Hawkins erschaffen, sie übertrifft sich in punkto Spannung um einiges. Mit dem Verlassen des Internates hat sie einen guten Griff getan, ihre Charaktere sind undurchschaubar, tiefgründig und äußerst wandelbar. Sophie entwickelt sich zu einer gereiften Persönlichkeit, deren Sinn für Sarkasmus sie nie verlässt. Ihre Wortgefechte mit anderen sorgen für die nötige Heiterkeit und Leichtigkeit, zusätzlich zu den angenagten Nägeln schleicht sich ein Dauergrinsen ins Gesicht. Die Zeit verfliegt wie die Blätter, dieser Band ist ein wahrer Pageturner, voller Spannung, undurchsichtigen Geschehnissen, unvorhersehbaren Wendungen und absolut liebenswerten und starken Charakteren, mit denen man mitfiebert und an ihrem Leben liebend gerne teilhaben möchte. Selbst die Bösen sind unergründlich und nicht nur böse, auch sie haben ihre Geschichten und Berechtigungen, man ist äußerst gespannt, wo das alles noch hinführen wird. Denn vieles ist gar nicht so, wie es zu sein scheint. Nicht zu vergessen ist das stimmungsvolle Cover und die außergewöhnlich gute Qualität der Bücher von Lyx, sie sind biegsam und halten einiges aus.
Fazit
Rachel Hawkins schlägt mit ihrer Geschichte neue Wege ein. Weg vom Internatgedöns führt sie die Leser in eine Welt voller Geheimnisse, dunklen Mächten und atemberaubender Handlung. Ihre Charaktere sind sich selbst treu, dabei aber unendlich tief wie die See, wandelbar und liebenswürdig. Mit atemloser Spannung hetzt man durch das Buch, nur um dann vor einer Klippe zu stehen, nicht wissend, wohin einen der Sprung führen wird.
Pro und Contra
+ fesselnder Erzählstil mit sarkastischem Unterton
+ Spannungsbogen wird nicht gebrochen
+ interessante und unergründliche Charaktere
+ stimmige Lokalitäten mit besonderen Eigenarten
+ unaufdringlicher Gebrauch von Magie
+ auch für Erwachsene geeignet
+ unvorhersehbare Ereignisse und Wendungen
+ die Serie schlägt eine neue Richtung ein
o Cliffhanger
Wertung:
Handlung: 4,5/5
Charaktere: 4,5/5
Lesespaß: 4,5/5
Preis/Leistung: 4,5/5