Das Zeitalter der Dämonenkriege: Todfeind (R. A. Salvatore)

Egomont Lyx (1. Auflage, 15. Oktober 2008)
broschiert, 414 Seiten, 13,95 EUR
ISBN: 9783802581816

Genre: Fantasy


Klappentext

Auf der Reise nach seinem verschollenen Vater reist Bransen Garibond über den Golf von Korona in das wilde Land Vanguard. Dort wird er in den Krieg gegen den barbarischen Samhaistaner Badden hineingezogen. Doch in der Nähe seiner magischen Eisburg leben einige Völker, die ihre eignen Kriege führen. Bransen ist der einzige, der zwischen beiden Welten eine Brücke bauen kann. Wenn er versagt, wird sich der Schatten des gnadenlosen und rachsüchtigen Badden über das Land legen...


Inhalt

Der Klappentext führt etwas in die Irre. Bransen reist keineswegs vollkommen freiwillig über den Golf von Korona, sondern wird durch eine List dazu gebracht und, dort angekommen, zwangsverpflichtet. Seine neuen Herren zwingen ihn gegen Altvater Badden zu kämpfen, dem er sich am Ende mit einer kleinen Gruppe von Gefährten stellt.
Nicht für ein höheres Ziel, sondern für sich und seine Familie.
Unterstützung findet er dabei bei den Pauris und den Barbaren, die unterhalb der Eisfestung Baddens auf Inseln in einem See leben und Fehden führen.
Die Abellinkaner, Vertreter einer neuen Religion aus dem Süden, versuchen zu dem Fuß im Norden zu fassen und sorgen für weitere Konflikte.


Rezension

Dieses Buch ist eines der wenigen, bei dem man die Kritik unter zwei Gesichtspunkten angehen muss.
Zum einem muss man den Inhalt bewerten und zum anderen die Übersetzung.
Als erstes soll der Inhalt bewertet werden, da hierfür der Autor verantwortlich ist und dieser in erster Linie überzeugen muss, danach wird dann die Übersetzung genauer betrachtet.
R.A.Salvatore liefert hier den Auftakt zu einer neuen Reihe, dementsprechend muss er viele Charaktere einführen, wodurch das Buch am Anfang kleinere Längen aufweist.
Gleichzeitig hat ein neuer Leser das Problem, dass Wissen aus dem direkten Vorgänger vorausgesetzt wird. Auch wenn „Der dunkle Mönch“ eine abgeschlossene Geschichte darstellt und mit der neuen Serie nicht mehr viel zu tun haben wird, wird in dem Buch doch schon der Hauptcharakter Bransen Garibond eingeführt und sein Leiden näher beleuchtet. Dieses Hintergrundwissen fehlt dem Leser von „Todfeind“, was das Einfinden in die Geschichte etwas erschwert. Erst mit der Zeit versteht man die Zusammenhänge.

Da „Todfeind“ und „Der dunkle Mönch“ noch dazu in verschiedenen Verlagen erschienen sind, findet sich leider auch kein Hinweis auf den eigentlichen Vorgänger. „Todfeind“ wird von LYX sogar als erster Roman aus dem Zeitalter der Dämonenkriege beworben, eine leicht irreführende Aussage. Wenn diese Schwierigkeiten überwunden sind, bekommt man einen soliden bis guten Fantasyroman, der einige interessante Ideen liefert.
Da wären zum einen die Pauris, eine Art Zwerge, die ihre Kappen in das Blut ihrer Feinde tauchen und deswegen als Rotkappen bezeichnet werden. Bei ihnen finden sich die meisten innovativen Konzepte und anders als in der Reihe „Dämonendämmerung“ dieses Autors sind sie nicht das personifizierte Böse, sondern helfen sogar den Helden in ihrem Kampf. Dabei hat er ihren Charakter aber so gut wie gar nicht geändert, es ist eher nur eine Frage der Perspektive. In diesem Buch nimmt man eine andere ein als vorher und fiebert mit ihnen in ihrem Kampf, auch wenn sie mitunter Grenzen überschreiten.
Die Hauptfigur, Bransen Garibond, macht im Laufe des Buches eine glaubwürdige Entwicklung durch, die noch nicht abgeschlossen zu sein scheint, dafür stellt ihm Salvatore weitere Charaktere an die Seite, die ihm dabei helfen, das zu werden, was er sein muss.
Auch sein Gegner Altvater Badden erfährt eine sehr gute Charakterisierung, auch wenn sie nicht positiv ausfällt, aber sein Handeln ist nachvollziehbar und er ist nicht nur auf Machtstreben ausgelegt. Vielmehr geht es in diesem ersten Buch um den Kampf zwischen zwei Religionen, Altvater Badden steht für die alte, vergängliche, die Abellikaner für die neue aufstrebende. Allerdings wird keine der Beiden als absolut Gut oder Böse gezeichnet. Am Ende stehen die Abellikaner durch ihr Handeln auch nicht besser da, als die Samhaistaner, die diesen Krieg begonnen haben.
Der Inhalt kann also überzeugen.

Aber – und das ist jetzt ein großes ABER – die Übersetzung des Buches taugt leider überhaupt nicht. Michael Kubiak hat mit ihr eine äußerst schlechte Arbeit abgeliefert. Normalerweise schafft es Salvatore eine Atmosphäre in seinen Büchern aufzubauen, die einen in die Geschichte hineinzieht. Diesmal gelingt ihm das weniger. Der Grund ist, wie gesagt, in der Übersetzung zu finden. Kubiak findet keine guten Formulierungen und übernimmt die Satzstrukturen aus dem Englischen, wodurch viele Bezugsfehler innerhalb eines Satzes entstehen. Teilweise muss man Sätze mehrmals lesen, um sie nachvollziehen zu können. Der ganze Text wirkt uninspiriert. Es wird immer der einfachste Weg genommen, etwas zu formulieren. Dazu kommt, dass sich Kubiak noch nicht einmal die Mühe macht, alles aus dem Englischen zu übersetzen.
Der Spitzname der Pauris, Rotkappen, wird übersetzt. Der Name ihrer Insel, die eben auch Rotkappe heißt, steht aber plötzlich in Englisch „Insel Red Cap“ So etwas irritiert und stört einfach beim Lesen und ist kein Einzelfall. Man fragt sich unweigerlich, was sich der Übersetzer dabei gedacht hat.
Die ganze Übersetzung wirkt hastig runter geschrieben.
Für das nächste Buch der Reihe kann man nur hoffen, dass LYX einen neuen Übersetzer nimmt oder Michael Kubiak mehr Mühe auf seine Arbeit verwendet.


Fazit

Insgesamt bleibt ein eigentlich lesenswertes Buch, das unter einer mangelhaften Übersetzung leiden muss. Fans von Salvatore und Fantasy im Allgemeinen erhalten eine unterhaltsame Geschichte mit gut ausgearbeiteten Charakteren und Hintergründen. Auch neue Ideen und Konzepte sind zu finden, die das Buch aus der Masse herausheben.



Pro & Contra

+ interessante Charaktere, die nicht dem Standard entsprechen
+ eine Geschichte, die schon größere Ereignisse erahnen lässt
+ neue Ideen in Bezug auf Völker und Monster

+/- langsamer Beginn
+/- setzt gerade am Anfang voraus, dass man „Der dunkle Mönch“ gelesen hat. Erst später findet man dann auch Erklärungen, die ein Leser des Vorgängers schon kennt

- die Übersetzung ist überhaupt nicht gelungen

Bewertung:

Handlung: 4/5
Charaktere: 4/5
Lesespaß: 2/5
Preis/Leistung: 2/5


Literatopia-Links zu weiteren Titeln von R.A. Salvatore:

Rezension zu Die Dunkelelfen
Rezension zu Der Fluch der Dunkelelfen
Rezension zu Die Rache der Dunkelelfen
Rezension zu Der Piratenkönig - Die Legende vom Dunkelelf
Rezension zu Der König der Geister – Die Legende vom Dunkelelf
Rezension zu Die Gefährten – Die Legende vom Dunkelelf
Rezension zu Die Nacht des Jägers – Die Legende vom Dunkelelf
Rezension zu Der Aufstieg des Königs – Die Legende vom Dunkelelf
Rezension zu Die Vergeltung des eisernen Zwerges – Die Legende vom Dunkelelf
Rezension zu Meister der Magie – Die Legende vom Dunkelelf
Rezension zu Meister der Intrige – Die Legende vom Dunkelelf
Rezension zu Meister des Kampfes – Die Legende vom Dunkelelf
Rezension zu Zeitenlos – Die Legende vom Dunkelelf

Rezension zu Das Zeitalter der Dämonenkriege: Waffenbrüder
Rezension zu Die Legende von Drizzt: Die Niewinter-Erzählungen Bd.1
Rezension zu Das Lied von Usgar
Rezension zu Die Rache der gefallenen Götter
Rezension zu Das Lied des auferstandenen Gottes

Interview mit R.A. Salvatore (engl.)
Interview mit R.A. Salvatore (dt. Übersetzung)

 

Tags: R.A. Salvatore